Carlos Santana mit weißer Kappe und Gitarre bei Live-Konzert (2009)

Stichtag

20. Juli 1947 - Gitarrist Carlos Santana wird geboren

"Hallo, bin 14 und liebe Santana", schreibt ein Mädchen aus Polen im Youtube-Kommentar zu "Samba Pa Ti". Ein Mexikaner erhebt das Instrumental zu seiner persönlichen "Himno Nacional" und WDR-Moderatorin Claudia Ludwig, dem Teenie-Alter längst entwachsen, gesteht im Interview: "Bei dem Lied bekomme ich immer noch Gänsehaut; dann denke ich daran, wie wir Mitte der 70er auf Klassenpartys Blues getanzt haben." Wer so als Musiker Menschen über Grenzen und Generationen hinweg erreicht, muss in seiner Karriere einige Dinge richtig gemacht haben.

Top-Hits wie "Samba Pa Ti" oder "Maria Maria" sind da natürlich hilfreich - auch wenn einige Santana-Titel, etwa "Black Magic Woman" oder "Oye como va", nicht von ihm stammen. Viel entscheidender für den seit fast 50 Jahren andauernden Erfolg Carlos Santanas ist der ureigene, charakteristische, gleitend-melodiöse Klang seiner Gitarre, der selbst für Musiklaien so unverwechselbar ist wie der Sound seiner Kollegen Eric Clapton oder Mark Knopfler.

Woodstock-Auftritt im LSD-Rausch

In der Grenzstadt Tijuana spielt der 1947 geborene Mexikaner schon als Zehnjähriger auf der Geige mit seinem Vater für Touristen auf. Bald aber entdeckt Carlos die Gitarre für sich. 1960 zieht die neunköpfige Familie Santana nach San Francisco. Dort bildet der Gitarrist, der bereits eine individuelle Spielweise entwickelt hat, seine erste Band. Sie fällt durch eine neue Fusion aus Rock’n’Roll, Blues und Latino-Rhythmen auf, die als Latin Rock in die Musikgeschichte eingeht. Beim letzten Konzert in San Franciscos Fillmore Auditorium entsteht 1968 die erste Live-Aufnahme der nach ihrem Gründer benannten Band Santana.

Knapp ein Jahr später erlebt der bisher nur in Kalifornien bekannte Gitarrist in Woodstock den wichtigsten Auftritt seiner Lebens. Bei dem legendären Festival steht seine Band vor einer halben Million Menschen auf der Bühne und begeistert sie mit ihrer von treibenden Afro-Percussions und Santanas expressivem Gitarrenspiel geprägten Musik. "Ich war unter LSD-Einfluss", gesteht der schmächtige Latinorocker später. "Der Gitarrenhals fühlte sich wie eine elektrische Schlange an, die nicht stillhalten will. Und ich machte hässliche Grimassen beim Versuch, die Schlange zu bändigen, um spielen zu können."

Grammy-Flut für "Supernatural"

In dem berühmten Konzertfilm ist der drogenumnebelte Kampf des schwarz gelockten Gitarristen mit seinem Instrument bei "Soul Sacrifice" verewigt. Santanas Kommentar: "Ich würde niemandem empfehlen, im LSD-Rausch auf die Bühne zu gehen und seine Musik zu präsentieren. Aber Gott sei Dank wirkte die Performance aufs Publikum sehr elektrisierend." So elektrisierend, dass die zum Film veröffentlichte Debüt-LP "Santana" mit den Hits "Jingo" und "Evil Ways" in die Top Ten schießt. Mit der zweiten LP "Abraxas" sichert sich Carlos Santana endgültig seinen Platz unter den Klassikern der Rockmusik.

Seine vielleicht besten Aufnahmen entstehen zusammen mit Größen wie John McLaughlin, Eric Clapton und John Lee Hooker. 1999 gelingt Santana mit  "Supernatural" erneut ein phänomenaler Erfolg. Das Album verkauft sich über elf Millionen Mal und erhält acht Grammy Awards, was zuvor nur Michael Jackson geschafft hat. Unabhängig von Chartplatzierungen sind Santana-Alben bis heute Dauer-Seller und seine Titel fester Bestandteil der Radio-Playlists. Im Dezember 2010 sorgt der Superstar ausnahmsweise mal privat für Schlagzeilen: Auf Maui heiratet er seine Lebensgefährtin, die Jazz-Schlagzeugerin Cindy Blackman.  

Stand: 20.07.2012

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