Es ist eine der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte: Eine üppige Blondine im schulterlosen schwarzen Kleid und ein dunkelhaariger Klatschreporter waten in Rom durch den Trevi-Brunnen. Beide suchen das süße Leben, beide werden bitter enttäuscht. Sie wird gespielt von Anita Ekberg, der Reporter im italienischen Maßanzug von Marcello Mastroianni.
Großer Liebhaber nur vor der Kamera
Zehn Jahre lang hat Mastroianni bereits wichtige Rollen in Theater und Fernsehen gespielt, bevor er 1959 mit seiner überzeugenden Darstellung des leichtlebigen Boulevardjournalisten in "La dolce vita" weltweit bekannt wird. Geboren am 28. September 1924, ist Mastroianni da bereits 35 Jahre alt. Fortan arbeitet er mit Italiens besten Regisseuren zusammen. Vor allem mit Federico Fellini dreht er immer wieder. Der Regisseur holt ihn für die meisten seiner nach 1959 gedrehten Filme vor die Kamera, zuletzt 1987 für "L'intervista".
Mastroianni verkörpert in den meisten seiner 150 Filme eine bestimmte Sorte Mann: den Frauenhelden und mondänen Lebemann, den charmanten, selbstironischen Künstler oder den sympathischen Kraftprotz. Auch in vielen populären Ehekomödien und B-Filmen taucht er auf. Er dreht mit den schönsten Schauspielerinnen Europas: Sophia Loren, Romy Schneider, Brigitte Bardot, Claudia Cardinale oder Jeanne Moreau. Als Frauenheld fühlt er sich aber nicht. "Fast immer habe ich in meinen Filmen halbe Impotente gespielt. Warum sagt man: Ich sei der Liebhaber? Das trifft überhaupt nicht auf mich zu", sagte Mastroianni einmal in einem Interview. Und seine langjährige Anwältin und Agentin Giovanna Cau bestätigt einer Zeitung lange nach seinem Tod: "Er war nicht der große Latin Lover, für den ihn die Leute hielten. Er hatte kein großes Selbstbewusstsein, was sein Aussehen anging. Ich würde ihn als Mann beschreiben, der nicht wusste, wie er lieben sollte. Er hat sich streng genommen nie wirklich verliebt."
Kino aus Rom statt aus Hollywood
Über 40 Jahre bleibt er dem europäischen Kino treu. Nicht einer seiner 150 Filme entsteht in Hollywood. Selbst drei Oscar-Nominierungen können Mastroianni nicht in den USA locken. "Ich habe nichts gegen Hollywood. Aber die besten Filme werden zurzeit in Italien gemacht. Warum sollte ich Rom verlassen?", sagte er 1962 in einem Interview.
Obwohl er mit Catherine Deneuve eine langjährige Affäre und eine gemeinsame Tochter hat, bleibt er 48 Jahre lang bis zu seinem Tod mit seiner Frau Flora Carabella verheiratet. Selbst mit Krebs steht Mastroianni bis zuletzt vor der Kamera. Er stirbt 1996 mit 72 Jahren.
Stand: 28.09.2014
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