In einer Szene von "Easy Rider" kommen Dennis Hopper und Peter Fonda alias Billy und Wyatt in eine Kneipe. Aber sie werden nicht bedient. Und im Motel finden sie keine Bleibe. "Schau mal den Komiker mit den langen Haaren", heißt es ein andermal. "Ich bin dafür, wir sperren sie in einen Käfig."
Jack Nicholson in seiner Rolle als junger Anwalt George Hanson erklärt am Lagerfeuer den Grund der Ablehnung: "Sie haben Angst vor dir. Sie haben Angst vor dem, was du für sie repräsentierst." Und das ist nicht nur ein Mann mit langen Haaren: "Was du für sie repräsentierst, ist Freiheit." Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist das Ende der 60er Jahre offenbar ein Problem.
Joints in der Tasche, Liebe im Kopf
Um grenzenlose Freiheit geht es vor allem in "Easy Rider", der fünf Monate nach der Uraufführung in den USA am 19. Dezember 1969 auch in die deutschen Kinos kommt. Der Film erzählt die Geschichte zweier langhaariger Helden, die nach den großen Westernlegenden Billy the Kid und Wyatt Earp benannt sind und mit ihren Harley Davidsons lässig durch die unendlichen Weiten der US-amerikanischen Landschaft düsen. Mit Joints in den Taschen ihrer Fransenjacken und der Idee freier Liebe in den Köpfen, landen sie in einer Hippie-Kommune, aber auch im Gefängnis – wobei sie immer wieder von rechtschaffenen Bürgern Prügel beziehen.
In sieben Wochen zimmern Fonda und Hopper nach eigenem Drehbuch und mit knappem Budget einen Film zusammen, der in Zeiten des Vietnamkriegs das Lebensgefühl einer ganzen Generation junger Amerikaner wiederspiegelt und am Ende als Kultfilm fast 20 Millionen US-Dollar einspielt. Maßgeblich beteiligt am Erfolg des Road Movies ist sicher auch der Song "Born to Be Wild" der amerikanisch-kanadischen Band „Steppenwolf“, der die Titelsequenz von "Easy Rider" untermalt.
Tod im Sattel
Am Ende von "Easy Rider" sind die drei Hauptfiguren tot: Anwalt George wird im Schlafsack von einer Bürgerwehr erschlagen, Billy und Wyatt kaltblütig aus ihren Motorradsätteln geschossen. Der Mythos des Films aber wirkt bis heute nach. Im Herbst 2014 wird im kalifornischen Calabasas bei Los Angeles die als "Captain America" bekannt gewordene Harley Davidson mit ihrem mit einer US-Flagge verzierten Tank versteigert, mit der Peter Fonda einst im Film durch die Prärie in den Sonnenuntergang rollte – für umgerechnet eine Million Euro.
Stand: 19.12.2014
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