Jean Löring mit Trainer H. Linssen beim 0:8 von Fortuna Köln gegen Borussia Dortmund, 30.05.1986

Stichtag

6. März 2005 - Fußball-Patriarch Jean Löring stirbt in Köln

Fortuna Köln und Jean Löring: Vier Jahrzehnte sind der Fußballverein aus der Südstadt und der wieselige Elektrounternehmer unzertrennlich verbunden. Ab Mitte der Sechziger bestimmt "dä Schäng", früher selbst Fußballprofi, als spendabler Mäzen und allgewaltiger Präsident die Geschicke von Fortuna Köln.

Zwischen 30 und 40 Millionen Mark soll Löring locker gemacht haben, um seinen Lebenstraum zu verwirklichen: Mit der kleinen Fortuna zum mächtigen Lokalrivalen 1. FC Köln aufzuschließen. Der Erfolg bleibt nicht aus, doch die Glücksgöttin meint es nicht gut mit dem Selfmade-Millionär. Am Ende steht der nach eigenem Bekunden "Fußball-Bekloppte" mit seinem "Vereinche" vor dem Nichts.

Der ewige Zweitligist

Nach seiner aktiven Karriere wagt Hans Löring, der sich lieber Jean nennt, 1962 den Sprung in die Selbständigkeit. Der gelernte Elektriker investiert in eine marode Firma und formt daraus binnen zehn Jahren die "ELRO Elektro- und Rohrleitungsbau GmbH", ein hochprofitables Unternehmen mit rund 300 Beschäftigten. 1966 wird Löring zum Präsidenten des SC Fortuna Köln gewählt, den er fortan wie sein Privateigentum führt und fördert. Unter der Ägide des lebenslustigen wie rustikalen Bosses klettert der Bezirksligist alle zwei Jahre eine Klasse höher und schafft es 1973 sogar bis in die Bundesliga.

Zum Saisonende muss die Fortuna schon wieder absteigen und beginnt ihr 26-jähriges Dasein als Zweitligist. Einmal schafft es Löring noch, den Verein auf die große Bühne zu hieven. Durch ein 5:0 gegen Borussia Dortmund zieht Fortuna 1983 ins DFB-Pokalfinale ein – ausgerechnet gegen den 1. FC Köln. Im restlos ausverkauften Müngersdorfer Stadion sind Lörings Underdogs gegen eine starbesetzte, aber schlaffe Geißbock-Elf klar die bessere Mannschaft, treffen aber das Tor nicht. Ein einziger Abwehrpatzer führt dann zum 0:1-Endstand und bringt Jean Löring um den Triumph seines Lebens.

Absturz ins Nichts

Lörings Firma läuft dagegen prächtig. "Raffiniert bis zur Verschlagenheit und gelegentlich recht rücksichtslos", wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt, investiert das kölsche Urgestein außer in die Fortuna erfolgreich in Immobilien. Löring selbst residiert feudal in einem Eifel-Schloss, Schauplatz rauschender Feste mit seinen Kickern. Dem Erfolgsverliebten liegen aber auch die kleinen Fortunen am Herz. Mit viel Geld und Engagement baut Löring seine Nachwuchsabteilung zu einer der besten im DFB aus. Ende der 90er Jahre greift "dä Schäng" ganz tief in die eigene Schatulle, um Fortuna endlich aus der Zweitklassigkeit herauszuführen. Für beide ist es der Anfang vom Abstieg.

Ungeduldig verjagt der Patriarch in schneller Folge mit Bernd Schuster, Toni Schumacher und Hans Krankl gleich drei teure Stars von der Trainerbank. Kurz darauf steckt nicht nur Fortuna Köln, sondern auch Lörings Unternehmen tief in den roten Zahlen. Der klamme Mäzen kann die Insolvenz des Klubs nicht mehr verhindern und tritt 2001 nach 35 Jahren als Präsident zurück. Beim folgenden Zusammenbruch seiner ELRO GmbH verliert der gesundheitlich schwer angeschlagene Löring alles Hab und Gut. Aus dem Schloss in der Eifel muss er in eine kleine Etagenwohnung in Köln-Zollstock ziehen, wo er sich, verbittert und beschämt, völlig abkapselt. Am 6. März 2005 stirbt Deutschlands letzter Fußball-Patriarch mit 70 Jahren verarmt in einem Kölner Hospiz an Darmkrebs.

Stand: 06.03.2015

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.