Stichtag

20. März 2010 - Ausbruch des Eyjafjallajökull

Island, 20. März 2010: Kurz vor Mitternacht bricht der Vulkan Eyjafjallajökull aus - zum ersten Mal seit langem. Die letzten Eruptionen ereigneten sich zwischen 1821 und 1823. Nun schießt wieder Lava aus dem Gletscherboden. In den Nachthimmel erhebt sich eine Rauchwolke von bis zu 1.000 Meter Höhe. Die Behörden der Atlantikinsel rufen den Notstand aus. 700 Isländer, die meist auf einsamen Bauernhöfen leben, müssen ihre Häuser verlassen und den Rest der Nacht in Notunterkünften verbringen.

Doch der Ausbruch verläuft harmlos. Sein Zentrum liegt nicht unter dem Gletscher, sondern jenseits der Eisgrenze. Zu Überschwemmungen durch Schmelzwasser kommt es nicht. Die Bewohner können bald wieder in ihre Häuser zurück. In den kommenden Wochen zieht das Naturschauspiel Touristen und Einheimische an: "Es war ein Lavaausbruch, ohne größere Explosionen und wunderschön anzusehen mit hohen Feuerfontänen", sagt Sigurdur Reynir Gislason, Geowissenschaftler an der Universität von Island. "Ich erinnere mich, dass ich mit meiner Familie um Ostern zum Vulkan gewandert bin, um ihn nachts zu sehen."

Feine und harte Asche

Der Ausbruch endet am 12. April 2010. Zwei Tage lang herrscht Ruhe. Dann bricht der Vulkan an einer anderen Stelle aus, diesmal direkt unter dem Gletscher mit dem gleichen Namen: Eyjafjallajökull. Während am 14. April hunderte Anwohner ihre Höfe wegen des Schmelzwassers verlassen, fährt Forscher Gislason in die entgegengesetzte Richtung, um Proben zu nehmen. Währenddessen treibt der Wind die Vulkanaschewolke diesmal in Richtung Europa. Immer mehr Länder schließen deshalb ab dem 15. April aus Sicherheitsgründen ihre Lufträume.

Die mehlartige Asche ist so fein, dass sie sich tagelang in der Luft hält. Sie ist zudem so hart, "dass sie Flugzeugfenster abschmirgeln und blind machen würde", sagt Gislason. "Und in den heißen Teilen der Turbinen würde sie schmelzen, dann in den kühleren anbacken und so die Motoren blockieren." Vorausgesetzt, es wäre eine kritische Konzentration an Asche in der Luft. Was kritisch ist, darüber wird mit jedem Tag ohne Flugbetrieb heftiger gestritten. Erste Flugzeuge starten in niedriger Höhe im Sichtflug.

Mehr als 100.000 Flüge fallen aus

Am 21. April 2010 gibt die Flugsicherung den Luftraum über Deutschland schließlich komplett frei. In rund einer Woche sind in und um Europa insgesamt mehr als 100.000 Flüge ausgefallen. Rund zehn Millionen Passagiere waren betroffen, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie musste aus den USA über Portugal und Italien zurückfliegen - und ab Rom den Bus nehmen. Ihr Fazit: "Man lernt in solchen Situationen ein bisschen Demut vor der Natur." Der Vulkan ist allerdings noch eine Zeit lang weiter aktiv. Anfang Mai 2010 schließen erneut einige irische und schottische Flughäfen.

2010 wird der Luftraum gesperrt, sobald darin Spuren von Vulkanasche vermutet werden. Inzwischen gibt es weniger strenge Grenzwerte: Flugzeuge dürfen unterwegs sein, wenn weniger als zwei Milligramm Asche pro Kubikmeter gemessen werden. Wo und wie viel Vulkanasche in der Luft schwebt, lässt sich mittlerweile ebenfalls besser einschätzen - dank besserer Messmethoden und Computersimulationen.

Stand: 20.03.2015

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