Wo Karnevalsmuffel aufatmen
In der katholischen Eifel wird die fünfte Jahreszeit zwar mit Straßenumzügen und Sitzungen gefeiert, aber die Gefahr, im Nationalpark Eifel auf kostümierte Feierwütige zu treffen, tendiert gegen Null. Der erste Tipp unserer Reiseexpertin führt deshalb in den Wilden Kermeter, das "ökologische Herzstück" des Nationalparks, und zur Abtei Mariawald, die an seinem Rand liegt.
Wandern rund um die Abtei Mariawald
Die Abtei Mariawald ist Ausgangspunkt idyllischer Wanderungen und ein besonders geschichtsträchtiger Ort, denn Trappistenmönche haben in dem Kloster von 1486 bis 2018 gelebt. Nach der Schließung des Klosters gründete sich ein Verein, der die geistliche und wirtschaftliche Arbeit des Ordens fortsetzt. So blieben trotz des Weggangs der letzten Mönche die Gaststätte, der Klosterladen und die Likörproduktion erhalten.
Überregional bekannt ist die Erbsensuppe der Klosterschänke, die von Lokalpatrioten als "weltweit beste" bezeichnet wird. Im Klosterladen können Ausflügler ein Trappistenbier kaufen, das aktuell noch in Gemünd gebraut wird, künftig aber wieder auf dem Klostergelände hergestellt werden soll. In der Abtei selbst werden regelmäßig Führungen angeboten und ein Gästehaus mit 50 Zimmern ist in Bau.
Rangertouren starten am Parkplatz der Abtei
Wer bereits am Mittwoch vor Weiberfastnacht anreist, kommt in den Genuss der kostenlosen Rangertouren, die immer mittwochs am Parkplatz der Abtei Mariawald starten und in den Wilden Kermeter führen. Schön und günstig übernachten können Karnevalsflüchtlinge in der Jugendherberge Gemünd Vogelsang. Und es ist natürlich auch möglich, an Weiberfastnacht oder Rosenmontag einen spontanen Ausflug zu machen, und auf eigene Faust den Rundwanderweg "Abtei Mariawald" zu erkunden.
Die Wallonie in der närrischen Zeit
In der Karnevalszeit finden auch in der Wallonie traditionell Umzüge, farbenprächtige Feiern und große Feuer statt. Berühmt ist der Karneval von Binche, der der alemannischen Fastnacht ähnelt und von der UNESCO als immaterielles Welterbe anerkannt wurde. Doch die Feiern finden mehrheitlich in Ostbelgien statt und lassen sich mit dem Treiben in den rheinländischen Karnevalshochburgen nicht vergleichen.
Lüttich, die unterschätze Stadt
Lüttich liegt nur 50 Kilometer hinter der deutschen Grenze. Von Düsseldorf und Köln sind es mit dem Zug nur gut anderthalb beziehungsweise eine Stunde nach Lüttich. Die Stadt hat deutsche Traditionen, französischen Charme und eine ganz individuelle Identität.
Dieser bunte Mix macht den Besuch in unserer Nachbarstadt so interessant. Allein die belgischen Pommes und das für die Wallonie typische Fruchtbier lohnen den Besuch. Foodies schätzen die köstlichen Waffeln und Architekturfans die mittelalterlichen Prachtbauten, die rotgolden im Abendlicht strahlen.
Geheimtipp Namur
Wer Lüttich schon kennt und mag, sollte einmal Namur erkunden. Die Hauptstadt der Wallonie ist nur rund 50 Zugminuten von Lüttich entfernt und dennoch für viele NRWler noch ein Geheimtipp. Namur liegt gleich an zwei Flüssen: an der Maas und der Sambre. Kleine und große Schiffe fahren auf ihnen und lange Spazierwege säumen ihre Ufer. Namur hat eine wunderbar maritime Atmosphäre. Und auch abseits des Wassers hat die Stadt viel zu bieten: eine mittelalterliche Zitadelle, zu der eine hochmoderne, vollverglaste Seilbahn fährt. Schöne Schlösser, lauschige Gärten und auch hier spielt die Kulinarik eine große Rolle.
Narrenfreiheit unter Tage in Maastricht
Garantiert narrenfrei und trotzdem in Spuckweite der nordrhein-westfälischen Karnevalshochburgen sind die Grotten von Sint Pietersberg in Maastricht. In den Grotten finden sich versunkene Welten, jahrtausendealte Spuren und Geschichten, die so unglaublich sind, dass sie ganze Romane füllen könnten. Die unterirdische Welt darf nur in fachkundiger Begleitung betreten werden, denn das Gängegewirr ist gigantisch und wurde schon so manchem zum Verhängnis. An den Wänden hängen hunderte Kunstwerke und bereits die alten Römer haben in den Grotten Mergel abgebaut. Im zweiten Weltkrieg dienten sie als Versteck für Widerstandskämpfer und vor ein paar Jahren mal zur Zucht von Champions.
Autorin: Antje Zimmermann
Redaktion: Julia Lührs
Service Ausflug ist eine Rubrik der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort jeden ersten Freitag im Monat zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.