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Leckeres Grünzeug von der Fensterbank

Wer schon früh im Jahr gesunde Kost ernten möchte, der kommt an der Anzucht von wertvollen Sprossen und Micro-Greens in der Wohnung nicht vorbei. Hierfür braucht man nicht viel – für den Anbau von Sprossen noch nicht einmal Erde.

Vorteile sind, knackfrisch ernten zu können und die komplette Kontrolle des Anbaus in der Hand zu haben. Außerdem gibt es hierbei keine Probleme mit Schädlingen wie Schneckenfraß, Raupen oder Pflanzenkrankheiten. Auch unter Nachhaltigkeitsaspekten ist der Eigenanbau sinnvoll, da hierfür kein Transport zum Supermarkt notwendig ist – ebenso wenig wie eine energieaufwändige Kühlung, um die Greens frisch zu halten. Ein weiteres Argument für viele Hobbygärtner ist der Zugang zu besonderen Sorten, die im Supermarkt gar nicht oder nur sehr teuer angeboten werden.

Anbau von Micro-Greens (Grünkraut)

Was als Micro-Greens oder als besondere Kresse-Sorten im Handel angeboten werden, sind in der Regel die zarten Jungpflanzen von Radieschen, Rettich oder anderem Gemüse, Kräutern und Salaten. Sie besitzen oft bis zu vier Mal mehr Vitamine und Mineralstoffe als ihre ausgewachsenen Geschwister. Manchmal werden sie auch als Mikrogemüse oder Grünkraut bezeichnet. Der Riesenvorteil hierbei ist die kurze Dauer von der Aussaat bis zur Ernte und der geringe Lichtbedarf. Selbst im noch lichtschwachen Januar gelingt die Anzucht erfolgreich auf der Fensterbank.

Selbst bei wenig Licht gelingt die Anzucht im Winter | Bildquelle: picture alliance / Zoonar

Das bekannteste Grünkraut ist die Gartenkresse. Man kann aber auch Rauke, Radieschen, Rettich, Sonnenblumenkerne, Rote Bete, Asia-Salate, Brokkoli und viele andere Arten als Micro-Greens anziehen.

Am besten geeignet sind Pflanzen, die schnell keimen und wachsen. Grünkraut kann man klassisch in Erde anbauen, aber auch auf Küchenkrepp oder Watte anziehen. Perfekt ist jedes nahrungsmittelgeeignete Material, das Wasser aufsaugt und ähnlich wie Erde als Substrat für die Samen funktioniert und in dem die Samen einwurzeln können.

Die Samen möglichst gleichmäßig aussäen und feucht halten. Das Saatgut wird mindestens einmal am Tag gründlich gegossen. Vor allem in den ersten Tagen sollten die Samen immer sehr gut feucht sein. Würden die Samen austrocknen, könnte die Samenhülle an der Spitze der späteren Pflanzen festkleben oder der Keimvorgang sogar komplett unter- bzw. abgebrochen werden.

Viele Sorten Grünkraut keimen bereits nach einem Tag und können nach etwa zehn Tagen geerntet werden. Erntezeitpunkt ist, wenn sich nach den ersten beiden Keimblättern sich das erste richtige Blattpaar, oder auch mehrere entwickelt haben.

Die meisten Grünkrautarten schmecken scharf würzig und eignen sich gut auf Broten, Tomaten, Eiern oder im Salat.

Schneller Sprossenanbau

Sprossen sind extrem gesund und eine gute Extraportion an Vitaminen und Mineralstoffen. Vor allem in der kalten Jahreszeit bieten sie den Vorteil, auf der Fensterbank in kurzer Zeit angebaut werden zu können. Mit dem eigenen Sprossenanbau verfügt man jederzeit über das frischeste, wertvollste und preiswerteste Gemüse. In China werden Sprossen in der Küche als auch in der traditionellen Volksmedizin verwendet.

Micro-Greens liefern Extra-Vitamine im Winter | Bildquelle: picture alliance / Zoonar

Sprossen können aus dem Samen von Gemüse, Getreide, Nüssen, Hülsenfrüchten oder Kräutern und Gewürzen gezogen werden. Nicht geeignet sind Samen von Nachtschattengewächsen (Chili, Paprika, Tomate, Kartoffel). Sprossen aus Kichererbsen sollten vor dem Verzehr kurz abgekocht werden, denn dadurch werden sie bekömmlicher. Hierbei handelt es sich um den Prozess des Keimens.

Im Vergleich zu ungekeimten Samen bieten Keimlinge/Sprossen eine Menge Vorteile. In Samen sind Nährstoffe (Kohlenhydrate, Protein, Enzyme, Fettsäuren u.a.) in einer komplexen, stabilen und dadurch lange haltbaren Form gespeichert. Während des Keimprozesses finden Ab-, Um- und Aufbauvorgänge statt, durch die die Nährstoffe zu sehr leicht verwertbaren und assimilierbaren Vitalstoffen umgewandelt und zusätzlich mit u.a. Vitaminen und Enzymen angereichert werden. Für den Keimling wachstumshemmende Substanzen werden dagegen abgebaut.

Während des Keimens bilden sich Vitamine | Bildquelle: picture alliance / Mint Images

Währen der Keimung vermehren sich innerhalb weniger Stunden Enzyme und wandeln Stärke in Zucker (Maltose, Dextrin) um. Es kommt unter anderem auch zu einer sprunghaften Neubildung von Vitaminen: der Gehalt an Karotin in Weizenkörnern steigt z.B. nach 20 Stunden Keimdauer im Schnitt um 190 Prozent an, der Gehalt von Vitamin B2 nach zwölf Stunden um 50 Prozent – bei den Alfalfa-Sprossen nach vier Tagen sogar um 1.000 Prozent. Auch wird die Bekömmlichkeit von Hülsenfrüchten stark verbessert. Die blähungsverursachenden Kohlenhydrate werden in hohem Maße beim Keimen abgebaut.

Saatgut für den Sprossenanbau:

Bevor man mit der Anzucht beginnt, sollte man darauf achten, dass man gutes Saatgut erhält. Samen, die für die Ansaat im Freiland vorgesehen sind, sind häufig behandelt und daher grundsätzlich nicht als Sprossen-Samen geeignet. Die Samen sollten weder keimbelastet, noch mit Pestiziden oder anderen Giftstoffen versetzt sein. Also am besten Samen für die Sprossen nur aus zuverlässiger Quelle kaufen. Kaufen Sie sicherheitshalber nur Samen, die extra als Sprossen-Samen gekennzeichnet sind – oder noch besser – nutzen Sie ihren selbst geernteten Samen.

Tipp: Lassen Sie ruhig ein paar Radiesschen, etwas Basilikum oder Rauke etc. blühen und ernten den Samen im Herbst für die Sprossenzucht im Winter. Samen, die zum Ziehen von Sprossen geeignet sind: Alfalfa / Luzerne, Amaranth, Bockshornklee, Brokkoli, Erbsen, Gerste, Kichererbsen, Kresse, Kürbis, Leinsamen, Linsen, Mungobohnen / Sojasprossen, Quinoa, Radieschen, Rauke, Rettich, Roggen, Rote Bete, Rotkohl, Senf, Sesam, Sonnenblumen, Weißer Gänsefuß, Weizen

Sprossen-Anbau:

Die wichtigste Hygiene-Maßnahme beim Anbau von Sprossen ist das Wässern. Je wärmer es im Raum ist, desto häufiger sollte man wässern. Bei den meisten Sprossenarten sollte man zwei Mal am Tag wässern. Bei robusten Sorten, die man später vor dem Verzehr kurz abkocht, kommt man bei kühlen Raumtemperaturen auch mit einmal täglichem Wässern aus.

Bei empfindlichen oder schleimigen Keimsorten beziehungsweise in warmen Räumen muss man mitunter drei Mal und öfter Wässern. Hierzu kaltes, sauberes Leitungswasser nutzen. Die Sprossen sollten möglichst nicht wärmer als etwa 23°C stehen. Perfekt sind Temperaturen zwischen 18°C und 20°C. Zwar wachsen die Sprossen bei Wärme schneller als wenn es kühl ist, aber sie werden auch sehr viel schneller schlecht.

Sprossen vertragen keine hohen Temperaturen | Bildquelle: picture alliance / Westend61

Falls das Wässern einmal vergessen wurde, die Sprossen sicherheitshalber wegwerfen und nicht verzehren, denn Sprossen bergen bei nicht korrekter hygienischer Behandlung Risiken. Besonders groß ist die Gefahr der Krankheitskeim-Vermehrung, wenn die Sprossen im Sommer bei warmen Temperaturen gezogen werden. Auch der Profi-Anbau findet meist bei hohen Temperaturen von mehr als 37°C statt, damit das Wachstum schneller geht.

Zu den Risikogruppen, die auf rohe Sprossen verzichten sollten, gehören beispielsweise Senioren, Kinder, Schwangere und Menschen mit einem schwachen Immunsystem. Gekocht können Sprossen jedoch auch von diesen Risikogruppen genossen werden. Beim heimischen Sprossenanbau im Winter bei den üblichen Zimmertemperaturen von 20 Grad ist die Gefahr der Entwicklung von unerwünschten krankmachenden Keimen oder Schimmel bei Sprossen deutlich geringer als im Sommer.

Tipps für den Umgang mit Sprossen:


  • Vor dem Kontakt mit Samen die Hände gründlich waschen
  • Saatgut vor dem Keimen waschen
  • Sprossen möglichst schnell verzehren und nicht lange aufbewahren
  • Vor dem Verzehr frische Sprossen gründlich waschen
  • fertige Sprossen bei höchstens sieben Grad Celsius aufbewahren
  • Utensilien vor der Benutzung mit kochend heißem Wasser reinigen und bei sichtbaren, hartnäckigen Belägen ersetzen
  • Keimschale oder Keimgerät während der Keimung täglich mindestens zwei Mal mit frischem Wasser spülen

Selbstbau eines Sprossenglases

Für den Einstieg und das Kennenlernen des Sprossenanbaus macht der Selbstbau eines Sprossenglases durchaus Sinn. Ein Sprossenglas ist ein großes Glas mit einem Siebdeckel. Der Siebdeckel ist entweder aus Kunststoff oder aus Edelstahl. Man braucht nur ein leeres Marmeladenglas o.ä., einen Nagel und einen Hammer. Wichtig: Durchlöchern Sie den Schraubdeckel eines ausgedienten Marmeladenglases von innen nach außen, dass also die scharfkantigen Blechaustritte außen liegen und nicht die Sprossen im Glas beschädigen können. Man gießt Wasser in das mit Samen oder Sprossen gefüllte Glas, schraubt den durchlöcherten Deckel auf das Glas und gießt das Wasser ab. Danach lässt man das Glas schräg verkehrtherum stehen, damit restliches Wasser abfließen kann.

Autor: Anja Koenzen
Redaktion: Iris Möller-Grätz

Service Garten ist eine Rubrik der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort freitags zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.

Service Garten – Leckeres Grünzeug von der Fensterbank WDR 5 Neugier genügt - Freifläche 19.01.2024 06:32 Min. Verfügbar bis 18.01.2025 WDR 5

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