Lange nach Stilllegung der Erzgruben
Chronik der Bergschäden im Siegerland
Stand: 29.07.2009, 20:00 Uhr
Rund 2.000 Jahre lang haben Menschen im Siegerland nach wertvollen Erzen gegraben. Rund 500 Jahre lang sind sie dabei mit Stollen und Schächten tief in die Berge vorgestoßen. Über viele dieser Bergwerke gibt es keine Unterlagen. Wo Häuser und Straßen auf unsicheren Grund gebaut sind, lässt sich deshalb nur so ungefähr sagen.
Juli 2011 in Siegen-Rosterberg: In einer Garageneinfahrt senkt sich der Boden. Bei Sondierungsbohrungen stellt sich heraus, dass darunter ein mehr als 20 Meter tiefer Schacht liegt, der nur mit lockerem Geröll gefüllt ist. Er steht aber in massivem Fels und hat keine Verbindung in größere Tiefe. Deshalb sind die umliegenden Wohnhäuser nicht gefährdet. Und ein Betonddeckel reicht, um den Schacht dauerhaft zu sichern.
Abbruchreif: Haus Gläserstraße 112 am Rosterberg
Juli 2009 bei Freudenberg: Auf einer Baustelle der Autobahn 45 zwischen Freudenberg und Olpe hat sich überraschend ein zwölf Meter tiefes Loch aufgetan. Ursache ist ein Schacht aus dem Jahr 1909. Da das Autobahnstück ohnehin gesperrt ist, kommt niemand zu Schaden.
November 2008 in Siegen-Rosterberg: Vor einem Wohnhaus öffnet sich plötzlich der Boden, die Einfahrt zur Garage verschwindet in der Tiefe. Diesmal ist ein Schacht der Grube Feldberger Erbstollen eingestürzt.
Das 'Siegener Loch'
Oktober 2008 in Siegen-Rosterberg: Die Terrasse vor der Eingangstür eines Einfamilienhauses ist in einem Schacht der Grube Philippshoffnung verschwunden. Die Bezirksregierung deckt den Tagesbruch provisorisch mit Bohlen ab.
Ostern 2005 bei Siegen-Eisern: Im Waldgebiet "Faule Birke" hat sich eine Spalte mit Verbindung in die Tiefe aufgetan. Die Stadt Siegen will auf dem ehemaligen Bergbaugelände ein Industriegebiet errichten.
Februar 2005 in Siegen-Gosenbach: Im Garten eines Wohnhauses klafft ein tiefes Loch. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Schacht aus dem 16. Jahrhundert, der zur Grube "Kammer" gehörte.
Dezember 2004 bei Wilnsdorf: In nächster Nähe eines Jugendfreizeitheims gähnt plötzlich ein Krater. 4.000 Kubikmeter Erdreich sind in den Schacht der Grube "Neue Hoffnung" abgerutscht, der 450 Meter tief ist.
April 2004 in Siegen-Eiserfeld: Durch ein Loch im Gehweg macht sich ein Stollen unter der Eiserntalstraße bemerkbar. Diese Hauptstraße im Siegener Süden muss gesperrt werden, bis der Stollen mit Beton gefüllt ist.
Februar 2004 in Siegen-Rosterberg: Zwischen zwei Häuserzeilen der Gläserstraße ereignen sich nacheinander vier Tagesbrüche. Sie werden Bewohner und Bergamt ein Jahr lang in Atem halten und das Land mehr als vier Millionen Mark kosten.
Juli 2003 bei Neunkirchen: Die Terrasse eines Ausflugslokals sackt ab. Der Schacht der Grube Steimel hat sich geöffnet. 1979 gab es schon einmal einen Tagesbruch an selber Stelle.
Februar 2001 in Siegen-Trupbach: Auf dem Lagerplatz einer Baufirma klafft ein sieben Meter tiefes Loch. Vermutlich hat das nach viel Schneefall einsetzende Tauwetter den Tagesbruch ausgelöst.
November 2000 bei Siegen-Eiserfeld: Der Fußweg zwischen Bahnhof Eiserfeld und den Schulen auf dem Bühlberg ist unterbrochen. Ein Stück vom Weg hat die Grube "Morgenröthe" geschluckt.
Februar 2000 bei Wilnsdorf-Rödgen: Beim Spaziergang im Garten des Klarissenklosters verschwindet eine 79-jährige Nonne plötzlich in der Tiefe. Sie wird unverletzt aus dem Tagesbruchloch geborgen.
Januar 1971 bei Siegen-Numbach: Ein Förster bemerkt beim Fahren, dass der Boden unter den Rädern seines Autos nachgibt. Als er anhält und zurück sieht, klafft hinter dem Auto auf ganzer Wegbreite ein elf Meter tiefes Loch.
März 1970 in Siegen-Weidenau: Auf drei Quadratmetern ist der Vorgarten eines Wohnhauses weggesackt - wahrscheinlich in einen Abbau der stillgelegten Grube "Neue Haardt".
Juli 1968 in Siegen-Weidenau: Ein prächtiger Apfelbaum ist plötzlich aus dem Garten eines Wohnhauses verschwunden. Die Grube "Neue Haardt" hat sich den Baum in die Tiefe geholt.
April 1965 in Siegen-Rosterberg: Unmittelbar an der Grundmauer des Neun-Familien-Hauses Gläserstr. 112 klafft ein zwei mal drei Meter großes Loch. Genau hier wird sich die Erde 2004 wieder öffnen.
1936 in Herdorf: Unmittelbar neben einem Wohnhaus stürzt der Schacht der Grube "Zufällig Glück" ein. Durch den Luftdruck des Einsturzes wird ein Mädchen von dem Loch fort in den Garten geschleudert. Nach einem weiteren Tagesbruch an der selben Stelle muss das Haus schließlich abgerissen werden.