Die Ermittlerin der "Einsatzgruppe Trio" des Bundeskriminalamtes hat die in der Wohnung gefundenen Videoaufnahmen ausgewertet. Ihre Erkenntnisse soll sie eigentlich erst am kommenden Donnerstag (17.03.2016) im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München vortragen. Doch ein Vermerk ist bereits am Donnerstag (10.03.2016) öffentlich geworden. Es stelle sich "die Frage, wo und durch wen diese Aufnahmen getätigt wurden", heißt es darin. Szenen aus den Mitschnitten finden sich in dem "Paulchen-Panther"-Bekennervideo des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU).
Aufnahme zwei Stunden nach Anschlag
Die BKA-Ermittlerin betont, es sei "faktisch unmöglich", dass Zschäpes Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt diese Mitschnitte bei sich zu Hause aufgenommen haben könnten. Die erste der aufgezeichneten Fernsehsendungen sei am 9. Juni 2004 bereits um 18 Uhr ausgestrahlt worden, zwei Stunden nach dem Nagelbomben-Anschlag in der Keupstraße. So schnell hätten die beiden mutmaßlichen Rechtsterroristen nicht von Köln nach Zwickau fahren können. Das Trio soll damals in einer Wohnung an der Polenzstraße in Zwickau gelebt haben.
Zschäpe hatte im Dezember in ihrer von ihrem Anwalt verlesenen Erklärung mitgeteilt, sie habe vorab nicht gewusst, dass Mundlos und Böhnhardt in Köln eine Bombe legten. Das hätten die beiden ihr erst hinterher erzählt. Nebenklage-Anwalt Mehmet Daimagüler sagte am Donnerstag hingegen: "Zschäpes Glaubwürdigkeit war vorher bei Null, jetzt ist sie unter Null".
In dem Bericht der Ermittlerin heißt es, die Sendungen seien bei n-tv und beim WDR ausgestrahlt und mit einem VHS-Rekorder aufgezeichnet worden. Technisch sei das möglich gewesen, weil im Zwickauer Kabelnetz auch ein WDR-Programm eingespeist gewesen sei. Ungeklärt blieb, mit welchem Gerät die Sendungen mitgeschnitten wurden. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, wurde innerhalb kurzer Zeit mehrmals von Hand zwischen den Programmen gewechselt. Eine Programmierung des Videorekorders im Vorhinein könnte demnach ausgeschlossen werden. Zweifelsfrei belegen lässt sich das aber nicht.
Verteidiger sehen keinen Beweis
Aus Verteidigerkreisen hieß es, die Aufzeichnung könne auch von Unterstützern des NSU-Trios stammen. Es gebe keinen Beweis dafür, dass Zschäpe den Videorekorder bediente. Dagegen sprechen laut "Süddeutscher Zeitung" Angaben von Nachbarn, die aussagten, dass das Trio die Wohnung streng abschirmte und so gut wie niemanden hineinließen.
Bei dem Anschlag in der Keupstraße wurden 22 Menschen verletzt, darunter auch schwer. Die meisten Bewohner der Keupstraße haben türkische Wurzeln. Als einzige Überlebende des NSU-Trios muss sich Zschäpe wegen mutmaßlicher Mittäterschaft auch für diesen Anschlag sowie zehn Morde verantworten. Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft war das Motiv für fast alle Taten Fremdenhass.
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