- Sendehinweis: Doku am Freitag | 6. Mai 2016, 20.15 - 21.00 Uhr | WDR
Mildred Scheel hat eine Vision: Sie will den Krebs besiegen. Als Gattin des Bundespräsidenten und Präsidentin der Deutschen Krebshilfe zieht sie alle Register, um der tödlichen Krankheit entgegenzutreten. "Helfen. Forschen. Informieren." ist ihr Credo.
Kleine Kinder in Schlafanzügen waren während Walter Scheels Amtszeit kein seltener Anblick bei Empfängen in der Villa Hammerschmidt.
Tag und Nacht lebt sie für Ihre Stiftung, sammelt Spenden, klärt auf und berät. Ihr unermüdlicher Einsatz revolutioniert Behandlungsmethoden und den Umgang mit Krebs in der gesamten Bundesrepublik. Die WDR-Dokumentation zeigt das Lebenswerk einer bemerkenswerten Frau, deren Wirken unzählige Menschen ihr Leben zu verdanken haben.
Ärztin und alleinerziehende Mutter
"Villa Kunterbunt" und Patchwork-Familie - Mildred Scheel mit Kindern im Auto vor der Villa Hammerschmidt.
Als Tochter eines Kölner Röntgenologen weiß Mildred Wirtz bereits in jungen Jahren, dass sie Ärztin werden will. Ein ungewöhnlicher Plan für eine Frau im Deutschland der Nachkriegszeit, und auch im Privaten überwindet sie alt hergebrachte Konventionen: Als 1963 ihre erste Tochter Cornelia unehelich geboren wird, trotzt sie jeglicher gesellschaftlicher Erwartung. Sie gibt ihren Beruf nicht auf und meistert die Doppelbelastung, Ärztin und gleichzeitig alleinerziehende Mutter zu sein.
Die neue First Lady
Die Villa Hammerschmidt. Zwischen 1974 und 1979 residierten die Scheels hier, als erste Familie mit kleinen Kindern.
Die Hochzeit mit dem aufstrebenden FDP-Politiker Walter Scheel 1969 verändert ihr Leben schlagartig. Statt ihren Traum von der eigenen Praxis zu verwirklichen, nimmt sie nun vorrangig repräsentative Aufgaben wahr, wenn auch widerwillig. Erst mit der Wahl ihres Mannes zum Bundespräsidenten 1974 sieht Mildred Scheel ihre Stunde gekommen. Als neue First Lady gründet sie noch im selben Jahr die Deutsche Krebshilfe. Das Unternehmen wird ihr Herzensprojekt. Ihr Einsatz ist grenzenlos. Niemals soll ein Hilfesuchender auf taube Ohren stoßen müssen, ob Erkrankter, ob Angehöriger. Über das einstige Tabu-Thema Krebs spricht nun die breite Öffentlichkeit.
Auch als First Lady erfüllt sie nicht die klassische Rolle. Die fünfköpfige Patchwork-Familie Scheel verwandelt die Villa Hammerschmidt im Handumdrehen in eine Villa Kunterbunt. Konventionen und Protokoll stehen oft genug hinten an.
Der Kampf gegen den Krebs
Als First Lady hat Mildred Scheel die Möglichkeit, sich wie auch ihre Vorgängerinnen für ein ehrenamtliches Projekt einzusetzen.
Für Ihre Vision schreckt Mildred Scheel vor nichts zurück. Hartnäckig treibt sie Spenden ein, kämpft und streitet und zieht nicht zuletzt den Zorn der deutschen Ärzteschaft auf sich. Doch ihr Erfolg gibt ihr Recht. Seit Gründung der Krebshilfe wurden bis heute fast zwei Milliarden Euro gespendet – allein 2014 kamen mehr als 90 Millionen zusammen. Und auch ihre zentrale Vision ist wahr geworden: Heute können mehr als die Hälfte der Krebskranken geheilt werden.
Die Ergebnisse ihrer Arbeit wird sie selbst nicht mehr miterleben. Ihren ganz persönlichen Kampf gegen den Krebs verliert die engagierte Ärztin. Am 13. Mai 1985 erliegt Mildred Scheel der Krankheit, der sie sich ihr Leben lang in den Weg gestellt hat.
Schaffen und Schicksal einer einzgartigen Frau
Für die Dokumentation besuchte Cornelia Scheel nochmals den Ort, der zu Jugendzeiten fünf Jahre lang ihr Zuhause war: die Villa Hammerschmidt.
Die Dokumentation "Mildred Scheel - Die First Lady und der Kampf gegen den Krebs" erzählt die Lebensgeschichte einer durchsetzungsstarken und mutigen Pionierin. Der Film gewährt mit bisher unveröffentlichten Privatfotos Einblicke in das Familienleben von Mildred Scheel. Ihre Töchter Cornelia und Andrea, enge Freunde wie Alfred Biolek, Mitstreiter und Journalisten blicken auf das Schaffen und das Schicksal einer einzigartigen Frau zurück.
Ein Film von Jobst Knigge und Peter Wolf
Redaktion: Christiane Mausbach