
Sevilla, Jerez de la Frontera
Stand: 21.08.2022, 20:15 Uhr
Sevilla besitzt architektonische Meisterwerke aus allen Epochen. Zu den schönsten gehört der Real Alcázar, der mittelalterliche Königspalast. Bereits im Jahr 913 legten die Mauren den Grundstein für den Palast. Im Laufe der Jahrhunderte diente er als Residenz für viele Herrscher.
Jeder ließ den riesigen Komplex erweitern – und hinterließ Spuren seiner Kultur und Bauweise. Und so ist der von einer Festungsmauer umgebene Königspalast im Mudéjar-Stil gehalten; einem Baustil mit vielen Einflüssen aus der maurischen und christlichen Kultur. Der Real Alcazár gehört zu den ältesten Palästen in Europa und dient der spanischen Königsfamilie als offizielle Residenz, wenn sie sich in Sevilla aufhält. In den Palastgärten, die in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen mit vielen Teichen, exotischen Bäumen, schattigen Fußwegen und Pavillons angelegt wurden, kann man sich fast verlaufen. Fans der Serie "Game of Thrones" werden hier die Wassergärten von Dorne wiedererkennen.
Der Real Alcazár gehört zum UNESCO Weltkulturerbe – genauso wie die Kathedrale Santa María de la Sede. Sie ist nach dem Petersdom und der St. Pauls Kathedrale in London das drittgrößte Gotteshaus und gilt als größte gotische Kathedrale der Welt. 1401 wurde mit dem Bau auf der ehemaligen Moschee begonnen, 1519 war die Kathedrale fertig. Das ehemalige Minarett der Moschee wurde nicht abgerissen und fungiert fortan als christlicher Kirchturm. In der Hauptkapelle glitzert und funkelt es. Allein für die Verzierung der Szenen aus dem Leben von Jesus und Maria wurden mehr als zwei Tonnen Gold verwendet. 30 mal 20 Meter groß ist das Meisterwerk der gotischen Holzschnitzerei. In der Kathedrale Santa María de la Sede hat Christoph Kolumbus seine letzte Ruhestätte gefunden. Getragen wird der Sarkophag von vier Figuren, die die Herrscher Spaniens zur Zeit von Kolumbus repräsentieren.

In der Kathedrale Santa María de la Sede hat Christoph Kolumbus seine letzte Ruhestätte gefunden.
Nur ein paar Minuten entfernt von der Kathedrale befindet sich in einem Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert das Flamenco-Museum – das weltweit einzige seiner Art. Gegründet von Cristina Hoyos, der Altmeisterin des Flamencos, erzählt es die Geschichte des stolzen Tanzes, der zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe zählt. Viele der Ausstellungsstücke stammen aus der persönlichen Sammlung von Cristina Hoyos, die u.a. in dem Film "Carmen" mitwirkte, unzählige Preise gewonnen und als Choreografin gearbeitet hat und immer noch aktiv ist. Zum Flamenco-Museum gehören eine Tanzschule und ein Saal, in dem täglich einstündige Flamenco-Shows aufgeführt werden.
Ein modernes Architekturhighlight sind die Setas – die Pilze – wie die Sevillanos ihre avantgardistische Holzkonstruktion nennen. Diese wurde von dem deutschen Architekten Jürgen Mayer entworfen und ist ein neues Wahrzeichen der Stadt. Auf der anderen Seite des Flusses Guadalquivir liegt der Stadtteil Triana. Früher lebten hier Seeleute und Handwerker und es gab viele Keramikfabriken. Noch heute ist das Viertel voll von farbenfrohen Wandbildern aus den typischen Azulejos, den Kacheln. In den letzten Jahren hat sich Triana zu einem neuen "In-Viertel" entwickelt, ab den frühen Abendstunden ist am Flussufer viel los.

Eine große Ehre ist für Tamina Kallert der Unterricht bei Cristina Hoyos, eine der berühmtesten Flamencotänzerinnen der Welt – stilecht im Flamenco-Museum in Sevilla.
Jerez de la Frontera: Pferde, Sherry und Flamenco
Jerez de la Frontera ist die größte Stadt der Provinz Cádiz und gilt als Hauptstadt der Pferde, des Flamencos und des Sherrys. Wie in vielen andalusischen Städten haben auch hier die Mauren ihre Spuren hinterlassen: Noch heute umgibt die Alcazar, eine maurische Festung aus dem 11. Jahrhundert, die Altstadt. Die Kathedrale San Salvador stammt aus dem 17. Jahrhundert und liegt mitten im Zentrum der Stadt
In der Nähe von Jerez de la Frontera befindet sich das Yeguada de la Cartuja, eines der berühmtesten Gestüte in Spanien. Hier leben rund 300 Kartäuser-Pferde, die sogenannten Cartujanos. Es ist die älteste, planmäßig gezüchtete Pferderasse Europas. Kartäuser gelten als besonders edel und sind bekannt für ihren noblen und folgsamen Charakter sowie für ihre Widerstandsfähigkeit und Sanftheit. Drei bis vier Jahre dauert es, bis die weißen Pferde in der Andalusischen Reitkunst ausgebildet sind. In der Saison findet jeden Samstag eine Show statt, bei der sie ihr Können zeigen. Außerdem werden Führungen über das Gelände angeboten.

Jeden Samstag zeigen die Kartäuser auf dem Gestüt Yeguada de la Cartuja ihr Können.
Weltberühmt ist auch der Sherry von Jerez. Sherry darf sich ausschließlich der Wein nennen, der aus dem Städtedreieck Jerez, Sanlúcar de Barrameda und Puerto de Santa Maria kommt. Typisch für Jerez sind die vielen Weinkellereien, die Bodegas mitten in der Stadt. In vielen werden Führungen in die umliegenden Weinberge angeboten. Die Ernte der Palomino-Traube beginnt Anfang September. Zum Auftakt der Weinsaison findet in Jerez ein riesiges Weinfest statt, das traditionell mit dem Traubenstampfen eröffnet wird. Tabancos sind urige Kneipen, in denen Sherry getrunken und irgendwann gesungen und geklatscht wird. In einer kleinen Tabanco ist die Wahrscheinlichkeit groß, authentischen Flamenco ohne Touristen-Schnickschnack zu erleben. Das Andalusische Zentrum für Flamenco (CAF) ist das größte Dokumentationszentrum für Flamencokunst und liegt im Viertel Santiago.
Luis Ferreira arbeitet als Reiseleiter in ganz Spanien und Marokko. Von seinen Erlebnissen macht er Reisevideos und stellt sie als "Mister Fog" auf YouTube.

Tapas und Sherry gehören zu einer Tabancotour durch die Altstadt von Jerez unbedingt dazu.
Lesetipps für Andalusien
Thomas Schröder
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ADAC Reiseführer Andalusien
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Diverse Autoren
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