Das Ziegelei-Museum in Glindow mit seinem großen Schornstein

Ziegeleimuseum Glindow, Beelitz-Heilstätten, Optik-Industrie-Museum

Stand: 22.09.2024, 20:15 Uhr

Spannend ist die Industriekultur im Havelland: Ein ganz besonderer Ort der Industriegeschichte sind die Beelitz-Heilstätten, um die ein Baumwipfelpfad erbaut wurde. Im Ziegeleimuseum Glindow kann man alles über die Geschichte der Ziegelherstellung erfahren. Die Stadt Rathenow war einst das historische Zentrum der Optischen Industrie.

Ziegeleimuseum Glindow

In Werder, im Stadtteil Glindow, befindet sich ein Ziegeleimuseum, in dem 150 Jahre lang Ziegel produziert wurden. Das Material, natürlicher Ton, baute man ganz in der Nähe ab. In ihrer Blütezeit am Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Ziegeleien in Glindow genug zu tun für neun Öfen und 500 Arbeiter. Die Glindower Backsteine waren bekannt für ihren Gelbstich, bis heute kann man an den Berliner Gebäuden aus dieser Zeit erkennen, aus welcher Tongrube die Ziegel kamen. Im Museumsturm kann man sich über die Ziegelherstellung informieren und die Materialien, die gebraucht wurden, kennenlernen. Mit sogenannten Ziegelstempeln wurden Ursprung und Qualität der Steine markiert. Abtransportiert wurden die Backsteine mit Kähnen, die die Havel hinauf nach Berlin fuhren. In dieser Zeit entstand auch die Redewendung: "Berlin wurde vom Kahn gebaut". Das Ziegeleimuseum Glindow ist von April bis Oktober geöffnet.

Beelitz-Heilstätten

Berlin war um 1900 das größte Industriezentrum Deutschlands. Vor allem die Lungenkrankheit Tuberkulose war in der Arbeiterschaft weit verbreitet. Daher errichtete ab 1898 die Landesversicherungsanstalt Berlin die Beelitzer Heilstätte: Ein riesiger Komplex von 60 Gebäuden für Kurbehandlungen, getrennt nach Geschlechtern und ansteckenden und nichtansteckenden Krankheiten. Ab 1902 kamen die Patienten hierher, um an frischer Luft und mithilfe von Kuranwendungen gesund zu werden und den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu schaffen. Die wenigen Gegenstände, die noch von damals vorhanden sind, lassen erahnen, wie wohl sich die Patienten in dieser großzügigen Gründerzeitarchitektur gefühlt haben, wie groß der Unterschied zu ihren beengten und ärmlichen Wohnungen war. In beiden Weltkriegen dienten die Beelitz-Heilstätten als Lazarett und Sanatorium für verwundete Soldaten. Nach 1945 übernahmen die Russen das Gebäude und machten daraus das größte russische Militärkrankenhaus außerhalb der damaligen Sowjetunion. Bis 1994 war deshalb das gesamte Areal Hochsicherheitsgebiet. 2015 wurde ein Baumwipfelpfad um die überwucherten Überreste gebaut. Auf 23 Meter Höhe umrundet man einen Gebäudeteil, der 1945 ausbrannte und seitdem sich selbst überlassen wurde. Kiefern, Birken und zahlreiche andere Pflanzen haben sich in den vergangenen 80 Jahren angesiedelt – die kann man jetzt auf Augenhöhe betrachten.

Der Baumwipfelpfad um die Beelitzer Heilstätten

Auf dem Baumwipfelpfad in 23 Meter Höhe kann man eine Ruine der Beelitzer Heilstätte umrunden.

Optik-Industrie-Museum

In Rathenow blickt man auf eine stolze Geschichte der optischen Industrie zurück. Denn dort lebte jemand, der die industrielle Herstellung von Brillengläsern ermöglicht hat. Die Rede ist von Johann Heinrich August Duncker, der eigentlich wie sein Vater Pfarrer werden sollte und auch ein Theologiestudium absolviert hat. Dann begann er im Pfarrhaus des Vaters, sich mit Brillengläsern zu beschäftigen und erfand schließlich eine Maschine, die wesentlich präziser war als alle vorangegangenen Techniken. An der von Duncker entwickelten Arbeitsweise hat sich lange nicht viel geändert. Der Betrieb war bis zur Wende der einzige Brillenhersteller der DDR. Heute gehören die verbliebenen optischen Werke in der Stadt einem bekannten deutschen Brillenhersteller.

Außenansicht des Optik-Industrie-Museums

Das Optik-Industrie-Museum befindet sich im Kulturzentrum Rathenow.

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