Daniel Aßmann und eine Wanderführerin wandern in den Glindower Alpen

Glindower-Alpen, Kiefernwald bei Kloster Lehnin, Vogelflugplatz am Rietzer See und Aalfang an der Havel

Stand: 22.09.2024, 20:15 Uhr

Die Flusslandschaft der Havel ist eine beliebte Gegend für Naturbegeisterte: Die Glindower-Alpen gelten noch als eine Art Geheimtipp unter Wanderern. Spannend ist auch ein Spaziergang durch den Kiefernwald bei Kloster Lehnin, der durch seine bizarren Baumformen auffällt. Fischer leben in der Gegend vor allem vom Aalfang, der eine lange Geschichte besitzt. Wer sich für Vögel interessiert, ist am Vogelflugplatz am Streng, nahe dem Rietzer See, richtig aufgehoben.

Glindower-Alpen

Bei Urlaubern im Havelland sind die sogenannten "Glindower Alpen" ein echter Wandergeheimtipp. Das Havelland ist eine alte Kulturlandschaft. Was heute wie ein Naturlehrpfad daherkommt, war mal vor hundert Jahren eine Abraumwüste für die Ziegelherstellung. Teilweise bis zu 30 Meter Erde und Sand mussten abgetragen werden, um wieder auf eine Schicht Ton zu stoßen. Durch die von Menschenhand aufgeschütteten Hügel ist eine ungewöhnliche Landschaft entstanden. Wie man an den Glindower Alpen sehen kann, hat die Natur so manches, was durch menschlichen Raubbau entstanden ist, zurückerobert.

Kiefernwald bei Kloster Lehnin

Die bizarren Formen der Bäume im Kiefernwald bei Kloster Lehnin sind das Zufallsprodukt früherer Forstwirtschaft. Heute wirkt das Areal wie ein magischer Märchenwald. Was war passiert? In den 1960er-Jahren brauchte man Samen von Kiefern, um neue Bäume zu züchten. Doch die Zapfen hängen in großer Höhe und waren damals schwer zu ernten. Ein findiger Förster ließ Kiefern fällen und deren Kronen direkt auf den Baumstumpf nageln. Sie wuchsen tatsächlich an, und man konnte fortan in niedriger Höhe die Zapfen ernten. Über die Jahrzehnte hinweg sind daraus Bäume geworden, wie man sie selten zu sehen bekommt.

Kiefer mit niedrig ansetzenden Ästen

Die Baumkronen im Kiefernwald bei Kloster Lehnin liegen besonders tief, um die Zapfen besser ernten zu können.

Vogelflugplatz am Rietzer See

Am Rietzer See nahe der Stadt Brandenburg kann man einen wichtigen Rastplatz für Zugvögel besuchen. Im Herbst findet man in einem bestimmten Abschnitt des Sees vor allem Kraniche, die dort Halt machen auf ihrer Reise aus skandinavischen Ländern in den Süden. Hier suchen sie Futter, um anschließend gestärkt in ihre Winterquartiere in Frankreich, Spanien oder Nordafrika weiterfliegen zu können. Vom Aussichtsturm schaut man auf eine sogenannte Wiedervernässungsfläche; das bedeutet, dass in einem Moor der Wasserstand künstlich erhöht und damit ein neues Ökosystem geschaffen wurde. Dort finden die Vögel nun wieder genügend Nahrung, bestehend aus Kleintieren und Insekten. An diesem Rastplatz kann man viele Entenarten, Möwen und Seeschwalben sichten, aber auch Blassgänse, Eisvögel, See- und Fischadler. Im Herbst, wenn die Tiere genug Nahrung aufgenommen haben, starten die Zugvögel ihre anstrengende und gefährliche Reise in den Süden.

Daniel Aßmann beobachtet die Vögel am Vogelflugplatz mit einem Fernglas

Daniel Aßmann bei der Vogelbeobachtung vom Aussichtsturm

Aalfang an der Havel

Aale gehören zu den Fischen, die an der Havel heute noch Ertrag bringen. Bis in die 1920er-Jahre war die Aalfischerei ein wichtiger Erwerbszweig im Havelland. Und schon damals die wirtschaftliche Grundlage der Berufsfischer. Mit dem Ausbau der Wasserstraßen für die Schifffahrt wurde der Lebensraum allerdings für viele Fischarten zerstört. Um den Aalbestand und damit die Erwerbsquelle der Fischer zu erhalten, werden schon seit den 1950er-Jahren im Meer gefangene Jungaale, sogenannte Glasaale, in der Havel ausgesetzt. Sechs Fischereibetriebe existieren heute noch in Werder. Die Aale werden immer noch wie damals in Reusen gefangen. Der Fisch schwimmt durch den nach innen enger werdenden Trichter in den Netzschlauch und findet nicht wieder heraus. Wichtig bei dieser Fangmethode ist, die richtige Stelle zum Auslegen der Reusen zu kennen.

Ein Mann auf einem Boot beim Auslegen einer Reuse

Aale werden in der Havel immer noch in Reusen gefangen.

Lesetipps für das Havelland

Detlef Hüttemann
Havelland. Radeln für die Seele
Droste Verlag, 2023
ISBN 978-3770024049
Preis: 18,00 Euro

Johannes Wilkes
Das kleine Havel-Buch. Geschichte, Orte und Menschen von der Quelle bis zur Mündung
‎Pustet, 2029
ISBN 978-3791730295
Preis: 19,95 Euro

Therese Schneider
Entlang der Havel. Die schönsten Ausflüge von der Quelle bis zur Mündung
BeBra Verlag, 2024
ISBN 978-3898092425
Preis: 18,00 Euro

Marike Langhorst
Glücksorte im Havelland. Fahr hin und werd glücklich
Droste Verlag, 2022
ISBN 978-3770022984
Preis: 15,99 Euro