Virtuelle KI-Seniorin bekämpft lästige Scam-Anrufe
02:08 Min.. Verfügbar bis 17.11.2026. Von Jörg Schieb, Jörg Schieb.
Virtuelle KI-Seniorin bekämpft lästige Scam-Anrufe
Stand: 18.11.2024, 06:00 Uhr
Eine KI-generierte ältere Dame namens „Daisy“ nervt Cyberbetrüger, die sonst echten Menschen am Telefon Geld oder Daten entlocken. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb erklärt, wie man Scam-Anrufer erkennt und abwehrt.
Von Jörg Schieb
Die ältere Dame heißt „Daisy“ und geht ans Telefon, wenn mal wieder ein Scam-Betrüger anruft. Die mit Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugte Stimme, die wie die einer älteren, gutgläubigen Dame klingt, spricht – live! – mit Anrufern am Telefon, deren Geschäft es ist, Menschen am Telefon zu betrügen.
Daisy zieht die Gespräche in die Länge
Daisy macht ihren Job hervorragend: Sie spricht langsam, zieht die Gespräche mit vorgetäuschten Missverständnissen in die Länge. So mancher Cyberbetrüger hat über eine Stunde mit der KI gesprochen und nicht bemerkt, dass es sich um eine „Fake-Granny“ handelt, die ihn nur hinhalten will.
Die Idee des britischen Mobilfunkanbieters O2, der diesen ungewöhnlichen KI-Bot als Gegenmaßnahme entwickelt hat: Je mehr und je länger Cyberbetrüger damit beschäftigt sind, mit einer KI zu sprechen (ohne es zu merken), desto weniger Zeit haben sie, echte Menschen übers Ohr zu hauen. Wenn noch mehr Varianten von Daisy mit KI erstellt werden, können sich Betrüger nicht mehr sicher sein, ob sie mit einer KI oder mit echten Menschen sprechen.
Es gibt viele Methoden der Abwehr
Daisy soll nach Angaben des Telekommunikationsanbieters schon sehr viele solcher Telefonate geführt haben – auch mühelos gleichzeitig. Das bedeutet Sand im Getriebe der straff durchorganisierten Cyberbetrüger-Banden, die – meist aus dem Ausland – ihre Täuschungsmanöver durchführen.
Der KI-Bot Daisy ist nur eine besonders schillernde Form der Abwehr. Telekommunikationsanbieter setzen zunehmend auf technische Lösungen, um ihre Kunden vor Scam-Anrufen zu schützen. Sie nutzen Systeme zur Anruferkennung und -analyse, die verdächtige Muster wie Massenanrufe oder Anrufe mit gefälschten Nummern („Call ID Spoofing“) erkennen und blockieren können.
Scam erkennen und abwehren
Ein „Scam“ ist eine Methode, bei denen Betrüger durch Täuschung versuchen, Opfer finanziell auszunutzen oder persönliche Informationen zu stehlen. Bei Scam-Anrufen geben sich die Betrüger häufig als seriöse Organisationen aus, etwa bekannte Unternehmen wie Microsoft oder Google, Banken, Telekommunikationsanbieter oder Behörden, um Vertrauen zu gewinnen.
Typische Szenarien sind etwa, man habe einen gefährlichen Virus auf dem Windows-Rechner entdeckt, oder die Warnung vor angeblich kompromittierten Konten oder fragwürdiger Belastungen. Ziel ist es, die Opfer zur Herausgabe von sensiblen Daten wie Passwörtern oder Kreditkartendaten oder zu sofortigen Überweisungen zu bewegen. Oft nutzen die Anrufer gefälschte Telefonnummern („Caller ID Spoofing“), um ihren Anruf glaubwürdiger erscheinen zu lassen.
Die Microsoft-Support-Scam-Masche
Weit verbreitet: Angebliche Probleme auf dem Windows-Rechner. Bei diesem Betrugsversuch geben sich Scammer als Mitarbeiter des Microsoft-Supports aus. Sie behaupten, der Computer des Opfers sei mit Viren infiziert oder habe ein Sicherheitsproblem, das dringend behoben werden müsse.
Häufig rufen sie unaufgefordert an oder locken Menschen über Pop-up-Warnungen auf dem Bildschirm, die vor angeblichen Bedrohungen warnen und eine Telefonnummer anzeigen. Die Scammer wirken oft professionell, sprechen in technischem Jargon und nutzen gefälschte Microsoft-Logos oder Websites, um Vertrauen aufzubauen.
Sobald das Opfer kooperiert, fordern die Betrüger Zugriff auf den Rechner, meist über Fernzugriffstools wie „TeamViewer“ oder „AnyDesk“. Dabei installieren sie entweder Malware, um Daten zu stehlen, oder sie manipulieren den Computer, um eine erfundene „Reparatur“ zu rechtfertigen. Im Anschluss verlangen sie hohe Gebühren für ihre „Dienstleistung“ oder stehlen sensible Informationen wie Passwörter oder Kreditkartendaten.
Der beste Schutz: Microsoft ruft niemals unaufgefordert an. Ein solcher Kontakt sollte sofort abgebrochen und gemeldet werden.
Apps zum Schutz vor Scam-Anrufen und unerwünschten Nummern
Smartphones bieten mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, um sich vor Scam-Anrufen zu schützen. Besonders effektiv sind Apps, die eingehende Anrufe analysieren und potenziell betrügerische oder unerwünschte Nummern blockieren.
Solche Apps wie „Truecaller“, „Hiya“ oder „Call Comtrol“ arbeiten meist mit einer ständig aktualisierten „Blacklist“, die bekannte Spam- oder Scam-Nummern enthält. Bei einem eingehenden Anruf überprüft die App die Nummer und warnt den Nutzer, falls es sich um einen verdächtigen Kontakt handelt. Diese Apps ermöglichen es zudem, eigene Nummernblockaden anzulegen und an einer Community-Datenbank mitzuwirken.
Anonyme und unterdrückte Nummern blockieren
Viele Smartphones und Sicherheits-Apps bieten auch die Option, Anrufe von Rufnummern ohne Kennung (anonyme Anrufe) automatisch zu blockieren. In den Systemeinstellungen (bei Android unter „Telefon > Einstellungen > Anrufe blockieren“ und bei iOS unter „Einstellungen > Telefon > Unbekannte Anrufer stummschalten“) kann diese Funktion aktiviert werden.
Apps wie „Should I Answer?“ gehen noch einen Schritt weiter und blockieren Anrufe basierend auf Nutzerbewertungen. Damit wird sichergestellt, dass Betrüger, die oft mit unterdrückten Nummern arbeiten, keine Chance haben, Kontakt aufzunehmen. Zusätzlich lassen sich Anrufer, die nicht in der Kontaktliste sind, direkt blockieren, um das Risiko weiter zu minimieren.
Google Maps wird schlauer durch KI
02:56 Min.. Verfügbar bis 31.10.2026. Von Jörg Schieb, Jörg Schieb.
Unsere Quellen:
- "The Verge"