Rabea Rogge ist erste deutsche Frau im All | Kurzvideo

00:31 Min. Verfügbar bis 01.04.2027

Erste Deutsche im All: Wie hat Rabea Rogge das geschafft?

Stand: 01.04.2025, 14:47 Uhr

Harte Ausbildung, strenge Auswahl: Astronaut oder Astronautin zu werden, ist schwer. Es sei denn, man trifft einen Milliardär - so wie Wissenschaftlerin Rabea Rogge.

Die Berliner Elektrotechnikerin und Polarforscherin Rabea Rogge ist in der Nacht als erste Deutsche ins Weltall gestartet. An Bord einer "Dragon"-Kapsel hob sie vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ab und soll nun vier Tage lang in einer Umlaufbahn um die Polarregion unterwegs sein. Rogge beschäftigt sich vor allem mit Robotik und promoviert derzeit über die Navigation und Steuerung von autonomen Fahrzeugen in schwierigen Bedingungen wie etwa im Polarmeer.

Ein historischer Moment für die Wissenschaft und die Emanzipation? Oder doch eher Werbung für die kommerzielle Raumfahrt? Fragen an Franziska Konitzer. Die Wissenschaftsjournalistin hat Astrophysik studiert und beschäftigt sich seit Jahren mit dem Weltall - unter anderem in dem Podcast "AstroGeo".

WDR: 1978 war Sigmund Jähn der erste Deutsche im All. Es folgten elf weitere Männer, bis es nun mit Rabea Rogge endlich eine Frau geschafft hat. Warum hat das so lange gedauert?

Portrait von Wissenschaftsjournalistin Franziska Konitzer

Raumfahrt-Expertin Franziska Konitzer

Franziska Konitzer: Wenn Deutsche ins All fliegen, ist das in den vergangenen Jahren immer mit der Europäischen Weltraumagentur ESA passiert. Es gab und gibt bei der ESA durchaus Astronautinnen, nur kamen die bislang nicht aus Deutschland, sondern aus anderen ESA-Mitgliedsstaaten. Die Plätze sind sehr begrenzt, und als 2022 das aktuelle Astronautenverfahren der ESA gestartet ist, hatte Deutschland mit Alexander Gerst und Matthias Maurer bereits zwei aktive Astronauten im Korps. Die freien Plätze wurden dann tatsächlich auch an Astronautinnen vergeben, aber eben nicht an deutsche. Es wurden aber zumindest zwei deutsche Frauen für das Reserve-Astronautenkorps der ESA ausgewählt.

WDR: Die nun von Rabea Rogge überholt wurden.

Konitzer: Rabea Rogge ist bei der aktuellen FRAM2-Mission mit an Bord, sie wurde aber nicht von Deutschland oder der ESA als Astronautin ausgewählt.

WDR: Astronautinnen und Astronauten gelten ja oft als Vorbilder und Posterboys und -girls der Wissenschaft. Kann Rabea Rogge da eine ähnliche Rolle spielen wie Alexander Gerst, der als "Astro-Alex" bekannt wurde?

Konitzer: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe mich für Rabea Rogge sehr gefreut für die einmalige Erfahrung, die sie machen kann, und ich will ihr auf keinen Fall zu nahe treten. Aber es gibt einen großen Unterschied. Gerst ist ausgebildeter Astronaut, er macht das hauptberuflich und war monatelang als Kommandant der Internationalen Raumstation ISS im All. Rabea Rogge hingegen ist eine Weltraumtouristin. Sie macht einen Ausflug, der dauert ein paar Tage, und dann kommt sie wieder zurück.

WDR: Rogge ist mit SpaceX, dem Unternehmen von Elon Musk, ins All geflogen.

paceX-Crew für die Mission «Fram2», wie sie in den USA trainiert. Die vorgesehenen Raumfahrer Rabea Rogge, Eric Philips, Jannicke Mikkelsen und Chun Wang üben in einer Dragon·-Kapsel von SpaceX.

Astronauten oder Touristen? Die FRAM2-Crew

Konitzer: Es ist aber nicht so, dass sie von SpaceX als Astronautin ausgewählt wurde. Etwa salopp gesagt ist SpaceX in diesem Fall ein sehr exklusiver Reiseanbieter für eine Pauschalreise in eine niedrige Erdumlaufbahn. Letztendlich wurde diese private Raumfahrtmission gebucht von Chun Wang, einem Krypto-Milliardär. Der hat dafür hunderte Millionen Dollar bezahlt und die anderen drei Besatzungsmitglieder eingeladen, ihn zu begleiten. Rabea Rogge hat gesagt, sie hätte Chun Wang zufällig kennengelernt, und dann kam wenig später das Angebot, ob sie nicht mit ihm mitfliegen wolle.

WDR: Die Anfrage, ins All zu fliegen, hat Rogge erst vor gut einem Jahr bekommen. Bei der ESA und NASA hingegen dauern die Auswahl- und Trainingsprogramme viele Jahre. Warum schafft es SpaceX, Astronauten so viel schneller ins All zu schicken?

SpaceX-Rakete "Falcon 9" startet in Florida, am 31.03.25 ins All

"Dragon"-Kapsel fliegt vollautomatisch

Konitzer: Man kann das nicht vergleichen, da gibt es wirklich große Unterschiede. Im Grunde ist es verkehrt, von Rabea Rogge als Astronautin zu sprechen. Sie hat keine berufliche Astronauten-Ausbildung und auch keinen Flugschein. Die Kapsel, in der sie sitzt, fliegt vollautomatisch, da ist kein Eingreifen notwendig. Rogge muss keinen einzigen Knopf drücken in ihrer Zeit an Bord.

Das ist ungefähr so, als ob man sich drei Tage lang in einen Zug setzt und aus dem Fenster blickt. Entsprechend schneller geht es dann natürlich auch für die Besatzung, sich vorzubereiten. Im Gegensatz zu ESA- und NASA-Flügen muss man hier keine besonderen Eignungen vorweisen.

Das Interview führte Ingo Neumayer.

Über dieses Thema berichten wir am 1. April 2025 auch im WDR Fernsehen um 18.45 Uhr in der "Aktuellen Stunde"

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