Knapp fünf Monate nach der teilweisen Legalisierung von Cannabis gibt es ab Donnerstag auch im Straßenverkehr neue Regeln. Bisher galt generell die strikte Linie, dass Autofahrer und -fahrerinnen schon beim Nachweis von geringsten Spuren des Cannabis-Wirkstoffs THC Probleme mit der Justiz bekommen konnten. Ab sofort gibt es klare Grenzwerte, ähnlich wie für Alkohol. Der Bundestag hatte eine entsprechende Regelung im Juni verabschiedet.
Der Cannabis-Grenzwert wird auf 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter im Blutserum festgelegt. Das ist laut der Expertenkommission, die den Grenzwert vorgeschlagen hatte, vom Risiko her vergleichbar mit einem Alkoholwert von 0,2 Promille. Bei erstmaliger Überschreitung droht eine Strafzahlung von 500 Euro sowie ein einmonatiges Fahrverbot.
Kein Mischkonsum erlaubt
Außerdem gilt ein strenges Mischkonsum-Verbot. Heißt: Für Cannabis-Konsumenten gilt ein komplettes Alkoholverbot im Straßenverkehr. Bei Verstößen droht ein höheres Bußgeld von rund 1.000 Euro. Autofahrer unter 21 Jahren müssen weiterhin - wie auch bei Alkohol - komplett nüchtern sein.
Risiko beim Fahren: Längere Reaktionszeiten und eingeschränkte Wahrnehmung
Dass Autofahren unter dem Einfluss von Cannabis gefährlich sein kann, ist unbestritten: Die Droge führt zu verlängerten Reaktionszeiten, verminderter Konzentrationsfähigkeit und einer eingeschränkten Wahrnehmung. Das Problem: THC ist im Blut auch dann noch nachweisbar, wenn der Rausch längst verflogen ist. Der neue, recht strenge Grenzwert soll nun sicherstellen, dass sich Konsumenten nicht berauscht hinters Steuer setzen, aber auch nicht zu Unrecht bestraft werden.
Wie die Polizei den THC-Wert kontrollieren kann
Die Kontrollen sind ähnlich wie bei Alkohol. Das heißt, die Polizei schaut bei einer Kontrolle erst auf äußerliche Merkmale, die auf einen Konsum von Cannabis hindeuten - also zum Beispiel glasige oder gerötete Augen oder eine verlangsamte Reaktionsfähigkeit. Dann können die Beamten entweder einen Urin-Test machen oder auch eine Speichelprobe. Ist dieser Test dann positiv, folgt der Bluttest. Und der zeigt definitiv, wie hoch der THC-Wert im Blut ist.
Wie kann man einschätzen, wie viel THC man im Blut hat?
Gut schätzen ist kompliziert und fast nicht möglich. Denn bei der THC ist im Blut spielen mehrere Faktoren eine Rolle:
- Wie hoch ist der THC-Gehalt je nach Sorte und Anbau im Gras? Das ist durchaus unterschiedlich. Eine Orientierung könnte geben: Laut aktuellen Erkenntnissen von Strafverfolgungsbehörden und Zoll liegt der durchschnittliche THC-Gehalt von Cannabisblüten bei circa 14 Prozent, bei Cannabisharz bei etwa 20 Prozent.
- Wie viel Cannabis im Vergleich zu Tabak oder Tabak-Ersatz steckt in einem Joint?
- Wie schnell baut der eigene Körper THC ab? Dazu gibt es keine verlässliche Einschätzung. Die Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie hat ein Papier dazu geschrieben, an dem sich auch die Gesetzgeber orientiert haben. Darin wir unter anderem empfohlen, nach einem Joint etwa 12 Stunden zu warten bis man Auto fährt. Nach Keksen oder anderen Cannabis-Esswaren eher 24 Stunden.
- Wie häufig wird konsumiert? Die Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie unterscheidet zwischen gelegentlichen Konsumenten und täglichen Konsumenten; tägliche Konsumenten legten ein "THC-Depot" an und hätten deshalb einen generell höheren Wert im Blut.
Unsere Quellen
- Deutscher Bundestag, Parlamentsnachrichten
- Deutsche Presse Agentur
- Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie: Empfehlung einer Wartezeit nach Konsum von Cannabis vor Verkehrsteilnahme
- Bundesministerium für Gesundheit: Fragen und Antworten zum Cannabisgesetz