Copernicus-Klimabericht | Aktuelle Stunde

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Europa ist Hotspot des Klimawandels: Wie reagiert NRW darauf?

Stand: 15.04.2025, 17:06 Uhr

Am Dienstag wurde der Klimazustandsbericht für Europa vom EU-Klimadienst Copernicus und der Weltmeteorologieorganisation WMO veröffentlicht. Er zeigt, dass sich Europa zu einem Hotspot des Klimawandels entwickelt.

Von Catharina Coblenz

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Laut dem Klimaschutzbericht verzeichnete Europa im Jahr 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der Temperaturanstieg erreichte erstmals 1,5 Grad. Außerdem listet der Bericht eine Vielzahl von Stürmen, Extremniederschlägen, Hitzewellen und Waldbränden auf. 

Die Copernicus-Wissenschaftler sagen voraus, dass viele Regionen Europas künftig stärker von Hochwasser betroffen sein werden. Laut dem Klimabericht könnte das Schadensrisiko so mancherorts auf das Zehnfache ansteigen.

Die gute Nachricht

Aber es gibt auch zwei gute Nachrichten: Der Bericht zeigt zum einen, dass 45 Prozent des europäischen Stroms mittlerweile aus erneuerbaren Quellen kommt - das ist ein Rekordwert. Zum anderen haben bereits die Hälfte der europäischen Städte inzwischen Schritte eingeleitet, um sich an den Klimawandel anzupassen. Vor 7 Jahren waren es nur 26 Prozent. Als positive Beispiele nennt der Klimabericht hier Paris, Mailand oder Bratislava.

Doch wie sieht es in den NRW-Städten aus? Was wird hier für den Klimaschutz getan? Und was für den Schutz vor dem Klimawandel? Geht es inzwischen mehr darum sich vor dem Klimawandel zu schützen, als ihn zu verhindern?

Schwerpunkt: Städteplanung

Es gibt in NRW eine ganze Reihe von Projekten, die sich mit dem Klimaschutz befassen. Viele Städte in NRW haben zudem einen Klimaplan. So wollen etwa Aachen und Soest bis 2030 klimaneutral werden. Bonn und Köln und Düsseldorf haben sich dieses Ziel für 2035 vorgenommen. 

Außerdem werden in den Kommunen einzelne Projekte gefördert. Um eine solche Förderung zu erhalten, können die Kommunen ihre Vorhaben beispielsweise beim Wettbewerb "Klimaanpassung.Kommunen.NRW" einreichen. Die ausgewählten Projekte werden dann von Land und EU mit insgesamt 25,6 Millionen Euro gefördert.

Ausgewählte Projekte sind beispielsweise der Jugendpark in Hennef. Dieser soll überdacht werden - mit einem begrünten Dach, das Schutz vor Regen und Abkühlung bei großer Hitze schaffen soll. In Leverkusen soll der Schulhof einer Musikschule entsiegelt werden. Der bislang fast vollständig versiegelte Schulhof soll sich in einen kleinen Wald mit Blumenwiese verwandeln. Und in Dormagen sollen zwei innerstädtische Plätze klimaangepasst umgestaltet werden.

Umsetzung des Schwammstadt-Prinzips in Niederkassel

Auch die Stadt Niederkassel hat mit einem Projekt an dem Wettbewerb teilgenommen. Die Stadt will die Klimaresilienz im öffentlichen Straßenraum verbessern und setzt daher in zwei Straßen verschiedene Schwammstadt-Elemente ein.

Das Prinzip der Schwammstadt bietet Lösungen für Klimafolgen, wie Starkregen und Hitzewellen. Durch beispielsweise die Ausweitung von Grünflächen und die Renaturierung urbaner Gewässer soll die Stadt die Fähigkeit erlangen, Wasser aufzusaugen und dieses Wasser "wie ein Schwamm zu speichern. Anschließend soll sie das gespeicherte Wasser verzögert wieder abgeben - durch Verdunstung, Versickerung oder zur Wiedernutzung.

Lüdenscheid erhält Nachhaltigkeitspreis

Die Stadt Lüdenscheid wurde für ihre Arbeit im Bereich Nachhaltigkeit mit dem SDG Innovation Award 2024 ausgezeichnet. Mit dem Preis werden unter anderem Kommunen, Unternehmen und Organisationen geehrt, die eine Vorreiterrolle beim Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung einnehmen.

Beworben hat sich Lüdenscheid nicht mit einem einzelnen Projekt, sondern mit der ganzen Bandbreite an Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren erarbeitet wurden. Dabei förderte die Stadt sowohl die Nachhaltigkeit vor der eigenen Haustür als auch global ausgerichtete Projekt. Lüdenscheid nimmt beispielsweise an dem Projekt "Connective Cities" teil, das das Thema Hitze in der Stadt in den Fokus rückt. Die Grundlage für die vielen Einzelmaßnahmen der vergangenen Jahre bildet die Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt, die 2019 auf den Weg gebracht wurde.

Schwerpunkt: Nachhaltige Energie

Der Fall des Kühlhauses

Sprengung des Kohlekraftwerks in Ibbenbüren

Schauen wir mal nach Ibbenbüren: Laut dem NRW-Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr ist die Sprengung des ehemaligen Steinkohlekraftwerks eine sehr gute Nachricht für "Energiewende, Klimaneutralität, Flächenrecycling, Kreislaufwirtschaft und den Strukturwandel in Nordrhein-Westfalen".

Noch gehört das Kraftwerksgelände in Ibbenbüren der Unternehmensgruppe Hagedorn. 2026 soll es dann an die Firma Amprion übergeben werden. Wo vor kurzem noch ein Kraftwerk stand, soll dann eine Konverterstation mit dem Namen BalWin2 gebaut werden. Durch diese Station kann Strom, der zum Beispiel in weit entfernten Windkraftanlagen erzeugt wird, in Haushalten genutzt werden. Ab 2031 soll hier dann grüne Energie für rund zwei Millionen Menschen transportiert werden.

Vom "Köttelbecken" zum Paradies für Artenvielfalt

Die Emscher

Die Emscher

Eines der größten Klimaschutzprojekte in NRW ist die Renaturierung der Emscher. Der Fluss entspringt in Holzwickede bei Dortmund, durchquert das Ruhrgebiet von Ost nach West und mündet nach 83 Kilometern in Dinslaken in den Rhein. Rund 170 Jahre transportierte sie die Abwässer aus der Region und galt als dreckigster Fluss in Deutschland. Das brachte ihr auch den Spitznamen "Köttelbecken" ein. 1992 startet die Emschergenossenschaft dann das Mammutprojekt die Emscher zu renaturieren.

Seit einigen Jahren fließt das Schmutzwasser jetzt durch ein unterirdisches Abwassersystem. Außerdem hat die Emschergenossenschaft vier moderne Großkläranlagen gebaut. Die Artenvielfalt habe sich mehr als verdreifacht, mit heute rund 500 Tieren und Wasserpflanzen in und an der Emscher. Jetzt soll die Wasserqualität der Emscher nochmals verbessert werden: Mit der weltgrößten Tuchfilteranlage und einer optimierten vierten Reinigungsstufe.

Kritik am Koalitionsvertrag

Die Projekte in NRW sind vielfältig und sie dienen sowohl dem Klimaschutz, als auch dem Schutz vor dem Klimawandel. Doch wie geht die Politik mit dem Thema Klimawandel um? Angesichts des aktuellen Klimaschutzberichts, fordert der Klimaforscher Prof. Mojib Latif ein schnelleres Handeln von der deutschen Politik: "Die sogenannten Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger reagieren zu langsam", kritisierte Latif im phoenix-Interview.

Latif betonte, dass das Klimaproblem nur global zu lösen sei. Im Strombereich erfolge dies bereits - mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien. Im Gebäudebereich sei es dagegen ein "schlechtes Signal, dass das Heizungsgesetz abgeschafft werden soll. Und im Verkehr tut sich leider so gut wie gar nichts", so Latif.

Auch WWF-Klimaexpertin Fentje Jacobsen kritisierte die Politik auch mit Blick auf den Koalitionsvertrag von Union und SPD. "Während die Klimakrise weiter voranschreitet und Europa der Kontinent ist, der sich am schnellsten erwärmt, scheint die Uhr bei manchen Entscheider:innen in Europa und Deutschland rückwärts zu laufen", sagte sie.

Kommentare zum Thema

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1 Kommentar

  • 1 Michael Ehl heute, 01:50 Uhr

    Sehr geehrte Damen und Herren, Copernicus ist so glaubwürdig wie die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V. Der Zirkusbettler, der 2025 bei mir geklingelt hatte, sagte, dass sein Zelt an der Endhaltestelle in Königswinter stünde. Wer ist ortskundig? 2024 telefonierte ich wegen des Vorgängerbesuchs mit der Polizeiwache Ramersdorf. Im Jahre 1815 war die Erfindung des Blitzableiters die Ursache für das schlechte Wetter. Die französischen Kanonenkugeln unterschließen den Mehrfachaufprall. Wellington war beeindruckt. Die Bundeszentrale für politische Bildung bedankte sich bei mir für einen Druckfehlerhinweis. Die Bundeszentrale und Copernicus veröffentlichen nicht nur Druckfehler: Fantasieäußerungen wie ein strafversetzter Beamter, der von seiner neuen Aufgabe keine Ahnung hat. - Mit freundlichem Gruß