Welche Heizung soll es sein? Diese Frage ist in der Zeit der Ampelkoalition zum Politikum geworden. Klar ist: Die Wärmeplanung der Städte und Gemeinden wird immer wichtiger für die Frage, ob sich der Einbau einer klimafreundlichen Heizung lohnt.
Umbau der Energienetze wird viele Haushalte in NRW betreffen
Rund drei Viertel der Kommunen in Nordrhein-Westfalen haben bereits einen sogenannten Wärmeplan veröffentlicht oder arbeiten daran. In diesen Plänen legen die Gemeinden fest, wie sie ihre Haushalte bis 2045 mit klimaneutraler Energie versorgen wollen.
Das heißt auf lange Sicht: Abschied nehmen von Heizöl und vor allem Erdgas, mit dem in NRW bisher die meisten Haushalte heizen. Zwei Drittel der Wohngebäude im Land nutzen eine Gasheizung für ihre Wärmeversorgung. Ölheizungen sind die zweithäufigste Wärmequelle.
Großstädte müssen bis Mitte 2026 einen Wärmeplan haben
Hausbesitzer sollten beim Einbau einer Heizung langfristig denken. Denn neue Heizkessel halten in der Regel um die 20 Jahre. Heizsysteme, die heute im Betrieb recht günstig sind, könnten in einigen Jahren zur Kostenfalle werden.
Kommunale Wärmepläne sollen Hausbesitzern die Wahl zwischen Heizungsarten erleichtern. Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen solche Pläne bis Mitte 2026 veröffentlichen. Kleinere Gemeinden haben zwei Jahre länger Zeit. Das Ziel: Deutschlands Heizungen sollen weniger Treibhausgase ausstoßen.
Die Plänen teilen Städte in verschiedene Zonen ein. Dicht besiedelte Gebiete sind oft gut geeignet für die besonders klimafreundlichen Wärmenetze. Damit ist Nah- oder Fernwärme gemeint, die über Leitungen in die Wohngebäude kommt. Dafür wird zum Beispiel Abwärme von Industrieanlagen genutzt.
Einige Gemeinden in NRW haben schon Pläne, wie künftig geheizt werden soll
In Nordrhein-Westfalen haben neben anderen Ahaus, Mönchengladbach, Coesfeld, Kamp-Lintfort, Aachen und Bergisch Gladbach bereits ihre Wärmeplanung veröffentlicht. Die Stadt Mönchengladbach beispielsweise weist die Gebiete um den Hauptbahnhof und das Zentrum der ehemaligen selbständigen Stadt Rheydt als Wärmenetz aus.
Gut zu wissen: Kommunen können Hausbesitzern theoretisch einen Anschlusszwang an Wärmenetze vorschreiben. Nach den bisher veröffentlichten Wärmeplänen plant das aber keine Kommune in NRW.
Im Stadtbezirk West will Mönchengladbach hingegen überwiegend dezentrale Lösungen einsetzen. Die Wärme wird dann direkt vor Ort erzeugt – zum Beispiel durch Wärmepumpen oder Pelletheizungen.
Wasserstoff spielt in der Zukunft der Wärmeversorgung fast keine Rolle
Laut Zensus 2022 werden rund 83 Prozent aller Wohngebäude in Mönchengladbach überwiegend mit Erdgas beheizt. Keine andere Großstadt in NRW heizt anteilig so viel mit Gas. Trotzdem geht aus dem Wärmeplanung der Stadt hervor: Gebiete für Wasserstoffnetze für Wohnungen sind aktuell nicht vorgesehen.
Gaskessel-Hersteller werben mit H2-ready-Gasheizungen – sie sollen auch mit beigemischtem Wasserstoff funktionieren. Denn wenn die Wärmeplanung ein grünes Wasserstoffnetz vorsieht, können Gasheizung solange normal weitergenutzt werden, bis der Wasserstoff planmäßig verfügbar ist.
Die Herstellung von Wasserstoff für Heizungen ist teuer
Gegen Wasserstoffnetze sprechen die Kosten und die Verfügbarkeit. Mönchengladbach schreibt zum Beispiel: "Für Wohngebäude wird der Einsatz von Wasserstoff vermutlich auch zukünftig zu kostenintensiv sein." Stattdessen soll Wasserstoff in der Industrie eingesetzt werden.
Denn Wasserstoff muss erst energieintensiv hergestellt werden, bevor er in Wärme umgewandelt werden kann. Die direkte Wärmeerzeugung aus Strom mit einer Wärmepumpe ist laut Umweltbundesamt vier- bis fünfmal effizienter.
Daher finden sich in den Wärmeplänen anderer Kommunen auch keine konkreten Pläne zur Versorgung von Wohnungen mit Wasserstoff. Die Stadt Bergisch Gladbach schreibt etwa in ihrer Wärmeplanung, dass aus heutiger Sicht keine Verfügbarkeit von Wasserstoff absehbar sei.
Weitere Nutzung der Gasleitungen: Biogas als Alternative?
Dennoch sollen in Bergisch Gladbach noch bis 2040 Teile des Gasnetzes zum Heizen von Wohnungen genutzt werden. Dann soll synthetisches Methan, auch Biogas genannt, durch die Leitungen strömen. Das soll entweder importiert oder selbst hergestellt werden.
Gleichzeitig schränkt die Stadt auf Anfrage ein, dass "die Anwendungen für grüne Gase vorrangig und überwiegend der industrielle bzw. gewerbliche Bedarf sind". Bergisch Gladbach nimmt an, dass die Kosten für Heizgase erheblich steigen werden und die Zahl der Gaskunden sinken wird. Nur in Ausnahmefällen rechnet die Stadt 2045 noch mit Gaskesseln in Wohngebäuden, etwa für Spitzenlasten.
Das bedeutet auch, dass Bergisch Gladbach offen lässt, welche Gasnetze weiterbetrieben werden: "Es kann sich bei zukünftiger, detaillierter Betrachtung ergeben, dass bestimmte Netzbereiche zukünftig sehr niedrige Absatzdichten aufweisen und aufgrund von wirtschaftlichen Gesichtspunkten möglicherweise nicht weiter betrieben werden können."
Einfach gesagt: Wenn sich der Betreib für die Gemeinde nicht mehr lohnt, könnten Gasleitungen abgeschaltet werden. Für Aufsehen sorgte in den vergangenen Monaten bereits der Mannheimer Gasversorger MVV, der aus Kostengründen spätestens ab 2035 kein Gas mehr liefern will.
Erdgas und Heizöl werden teurer
Während der steigende CO2-Preis Erdgas in den kommenden Jahren teurer machen wird, könnten laut Prognosen die Kosten für Fernwärme und Wärmepumpen sinken. Solange die Wärmeplanung nicht in Kraft getreten ist, bleibt Hausbesitzern die freie Wahl ihrer Heizanlage.
Die Kommunen halten sich damit zurück, einen Heizungstyp klar zu empfehlen. Die Stadt Mönchengladbach weist auf Anfrage zumindest auf wirtschaftliche Risiken einer neuen Gasheizung hin – da auch Biogas vermutlich nur eingeschränkt verfügbar wäre.
Die Verbraucherzentrale in NRW rät, sich vor einem Heizungstausch gut zu informieren. Insbesondere damit Eigentümer in einigen Jahren nicht von steigenden Kosten überrascht werden. Über den Energielotsen NRW vermittelt die Verbraucherzentrale entsprechende Angebote.
Wir wollen diesen Beitrag bei Bedarf aktualisieren - wissen Sie von einem veröffentlichten Wärmeplan, der in unserer Übersicht fehlt? Schreiben Sie uns: data@wdr.de
Unsere Quellen:
- Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende
- Zensus 2022, Statistisches Bundesamt
- Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze
- Anfrage an die Städte Bergisch Gladbach, Mönchengladbach, Coesfeld
- Gespräch mit dem Landesunternehmen NRW.Energy4Climate
- Umweltbundesamt