Welche Daten die Patientenplattform Doctolib für KI-Modelle nutzen will

Stand: 22.02.2025, 13:20 Uhr

Millionen nutzen die Plattform Doctolib um Arzttermine zu buchen. Der Preis: Doctolib speichert persönliche Daten. Ab sofort sollen diese Daten noch intensiver ausgewertet werden - auch für KI-Anwendungen. Wer das nicht will, muss ausdrücklich widersprechen.

Einen Termin beim Arzt auszumachen kann ganz schön Nerven kosten: Viele Praxen sind telefonisch schwer zu erreichen, manche auch nicht per E-Mail. Persönlich vorbeigehen ist umständlich. Kein Wunder, dass viele Menschen und Arztpraxen das Portal Doctolib nutzen. Hier werden verfügbare Termine online angezeigt und können mit wenigen Klicks gebucht werden.

Was in den neuen Datenschutzhinweisen von Doctolib steht WDR Studios NRW 19.02.2025 00:54 Min. Verfügbar bis 22.02.2027 WDR Online

In manchen Praxen geht es schon nicht mehr ohne. Für Patienten hat das einen Preis: Doctolib speichert persönliche Daten. In Zukunft will Doctolib Gesundheitsdaten noch stärker nutzen als bisher und mit anonymisierten Patientendaten KI-Modelle trainieren. Deswegen treten am 22. Februar neue Datenschutzhinweise in Kraft. Fragen und Antworten dazu:

Was ist neu?

Im Laufe des Jahres soll es einen digitalen Sprechstunden-Assistenten geben, der auf künstlicher Intelligenz beruht. Der kann zum Beispiel eine Video-Sprechstunde auswerten - also das vertrauliche Gespräch zwischen Arzt und Patient. Der Plan ist, die Diagnose, Medikamente und Behandlungspläne standardisiert in einen Arztbrief zu übertragen. Außerdem soll es mehr personalisierte Dienste geben: Patienten werden einsehen können, wann sie bei welchem Arzt waren. Ihre medizinische Geschichte soll gespeichert werden oder sie sollen erinnert werden, wenn ein neues Rezept fällig ist.

Wie kann ich der Neuerung widersprechen?

Wer nicht will, dass Doctolib eine KI mit sensiblen Patientendaten füttert, sollte die aktuellen Datenschutzhinweise sorgfältig lesen: Ab dem 22. Februar werden Kundendaten für das Training von KI-Modellen genutzt – sofern Nutzende einwilligen. Dieses Einverständnis wird abgefragt: Loggt man sich ein, wird die Frage automatisch eingeblendet. Also: Das Kleingedruckte lesen und entscheiden, wo man den Haken setzen möchte.

Wenn mit "Nein" geantwortet wird, verpflichtet sich Doctolib, keine Patientendaten zu nutzen oder personalisierte Dienste zu verwenden. Wenn jemand gar kein Konto bei Doctolib hat, aber die Arztpraxis das Portal nutzt, dann hat das Unternehmen keine Möglichkeit, Patienten zu befragen - und darf demnach auch keine Daten verwenden.

Wer die Doctolib-App nutzt, kann in den Einstellungen unter "Cookies" der Weitergabe seiner Daten widersprechen.

Was raten Datenschützer?

Die Verbraucherzentrale empfiehlt, möglichst wenige Gesundheitsdaten gegenüber Portalen wie Doctolib preiszugeben und optionale Einwilligungen zu verweigern. Thilo Weichert vom Netzwerk Datenschutzexpertise rät ganz von der Nutzung ab. Er empfiehlt, sich Ärzte zu suchen, die ein digitales Termin-Tool über ihre eigene Internet-Seite anbieten. Diese Praxen würden zwar auch mit Dienstleistern zusammenarbeiten, aber nicht alle mit denselben. So dürften Patienten davon ausgehen, dass so weniger Daten zu einem Profil zusammengefügt werden können.

Welche Alternativen gibt es?

Die Kassenärztlichen Vereinigungen vermitteln auch Arzttermine. Dabei geht es allerdings darum, bei akuten Beschwerden schneller einer Facharzttermin zu bekommen - also keine Folgetermine bei einer Praxis, bei der die Patienten schon in Behandlung sind. Für privat und gesetzlich Versicherte könnte aber auch ein zertifizierter, datensicherer Messenger interessant werden. Künftig soll das deutsche Gesundheitswesen über eine sogenannte Telematik-Infrastruktur laufen - mit E-Rezept und der elektronischen Patientenakte. Voraussichtlich ab Juli soll dort auch ein Messenger eingeführt werden, über den Patienten dann Nachrichten an Praxen schreiben und Termine ausmachen können.

Unsere Quellen:

  • ARD-Recherchen von Jutta Kaiser
  • Doctolib-Website
  • Netzpolitik.org
  • Verbraucherzentrale Bundesverband