Mit den frühlingshaften Temperaturen erwacht bei vielen wieder die Lust auf Bewegung an der frischen Luft. Doch bevor man sich aufs Rad schwingt und losfährt, sollte man sich Zeit für einen kritischen Blick nehmen: Vor allem, wenn das Rad während der nasskalten Saison ungeschützt im Freien abgestellt war, können sich Defekte an sicherheitsrelevanten Komponenten wie Bremsen, Lenkung oder Reifen entwickelt haben.
Um solche Probleme selbst zu beheben, braucht es in der Regel etwas Erfahrung und technisches Verständnis. Wer sich das nicht zutraut, dessen Rad ist bei den Profis besser aufgehoben. Weil in den ersten warmen Tagen des Jahres die Fahrradwerkstätten erfahrungsgemäß mit Terminanfragen geflutet werden, sollte man nicht allzu lange warten.
Run auf Werkstätten steht bevor

Karsten Heinsohn in seiner Werkstatt
Bei "Fahrraddoctor" Karsten Heinsohn aus Köln gibt es aktuell noch freie Termine, doch das wird wahrscheinlich nicht so bleiben: "Es ist interessant zu sehen, mit welcher Wucht die Leute kommen, wenn das Wetter umschlägt, um ihre Räder reparieren lassen." Er empfehle seinen Kunden immer dann eine Inspektion, wenn das Rad länger nicht bewegt wurde. "Das heißt, das Rad einmal komplett durchzuchecken. Alle Schrauben zu prüfen, Schaltung, Speichen, Licht, Bremsen. Also alles, was am Fahrrad wichtig ist."
Bei Heinsohn dauert eine Reparatur in der Regel höchstens drei Tage. Eine Inspektion fängt bei einem "normalen" Rad bei 50 Euro an, für E-Bikes zahlen die Kunden 90 und bei Lastenrädern 120 Euro. In anderen Werkstätten kann man den Service auch günstiger bekommen. Allerdings schwankt die Qualität und Gründlichkeit von Anbieter zu Anbieter. Deshalb sollte man sich erkundigen, welche Erfahrungen andere bereits mit der Werkstatt gemacht haben. Wenn Teile ausgetauscht werden müssen oder aufwändige Reparaturen nötig sind, muss man mit zusätzlichen Kosten rechnen.
Vor allem bei teuren Rennrädern, Gravel- oder Mountainbikes lohnt sich die Investition in eine professionelle Wartung meist - auch weil bei mangelnder Pflege der Wiederverkaufswert stark sinkt. Das gilt auch für E-Bikes - insbesondere sollten Laien nicht am Akku herumschrauben, wenn sie nicht genau wissen, was sie tun.
Wer das Geld für die Inspektion sparen will, für den hat Alike Schwarz vom Allgemeinen Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) in NRW Tipps parat: "Wir empfehlen, dass man sein Fahrrad erstmal putzt." Allzu ruppig sollte man dabei nicht vorgehen. "Das geht am besten mit einem Schwamm, lauwarmem Wasser, ein bisschen Spüli und einer Zahnbürste für die engen Stellen", rät die Expertin. Wenn Schlamm und Dreck beseitigt sind, könne man viele Defekte leichter erkennen.
Mit diesen Tipps vom ADFC lässt sich das Rad schnell auf Vordermann bringen

Sichtkontrolle: alles am Platz?
- Sichtkontrolle: Gibt es Risse oder Verformungen am Rahmen, an der Gabel, Speichen und den Felgenflanken? Falls ja - ab in die Werkstatt! Unter Belastung können solche Komponenten schnell brechen. Auch Lenker, Vorbau, Sattelstütze und Sattel sollten gründlich kontrolliert werden.
- Bremsen und Kette: Auch hier können Defekte zu Unfällen führen. Bremsklötze müssen getauscht werden, wenn die Querrillen nicht mehr deutlich zu erkennen sind oder sich eine Kante eingebremst hat. Die Bremsseile sollten Kappen an den Enden haben und nicht ausgefranst sein. Die Fahrradkette sollte mit einem Tuch von grobem Schmutz befreit und dann von der Innenseite geölt werden. Nicht vergessen, den Überschuss an Kettenöl oder -fließfett abzuwischen, um schmierige Hosen zu vermeiden.
- Beleuchtung: Zunächst sollten Scheinwerfer, Rücklicht und Reflektoren gründlich gesäubert werden. Die Stecker des Lichtkabels an den Leuchten und dem Dynamo müssen festsitzen. Die Einstellung des Scheinwerfers regelmäßig überprüfen. Die heute gängigen LED-Leuchten sind so leistungsstark, dass sie andere Radfahrer blenden können, wenn sie nicht richtig eingestellt sind.
- Reifen: Ist nicht genug Luft im Reifen, fährt sich das Fahrrad nicht nur schwerer, die Reifen gehen auch schneller kaputt. Der Mindest- und Maximalluftdruck ist auf den Reifenflanken vermerkt. Reifen sollten nach einer längeren Fahrpause immer auf Scherben, Dornen oder andere Fremdkörper untersucht werden. Bei größeren Rissen oder fehlendem Profil müssen neue Mäntel her.
Übrigens: Erfahrungsgemäß haben viele Laien Probleme, wenn sie die Gangschaltung eines Rads neu einstellen wollen. Je nach Modell können die Feineinstellungen extrem kompliziert sein. Auch in diesem Fall schont ein Gang zur Werkstatt nicht nur Nerven - der Fahrspaß ist mit einer perfekt justierten Gangschaltung einfach höher.
Über dieses Thema berichten wir am 06.03.2025 auch im WDR Hörfunk: WDR 5 Morgenecho ab 06.05 Uhr.
Unsere Quellen:
- Interviews mit Karsten Heinsohn und Alike Schwarz
- DEKRA
- Homepage ADFC
- Deutsche Presse Agentur