Auf dem weißen Shirt steht "Superme" statt Supreme. Die Sneaker sind von "Abibas" statt von Adidas. Der Koffer von "Rimöwa" und nicht von Rimowa. Klarer Fall: Das sind Fakes. Und was ist mit dem "Guccy"-Shirt? Achtung, jetzt wird es kompliziert. Weil die Designer es offensichtlich witzig fanden, dass Produkte der Luxusmarke Gucci als Guccy kopiert wurden, brachten sie kurzerhand selbst ein Shirt mit diesem Schriftzug raus.
Manche bestellen Fake Fashion, ohne zu wissen, was per Paket aus dem Ausland ins Haus geliefert wird - also aus Versehen. Andere kaufen Fake-Produkte, weil die Originale zu teuer sind. Und wieder andere, weil sie es witzig finden, wenn auf der Sonnenbrille "Ray-Dan" steht statt Ray-Ban. Manchmal sind die gehypten Sneaker auch ausverkauft, weil sie limitiert sind - zumindest offiziell. Auf dem Schwarzmarkt gibt es sie dann doch - unlizenziert, aber zum Verwechseln ähnlich.
Bald ist Weihnachten. Plagiate von Markenprodukten sind ein Milliardengeschäft - und gerade jetzt machen Onlineshops damit Kasse. Das Deutsche Patent- und Markenamt warnt, dass viele dieser Artikel von schlechter Qualität oder sogar gesundheitsschädlich sein können – und ruft dazu auf, ein "Fest ohne Fakes" zu feiern.
Hier sind Dinge, die ihr über Fake Fashion wissen solltet:
1. Original oder Fälschung? Nicht immer eindeutig
Machen wir es kurz: Das ist gar nicht so einfach, zu unterscheiden. Auch deshalb, weil viele Produkte nicht mal einen anderen Aufdruck oder einen anderen Markennamen tragen. Selbst der Zoll kommt da manchmal durcheinander, erzählt ein Protagonist in der Doku "Fake Fashion" von funk. Da soll es zum Beispiel einen Fall gegeben haben, da habe der Zoll eine echte, teure Luxusuhr verschrottet. Derjenige, der sie bestellt hatte, habe Gebühren sparen wollen und deshalb gesagt, die Uhr sei ein Geschenk und nannte einen geringen Wert. Die Reaktion des Zolls: Für den Betrag kann die Uhr nicht echt sein. Schrottpresse. Ende der Geschichte.
2. Fake ist nicht gleich Fake
Kenner unterscheiden drei Kategorien: Plagiate, Dupes, Replicas. Noch nicht alle Begriffe schon mal gehört? Wir erklären es euch.
Plagiate: Hier stimmt was nicht mit dem Namen - der Koffer von Rimöwa, die Sonnenbrille von Ray-Dan, die Uhr von Relax; es gibt aber auch Abiletten und Sneaker von Mike. Gibt es zum Beispiel in Marokko am Strand, auf dem Bazar in der Türkei, auf dem Nachtmarkt in Thailand - und an ganz vielen anderen Orten, an denen Menschen Urlaub machen.
Dupes: Das heißt übersetzt Duplikat, Täuschung. "Dupe" bedeutet auch betrügen - und Opfer. Dupes sind an ein Original angelehnt, erreichen den Style oder die Qualität aber nicht so ganz. Nehmen wir eine Tasche. Bei der ist beim Dupe zwar vielleicht das Logo von Chanel drauf und auch der Schnitt wirkt auf den ersten Blick identisch mit dem Original, aber das Material ist zum Beispiel ein anderes.
Replica: Diese Fakes sind in der Regel perfekte Kopien des Originals. Die Frage: Was ist echt, was ist Original? Nirgendwo lässt sie sich so schwer beantworten wie hier. Replicas kommen teilweise aus denselben Fabriken wie das Original. Die Farbe ist gleich, das Material ist gleich, die Form ist gleich: Wo ist der Haken? Es fehlt die Lizenz. Das bedeutet, der Sneaker von Nike ist nicht von Nike lizensiert. Es steht Nike drauf, er ist aber nicht von Nike.
3. Bei diesen Fake-Bestellungen droht Strafe
Grundsätzlich gilt: Wer im Internet eine Produktfälschung bestellt und sich diese nach Deutschland liefern lässt, mache sich grundsätzlich nicht strafbar – solange man die Markenfälschungen nur für den privaten Gebrauch nutze, erklärt die Verbraucherzentrale Niedersachsen auf ihrer Website. Man müsse aber mit zusätzlichen Kosten rechnen, falls der Zoll die Markenfälschung beschlagnahmt. Oder anders formuliert: Wer Fake Fashion im Netz bestellt, muss auch immer damit rechnen, dass die Ware nie ankommt. Das Geld ist dann weg.
Es gibt aber auch Bestellungen, die strafbar sind - nämlich wenn ein geschäftliches Interesse vorliegt. Das ist auch dann schon der Fall, wenn man mehrere gefälschte Luxusartikel bestellt, manchmal reichten schon zwei oder drei Stück, warnt die Verbraucherzentrale. Strafbar ist es zudem auch, wenn man Fake Fashion zum Weiterverkauf erwirbt. Die Konsequenzen sind dann:
- Strafrechtliche Verfolgung
- Hohe Schadenersatzforderungen durch die Original-Hersteller
- Kostspielige Gerichtsverfahren
Wer Fake Fashion aus dem Urlaub mitbringt, kann hier nachlesen, was erlaubt ist:
4. Die Zahlen steigen massiv
Wenn der Zoll bei seinen Kontrollen nachgeahmte oder gefälschte Produkte entdeckt und ein geschäftliches Interesses entdeckt, zieht er die Waren aus dem Verkehr. In Deutschland werden jedes Jahr Millionen Paar Turnschuhe und Zehntausende gefälschte Luxusuhren vernichtet. Dabei geht es um richtig viel Geld: Europäische Zollbehörden haben 2023 an den Außengrenzen und innerhalb der EU 152 Millionen gefälschte Artikel sichergestellt – 77 Prozent mehr als im Jahr 2022, so das Deutsche Patent- und Markenamt.
Alte Schuhe auf dem Müll
5. Fake Fashion hat eine dunkle Seite
Gefälschte Mode wird ohne Qualitätskontrollen produziert. Die verwendeten Materialien können giftige Farbstoffe und krebserregende Schwermetalle enthalten. Wer Fälschungen kauft, trägt das Gesundheitsrisiko selbst - der Originalhersteller haftet nicht, so die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Und: Der Handel mit Fakes kann Terror finanzieren. Ein Beispiel: Ein Attentäter des Charlie-Hebdo-Anschlags verkaufte gefälschte Nike-Schuhe aus China. Mit dem Gewinn von 50.000 Euro finanzierte er seine Terrorismus-Reisen und die Waffen für das Attentat, berichtet der br.
Unsere Quellen:
- Generalzolldirektion: Marken- und Produktpiraterie
- Deutsches Patent- und Markenamt
- funk - Doku Fake Fashion
- Verbraucherzentrale Niedersachsen über Produktfälschungen