Fasten

Fasten nach Karneval: So kann es mit dem Durchhalten klappen

Stand: 05.03.2025, 06:00 Uhr

Am Aschermittwoch ist natürlich nicht alles vorbei - die christliche Fastenzeit fängt gerade erst an. Worauf Menschen beim Fasten verzichten und wie es mit dem Durchhalten klappen kann.

Der Aschermittwoch markiert nicht nur das Ende der Karnevalszeit, sondern auch den Beginn von etwas Neuem: die christliche Fastenzeit. Keiner muss fasten, aber immer mehr halten dies zumindest für sinnvoll. Nach den Karnevalstagen mit zuweilen aus dem Ruder gelaufenen Kamelle- und Alkoholkonsum könnte das Fasten für viele eine willkommene Pause sein.

Große Zustimmung zum Fasten bei jungen Menschen

Die Krankenkasse DAK hat jüngst bei einer Umfrage herausgefunden, dass 72 Prozent der Bundesbürger den bewussten Verzicht aus gesundheitlichen Gründen sinnvoll finden - der höchste Wert seit 13 Jahren. Die größte Zustimmung zum Fasten gebe es mit 84 Prozent in der Altersklasse der 18- bis 29-Jährigen.

Wie bereits in den Vorjahren würden die meisten Menschen nach einer Umfrage der DAK am ehesten auf Alkohol (77 Prozent), Süßigkeiten (72 Prozent) und Fleisch (54 Prozent) verzichten. Dafür haben sie jetzt 40 Tage Zeit: Die christliche Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet in der Osternacht am 19. April.

Experte empfiehlt realistische Zielsetzung

Religiös betrachtet ist die Fastenzeit eine Zeit der Buße und Besinnung, in der sich Christen auf die zentralen Ereignisse ihres Glaubens vorbereiten - die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu an Ostern. Sie bietet darüber hinaus auch Chancen für Menschen, etwas Gutes für sich zu tun.

Ein Einstieg in den Ausstieg durch die Fastenzeit ist möglich. Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Jähne
Dr. Jähne, Oberberg Gruppe

Dr. Andreas Jähne

Andreas Jähne, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura in Bad Säckingen, verweist auf die Unterstützung der Regenerationsfähigkeit von Körper und Geist durch das Fasten. Um diese sechs Wochen durchzuhalten, sei es von entscheidender Bedeutung festzulegen, worauf man verzichtet und welches Ziel man anpeilt. Es sollte ambitioniert sein, dabei aber realistisch bleiben: "Es ist nichts schlimmer, als der Karotte immer hinterherzurennen."

Tipps von Dr. Jähne fürs Durchhalten in der Fastenzeit:

  • Verzicht und Ziel genau definieren - dabei nicht zu viel wollen
  • Positive Ziele formulieren (z.B. Gewicht verlieren, besserer Schlaf)
  • Erfolgskontrollen (z.B. Kontrolle des Körpergewichts)
  • Rückfälle einkalkulieren und nicht abbrechen
  • Sich Ausnahmen gönnen (z.B. auf einer Geburtstagsfeier)
  • Mit Freunden fasten - Einzelkämpfer haben es schwerer

Dadurch dass Fasten neben Essen und Trinken längst ganz andere Bereiche wie Medienkonsum, Rauchen oder auch Autofahren umfasse, sei es schwer, den Fastenden universell gültige Tipps auf ihren Weg der Enthaltsamkeit mitzugeben, eins sei aber entscheidend: "Die Gründe sollten klar sein, und das Ziel sollte klar sein."

Zumindest hat man dabei in der christlichen Fastenzeit den Vorteil, seine Ziele selbst stecken zu können. Während Muslime während ihrer Fastenzeit, dem Ramadan, 30 Tage lang zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nicht essen, trinken und rauchen dürfen, gibt es für das christliche Fasten keine strengen Regeln mehr. Jeder entscheidet selbst, wie er oder sie die Fastenzeit gestalten will.

Beim Fasten durchzuhalten ist gut fürs Selbstwertgefühl. Andreas Jähne

Grundsätzlich biete das Fasten die Chance auf sehr positive Erfahrungen: "Man fühlt sich meist weniger gestresst und klarer im Geist", sagt Jähne. Wer komplett auf Alkohol verzichte, gönne seiner Leber eine Kur. Wer sein Auto häufiger stehen lassen und sich mehr bewege, komme nicht mehr so schnell aus der Puste. Weniger Zigaretten lassen Raucher vielleicht seltener Husten. Wer seinen Digitalkonsum reduziere, könne die Zeit nutzen, um seine Freunde im Café zu treffen.

Jähne ist zudem davon überzeugt, dass die Fastenzeit Verhalten nachhaltig verändern kann. Je länger man schädliche Routinen wie das Feierabendbier oder die Zigarette auf dem Weg zur Arbeit weglasse, desto geringer werde die Rückfallgefahr. "Das ist die große Chance, das beizubehalten", so Jähne. Dass Menschen nach der Fastenzeit weniger und genussvoller konsumieren, sei wahrscheinlich, dass der eine oder andere schädlichen Konsum komplett ablege sei möglich.

Statistik: Mehr Verzicht in "Dry January" und "Veganuary" als in der Fastenzeit

Doch werden die guten Vorsätze auch in die Tat umgesetzt? Die Absatzzahlen für Süßigkeiten, Fleisch und Alkohol geben zumindest einen Hinweis darauf. Doch während von 2022 bis 2024 in der Fastenzeit jeweils weniger Alkohol getrunken wurde, gab es bei Süßigkeiten und Fleisch kein einheitliches Bild. Bei Süßigkeiten stieg der Konsum 2022 und 2023 in der Fastenzeit sogar an. Bei Alkohol nahm er im Jahr 2022 zu und ging in den zwei darauffolgenden Jahren zurück.

Mehr Verzicht als zur Fastenzeit scheint es aber jeweils im Januar zu geben: Ein Grund dürften die guten Vorsätze zum Jahreswechsel sein. Und Aktionen wie der "Dry January" (trockener Januar) oder der "Veganuary" (veganer Januar) machten sich beim Absatz von alkoholischen Getränken und Fleisch bemerkbar, so das Statistische Bundesamt.

Annika Fenske plant wenig Konsum

Der Verzicht schärft laut Jähne die Achtsamkeit, darauf hofft auch Referendarin Annika Fenske. Die 27-Jährige will die Zeit bis Ostern zum Konsumfasten nutzen. Sie sei sehr anfällig für Spontankäufe und wolle nun "ein paar Mal öfter" darüber nachdenken, was sie so kauft. Vor allem Kleidung und Schuhe stünden auf dem Prüfstand, um "einfach mal zu reflektieren und zu lernen, brauche ich das jetzt wirklich, oder ist es einfach Quatsch, dass ich noch mehr zu Hause rumstehen hab", sagt Fenske im WDR 2-Interview.

Eine realistische Herangehensweise, die Jähne begrüßen dürfte, weil es sich gut umsetzen lässt und ein Lerneffekt wahrscheinlich ist.

Doch selbst, wenn man sich mit seinen selbst gesteckten Fastenzielen überfordere und nicht die kompletten 40 Tage durchhalte, sei das kein Drama. Es gelte, sich das Erreichte vor Augen zu halten: "Schau dir an, was du geschafft hast. Waren es etwa zwei Wochen, dann ist das nicht gleich null. Das ist nicht nichts", so Jähne. Den optimalen Effekt für sein Selbstwertgefühl erhalte man, wenn man seine Ziele komplett erreiche. Dann könne manches gesunde Verhalten sogar zur neuen Routine werden.

Unsere Quellen:

  • Gespräch mit Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Jähne
  • WDR 2-Gespräch mit Referendarin Annika Fenske
  • Statistisches Bundesamt
  • DAK-Studie
  • Nachrichtenagentur KNA