Menschen in Warnwesten auf dem Ford-Gelände in Köln

Ford-Krise in Köln: Betriebsversammlung startet

Stand: 12.03.2025, 09:59 Uhr

Beim Autobauer Ford läuft am Mittwochmorgen eine weitere Betriebsversammlung. Am Dienstagabend gab es schon eine Protestaktion.

Von Carsten Schabosky und Jens Gleisberg

Am stärksten betroffen von den Kürzungsplänen und der Ford-Krise ist das Kölner Werk. Die Mitarbeiter wollen wissen, wie es mit ihren Jobs und dem Werk weitergeht. Europaweit sollen rund 4.000 Stellen gestrichen werden, die meisten davon in Köln. Am Dienstagabend gab es bereits eine Protestaktion mit 70 Teilnehmern vor dem Ersatzteilzentrum von Ford in Köln.

Kölner Ford-Werk droht im schlimmsten Fall Insolvenz

Beschäftigte von Ford in Köln protestieren, Projektion auf eine Gebäude: "Fuck you - wir bleiben!"

Denn die Konzernleitung will nicht mehr für Schulden des Kölner Standortes bürgen. Ein sehr deutliches "Fuck you" leuchtete deswegen im Stile des bekannten Ford-Schriftzuges auf der Wand der riesigen Halle am Ersatzteilzentrum in Köln-Merkenich. Davor standen die Gewerkschaftler, mit Fackeln in den Händen.
Die meisten von ihnen arbeiten selbst bei Ford und machen sich Sorgen um die Zukunft. Im schlimmsten Falle drohe dem Werk in wenigen Jahren die Insolvenz, wenn der Konzern nicht mehr wie angekündigt Verluste ausgleicht.

Finanzspritze reiche nicht für langfristige Sicherheit

Zwar hat die Ford Motor Company eine einmalige Finanzspritze in Höhe von 4,4 Milliarden Euro angekündigt. Das aber reicht nur um eine akute Überschuldung zu vermeiden. Ein tragfähiges Konzept für die Zukunft sei das nicht, kritisieren die Arbeitnehmervertreter.
Der Protest gegen die Geschäftsführung geht am Mittwochvormittag weiter. Denn mehrere tausend Mitarbeitende wollen zur Betriebsversammlung kommen. Ankündigung bisher: Ohne eine erkennbare Strategie wollen sie nicht über den geplanten Abbau von 2900 Stellen verhandeln.

Wie ist die Ausgangslage vor der Betriebsversammlung?

Ford Deutschland hatte zuletzt fast sechs Milliarden Euro Schulden. Frisches Geld wurde bisher automatisch von der US-amerikanischen Konzernmutter zugeschossen. Doch dieser Schutz-Schirm soll bald eingepackt werden.
Jetzt stellt sich die Frage, wie Rechnungen in Zukunft bezahlt werden sollen. Im schlimmsten Fall droht laut der Gewerkschaft IG Metall eine Insolvenz. Tausende Arbeitsplätze seien in Gefahr.

Ford - Sondierungsgespräche - Tarifstreit ÖD - Backgewerbe 10.03.2025

WDR 5 Das Wirtschaftsmagazin 10.03.2025 19:53 Min. Verfügbar bis 10.03.2026 WDR 5


Download

Wo genau ist das Problem?

Bei Ford in Köln gibt es schon länger Kurzarbeit. Ford setzt dort auf hochpreisige E-Autos, wie den Explorer und den Capri - mit einem Preis ab 45.000 Euro. In den vergangenen Jahren, 2023 und 2024, wurden etwa zwei Milliarden Euro darin investiert.

Aber die Absätze der E-Autos stagnieren. Der Grund: Die Nachfrage nach E-Autos ist zurückgegangen. Die Politik hat die Förderung von E-Autos abgeschafft. Andere Länder in Europa haben die Förderung dagegen erhöht. Zudem haben alle Autobauer bis jetzt kaum kleinere und leichter verkäufliche E-Autos im Programm.

Allerdings hat die gesamte Autobranche Absatzprobleme. Die PKW-Produktion in Deutschland liegt generell immer noch unter dem Niveau von Vor-Corona. Mit Blick auf die Stückzahlen von reinen Verbrennern werden in Deutschland zur Zeit sogar nur so viele Autos gebaut wie ungefähr in den 60er Jahren.

Wie geht es nun bei Ford in Köln weiter?

Die Mitarbeiter von Ford in Köln hoffen, dass die Produktion im Rheinland weiter geht. Am Mittwoch könnte es weitere Infos geben. Bis Ende 2032 gibt es eigentlich eine Beschäftigungssicherung. Aber die steht nun möglicherweise zur Disposition.

Seit Jahren kürzt Ford Stellen in Europa und schließt ganze Werke. So zum Beispiel in Belgien oder Großbritannien.

 Unsere Quellen:

  • dpa
  • IG Metall
  • Ford Deutschland
  • IW Köln
  • Reporter vor Ort