Die regenbogenfarbene Kapitänsbinde als Zeichen gegen Diskriminierung darf Manuel Neuer im Stadion nicht tragen: So hat es der Fußball-Weltverband FIFA entschieden. Die Wellen schlugen daraufhin hoch, besonders, weil die Deutschen das offensichtlich klaglos hinnahmen. Aber heute, kurz vor dem Anpfiff der WM-Partie gegen Japan, kam die Überraschung: Das Team hielt sich beim Mannschaftsfoto die Hand vor den Mund. Eine Aktion, die der DFB so kommentierte: "Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht."
Innenministerin zeigt Flagge
Neuer beließ es im Khalifa International Stadion in Al-Rajjan dabei, die "No Discrimination"-Binde zu tragen, die von der FIFA vorgegeben ist. Zu sehen war die "One Love"-Binde trotzdem: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die dem Spiel von der Ehrentribüne aus zuschaute, zeigte Flagge mit der Binde am Arm - die sie vorher unter ihrem pinken Blazer verborgen hatte.
DFB: Einschüchterung und Druck
Die FIFA hatte sportliche Sanktionen angedroht für den Fall, dass die mehrfarbige "One Love"-Kapitänsbinde bei den WM-Spielen in Katar doch getragen wird. Der DFB verzichtet daher wie alle an der Kampagne teilnehmenden Nationen auf die geplante Aktion.
"Die FIFA arbeitet mit Einschüchterung und Druck, das muss man zunächst konstatieren", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der ARD. "Ich stehe zu allem, was ich gesagt habe zum Thema Menschenrechte. Wir sind in der Opposition zur FIFA, das ist ganz wichtig, dass das hier deutlich wird. Wir müssen überlegen, welche Schlüsse wir daraus ziehen." Wie berichtet wurde, berät der Verband gerade über weitere Aktionen.
Bierhoff: Verbot war "ein herber Schlag"
DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte in der Debatte wenige Stunden vor dem deutschen WM-Auftakt um mehr Verständnis aus der Heimat für die Spieler geworben. "Letztlich bekommen die Spieler immer wieder Kritik ab. Das tut natürlich an der einen oder anderen Stelle weh, weil man denkt: Wann ist es genug und wann kann ich mich auf die WM konzentrieren", sagte Bierhoff am Mittwoch in der ARD. Die vielen kritischen Reaktionen aus Deutschland würden die Spieler sehr beschäftigen, berichtete der 54-Jährige. Schließlich sei man das Thema "schon vor einem Jahr sehr ernsthaft angegangen", betonte Bierhoff.
Es habe vor der WM in Katar Gespräche mit Menschenrechtsorganisationen und Betroffenen gegeben, zudem sei ein Symposium veranstaltet und eine Million Euro für die Nepal-Hilfe gespendet worden. Dass die FIFA die Aktion für eine gute Sache unterbunden habe, sei "ein herber Schlag" gewesen.