WWF-Studie: Energetische Gebäudesanierung lohnt sich für Verbraucher
Stand: 16.07.2024, 17:24 Uhr
Die Immobilienpreise in Deutschland sind seit Jahren extrem hoch. Viele können sich dadurch, wenn überhaupt, nur ältere Häuser leisten. Laut WWF sollten diese unbedingt energetisch saniert werden - auch, um Geld zu sparen.
Wer sich ein bisschen dafür interessiert und vielleicht schon das ein oder andere Mal im Internet nach "Do it yourself"-Anleitungen gesucht hat, bekommt sie regelmäßig auf Social Media angezeigt: Heimwerker-Videos. Dort ist zu sehen, wie man für die Kinder selbst eine Matschküche baut, Schmuck für den Weihnachtsbaum bastelt oder ein Hochbeet im Garten anlegt.
Immer häufiger findet man aber auch Influencerinnen und Influencer, die davon berichten wie sie selbst ein ganzes Haus renovieren. Das geht von der Villa, die sich ein Paar angeschafft hat und in Eigenregie auf Vordermann bringt, bis hin zum Dachdecker aus Kalkar, der für sich und seine Familie ein marodes Häuschen saniert.
Energetische Sanierung selten ein Thema
Es sind die vollkommen heruntergekommenen Innenräume der Häuser und Wohnungen zu sehen, durch die unermüdliche Handwerkerinnen und Handwerker fegen - gerne im Zeitraffer. Dann gibt es das strahlende Ergebnis: bombastische Einbauschränke, eindrucksvolle Parkettböden und wunderschöne Fliesenspiegel.
Eher seltener geht es darum, wie eine Wärmepumpe installiert oder ein Heizkessel im Keller ausgetauscht wird. Auch die rein optisch weniger attraktive Gebäudedämmung taucht im Verhältnis zu anderen DIY-Projekten eher weniger auf. Dabei ist genau das ein wichtiger Aspekt, wenn man sich heute ein älteres Haus kauft mit dem Plan, es zu sanieren - zumindest laut einer Studie der Prognos AG im Auftrag des WWF Deutschland.
Fehlende Dämmung schadet Geldbeutel und Klima
Demnach entsprechen mehr als die Hälfte aller Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland der Energieeffizienzklasse F oder schlechter. Das heißt, Wände, Fenster und Dach sind so schlecht gedämmt, dass das Haus darüber viel Wärme verliert. Die Folge: Der Energiebedarf fürs Heizen ist enorm hoch.
Das ist einerseits ein Problem für die Geldbeutel der Menschen, die darin wohnen, andererseits für die Umwelt. Denn in Deutschland werde noch überwiegend mit fossilen Energieträgern geheizt, sagt Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale NRW. "Energieträger Nummer eins in den Wohngebäuden ist das Erdgas", so der Referent für energetisches Bauen und Bauphysik. "Das Heizöl kommt mit einem Anteil von ungefähr 24 Prozent noch obendrauf."
Energetische Sanierung lohnt sich
Doch wer bei den aktuellen Immobilienpreisen als Privatperson ein Haus kauft, hat meist nicht viel Geld übrig, um große Sanierungsmaßnahmen vorzunehmen. Viele neue Hausbesitzer beschränken sich auf das Nötigste.
Laut einer aktuellen Wirtschaftlichkeitsrechnung, die der WWF bei der Prognos AG in Auftrag gegeben hat, könnten sie aber durch die richtigen Investitionen auf lange Sicht Geld sparen. Zwar würden die anfänglichen Ausgaben je nach Maßnahme zunächst steigen, auf lange Sicht sei eine Modernisierung aber kosteneffizienter. So könnte schon eine Teilsanierung wie etwa eine Dachdämmung oder ein Fenstertausch zu Einsparungen führen.
Beispielrechnungen an mehr als 50 Jahre alten Häusern
Für die Studie schauten sich die Macher unter anderem an, wie viel die Sanierung eines typischen Einfamilienhauses kosten würde, das zwischen 1958 und 1968 gebaut wurde und die Energieeffizienzklasse F hat. An diesem Beispiel wurden die Kosten berechnet, die entstehen würden, wenn man keinerlei Sanierungsmaßnahmen durchführen würde, je nachdem mit welchem Heizungstyp das Haus geheizt wird.
Dem wurden unterschiedliche Sanierungsstufen gegenübergestellt: einzelne Maßnahmen, eine umfassende Sanierung auf den Effizienzhausstandard 70 (EH 70), bei dem maximal noch 70 Prozent des Energiebedarfs gebraucht werden, und eine zum EH 55.
Kostenersparnis auch ohne nachhaltige Wärmeversorgung
Die Ergebnisse zeigen, dass sich eine Sanierung auch ohne den Einsatz einer klimafreundlichen Heizanlage lohnen würde. So liegen die Gesamtkosten in einem Fallbeispiel der Studie für ein Einfamilienhaus mit Gasheizung ohne Sanierung bis 2045 bei gut 89.000 Euro. Wird es nach den Effizienzhausstandards EH 70 oder EH 55 saniert und zusätzlich eine Wärmepumpe installiert, sinken die Energiekosten auf etwa 65.000 Euro. Wer den Gaskessel ohne Sanierung mit einer Wärmepumpe ersetzt, spart gerade mal knapp 1.000 Euro. Kauft der Hausbesitzer einen neuen Kessel ohne zu sanieren, steigen die Kosten sogar auf etwa 94.000 Euro.
Vor allem durch die Dämmung von Gebäuden lassen sich laufende Kosten sparen.
Bei der Verbraucherzentrale NRW hält man die Ergebnisse der Studie für verlässlich, zumindest was die aktuelle Aussage angeht. "Wie hoch der Preis für eine Kilowattstunde in zehn bis 15 Jahren sein wird, weiß niemand, aber das halten wir auch nicht für so entscheidend", sagt Christian Handwerk von der VZ. Es sei aber recht sicher, dass sowohl die Energiekosten für Wärme als auch der CO2-Preis in Zukunft steigen werden. "Also ist die Prognose auf Basis des steigenden Preises pro kWh aussagekräftig", so Handwerk.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Interview mit der Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale NRW
- Pressemitteilung des WWF zur Sanierungs-Studie
- WWF-Studie: Auf die Zukunft bauen - So rechnen sich Sanierungen
Über dieses Thema berichtet der WDR am 16. Juli 2024 auch im Hörfunk, unter anderem im "Tag um sechs" auf WDR 3.