Mit Weiberfastnacht hat am Donnerstag in den rheinischen Karnevalshochburgen der Straßenkarneval begonnen. Pünktlich um 11.11 Uhr ließ in Köln das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau die Jecken los. In Düsseldorf stürmten die Möhnen das Rathaus. Und überall wurde getanzt, geschunkelt und gesungen - nicht nur im Rheinland, sondern auch in Dortmund, Münster und Bielefeld.
Erstmals seit drei Jahren Karneval ohne Corona-Auflagen
In Bonn griffen die Waschweiber an. Diese Tradition geht auf eine frühe Frauenbewegung zurück: 1824 war im heute zu Bonn gehörenden Ort Beuel erstmals das Beueler Damenkomitee zusammengetreten. Die Beueler Wäscherinnen wehrten sich gegen das Patriarchat, die Dominanz der Männer und die damit verbundene Ausbeutung der Frauen.
Drei Jahre war das närrische Treiben Corona-bedingt mit Einschränkungen verbunden, dieses Jahr kann das jecke Volk endlich wieder ohne Auflagen feiern. Und das tat es bereits bis zum frühen Nachmittag zu Genüge. Wegen zu großen Andrangs von Feiernden zu Beginn des Straßenkarnevals hat die Stadt Köln schon am späten Vormittag das Zülpicher Viertel gesperrt. Feiernde wurden aufgerufen, Ausweichflächen zu nutzen. Das Studentenviertel mit seinen Bars und Kneipen übt im Karneval seit langem eine große Anziehungskraft vor allem auf junge Leute aus.
Am Donnerstag strömen die ersten Jecken morgens in die Kölner Altstadt. Es ist Weiberfastnacht, der Straßenkarneval beginnt.
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Konsequentes Vorgehen der Polizei
Vor allem in Köln wurden viele Zehntausende Feiernde von auswärts erwartet. Die Polizei war dort mit mehr als 2.000 Beamten im Einsatz. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte angekündigt, dass die Polizei gegen Belästigungen und Übergriffe konsequent vorgehen werde: "Jeder sollte wissen, wann es genug Kölsch gewesen sind." Auch in Düsseldorf füllte sich an Altweiber zunehmend die Altstadt mit Feiernden, genauso wie in Bonn.
Die Frauen haben Düsseldorf fest in der Hand. Es ist Altweiber.
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Polizei zieht positive Bilanz
Das erste Fazit der Polizei zur Weiberfastnacht fällt landesweit positiv aus. Die Kölner Polizei zählte bis zum Abend nicht einmal zehn Festnahmen, nach Angaben eines Sprechers hielten sich die allermeisten Narren an die Regeln. Am späteren Abend griff die Polizei etwas öfter ein, unter anderem erwischte sie zahlreiche Wildpinkler.
Auf der berühmten Feiermeile Zülpicher Straße in Köln blieb das befürchtete Chaos aus. Am 11.11. ging dort nichts mehr, deswegen sollten die Jecken diesmal woanders feiern. Das Konzept der Stadt scheint aufgegangen zu sein - unser WDR-Reporter Jochen Hilgers zieht Bilanz.
Verstöße gegen das Glasverbot
Auch in Düsseldorf ziehen die Ordnungskräfte ein positives Fazit: Gegen das Glasverbot, das es in diesem Jahr zum 13. Mal gab, gab es vergleichsweise wenige Verstöße. Die meisten Jecken waren aber nach Angaben der Feuerwehr über das Verbot informiert und ließen die Glasflaschen zu Hause.
Eine "normale Einsatzlage", so nannte es Norman Hofmann von den Johannitern, die heute den Sanitätsdienst übernommen haben. "Wenn Wetter und Stimmung so bleiben, rechne ich mit einem gut zu Ende gehenden Einsatz."
Etwas unruhiger war die Lage im Viersener Stadtteil Dülken. Bis zum späten Abend gab es hier sieben Körperverletzungen und 18 Festnahmen. Laut Polizei wurden hier Einsatzkräfte mehrmals angegangen und bedroht.
Ruhige Lage in Bonn
In Bonn gab es Bußgelder wegen Wildpinkelns und Belästigung, fast 300 Jugendliche wurden von Ordnungsamts-Mitarbeitern wegen Alkoholkonsums angesprochen. Aber bei Feuerwehr und Rettungsdienst blieb es bis zum Abend sehr ruhig.
Auch in den anderen Landesteilen ziehen die Beamten ein positives Zwischenfazit, sowohl am Niederrhein als auch im Sauerland und Ostwestfalen. Überall hätten die Jecken bisher friedlich gefeiert, die Polizei habe kaum einschreiten müssen.