Warum ist dieses Jahr weniger los beim Straßenkarneval?

Stand: 28.02.2025, 15:01 Uhr

An Altweiber waren dieses Jahr deutlich weniger Menschen in Köln und Düsseldorf feiern. Nach den Terror-Drohungen in den Sozialen Netzwerken sind wohl viele verunsichert. Andere könnten vom Wetter, den gestiegenen Preisen oder Krankheiten abgehalten worden sein.

Noch am 11.11.24 standen Clowns, Piratinnen und Minions dicht an dicht auf der Zülpicher Straße in Köln. So dicht, dass die Zugänge zum Karnevals-Hotspot zwischenzeitlich gesperrt wurden. "Das ist an Weiberfastnacht normalerweise auch schon vor 11 Uhr so, dass da niemand mehr rein kommt," sagte ein Sprecher der Stadt Köln am Freitag. Aber diesmal war das nicht so.

An Altweiber sei es dieses Jahr "erkennbar leerer" als sonst gewesen, teilte die Stadt Köln mit. Trotz Sonnenscheins in den ersten Stunden. Auf dem Kölner Alter Markt und in der Düsseldorfer Altstadt ein ähnliches Bild: Weniger Jecken als sonst, Rettungssanitäter hatten früh nichts mehr zu tun und packten ihre Sachen. Denn die Altstadt hatte sich am Abend bereits stark geleert.

Verunsicherung im Kwartier Latäng

Warum? Die zu befragen, die nicht kamen, war vor Ort schwierig. Aber die, die kamen, berichteten von Verunsicherung: "Wir versuchen, umsichtig zu sein." "Man schaut mehr nach rechts und links." "Wir hoffen einfach, dass nichts passiert." Das sagten drei feiernde Frauen im Kölner Kwartier Latäng.

Die vermeintlichen Anschlagsdrohungen des sogenannten Islamischen Staats (IS) in Sozialen Netzwerken hatten sie verunsichert. Zudem seien die Anschläge der vergangenen Monate in München, Aschaffenburg und Solingen noch sehr präsent. In den Kommentarspalten im Internet äußerten sich viele Menschen ähnlich.

An Karneval auf der Zülpicher Straße ist weniger los als gewohnt WDR Studios NRW 27.02.2025 00:41 Min. Verfügbar bis 28.02.2027 WDR Online

Die "Altbier-Wikinger" lassen sich nicht verunsichern | Bildquelle: WDR/ Lüüs

Andere waren da entspannter. Gerade weil so viele Sicherheitkräfte da waren. Die "Altbier-Wikinger" fühlten sich sicher in der Düsseldorfer Altstadt. "Wikingerin" Claudia zählte die Maßnahmen auf: die 16 Sperrungen an den Zugängen zur Feierzone oder die Polizeidrohnen, die zur Überwachung in Düsseldorf eingesetzt werden: "Hier ist es sicherer als ohne Karneval", sagte sie.

Landesweit rund 10.000 Polizeikräfte im Einsatz

Polizisten und Streifenwagen waren auch in der Kölner Innenstadt überall präsent, ebenso Autosperren. Das Bundeskriminalamt (BKA) stufte die Drohungen des IS allerdings als "Propaganda-Veröffentlichungen" ein. Der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns sagte, solche Posts des IS zielen genau darauf ab, Menschen zu verunsichern. Die Polizei tue alles Menschenmögliche, um die Feiernden zu schützen.

Die allgemeine Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus sei in Deutschland insgesamt aber weiterhin hoch. Laut Innenminister Herbert Reul (CDU) waren landesweit knapp 10.000 Polizeikräfte im Einsatz. Doch was für die einen das Sicherheitsgefühl steigerte, störte andere. Hinter Betonblöcken und Polizeiketten zu feiern, sei nichts für sie.

Regen? Preise? Krankenstand?

In Köln war dieses Jahr weniger los an Weiberfastnacht | Bildquelle: WDR/Morra

So feiertauglich das Wetter zunächst war, so schlecht wurde es danach. Bereits am frühen Nachmittag setzten immer wieder Wind und Regen ein, abends wurde es dann richtig kühl. Zwar ist das an Karneval nichts Besonderes, auch in den vergangenen Jahren war es mal nass und kalt, dennoch waren viele Menschen auf den Straßen. Aber in Köln leerten sich die Hotspots ab dem Nachmittag sichtlich. Auch die Düsseldorfer Polizei schrieb in ihrer Bilanz für die Altstadt: "Gegen 21 Uhr setzten bei kühler Witterung und Regen erste Abwanderungstendenzen ein."

Die einen zogen weiter in Kneipen. Anderen war das zu teuer. In den Sozialen Netzwerken berichten Menschen davon, die gestiegenen (Bier-)Preise nicht mehr mitmachen zu können. Oder zu wollen. Wieder andere hätten dennoch gern gefeiert, seien aber krank. Ingesamt ist der Krankenstand in Deutschland gerade hoch. Auch das könnte ein Mitgrund dafür gewesen sein, dass an Altweiber weniger los war.

Weniger Unsicherheit in kleineren Städten?

Abseits von Köln und Düsseldorf schien alles mehr oder weniger "normal" gewesen zu sein. "Der Marktplatz war gut gefüllt gestern", sagte ein Sprecher der Stadt Aachen am Freitag dem WDR. Auch in Arnsberg und Wesel wurde offenbar genauso gefeiert wie sonst - wenn auch mit vielerorts höheren Sicherheitsvorkehrungen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Deutsche Presse Agentur
  • Stadt Köln
  • Stadt Aachen
  • Stadt Arnsberg
  • Stadt Wesel
  • Polizei Düsseldorf
  • Polizei Köln