Stichwahl: Neue Landrätin in Minden-Lübbecke - Sensation in Gütersloh
Stand: 28.09.2020, 08:54 Uhr
Zwei Kreise und 24 Kommunen in Ostwestfalen-Lippe haben am Sonntag noch einmal gewählt. Hier präsentieren wir Ergebnisse, Reaktionen und erste Analysen rund um die Stichwahl der Landrät*innen und Bürgermeister*innen.
Minden-Lübbecke: Anna Katharina Bölling ist neue Landrätin
Anna Katharina Bölling von der CDU ist neue Landrätin im Kreis Minden-Lübbecke. Mit 63,7 Prozent der Stimmen setzte sich die 40-Jährige durch. Für ihren SPD-Gegenkandidaten Ingo Ellerkamp stimmten 36,3 Prozent. Anna Bölling ist die erste Frau, die das Amt im Kreis Minden-Lübbecke übernimmt. Vor sechs Jahren war SPD-Mann Ralf Niermann noch mit mehr als 63 Prozent zum Landrat gewählt worden. Er trat diesmal nicht mehr an.
Ohnehin ist die CDU die große Siegerin im Kreis Minden-Lübbecke: In Bad Oeynhausen gewann ihr Kandidat Lars Bökenkröger gegen SPD-Amtsinhaber Achim Wilmsmeier. Das gleiche Bild in Hüllhorst: Dort gewann CDU-Mann Michael Kasche gegen den bisherigen Bürgermeister von der SPD, Bernd Rührup. In Porta Westfalica setzte sich Sonja Gerlach von der CDU deutlich gegen Sozialdemokrat Jörg Achilles durch.
In Hille bleibt Bürgermeister Michael Schweiß im Amt. Er erhielt 53,6 Prozent der Stimmen, sein CDU-Gegenkandidat Henning Grinke 46,4 Prozent. Schweiß war als parteiloser Kandidat angetreten, nachdem die SPD ihn nicht mehr aufstellen wollte. Die SPD hatte sich vor der Stichwahl für den CDU-Kandidaten ausgesprochen.
Lippe: Landrat Lehmann im Amt bestätigt
Im Kreis Lippe bleibt Landrat Axel Lehmann im Amt. Der SPD-Politiker setzte sich mit 55,96 Prozent gegen seinen Konkurrenten Jens Gnisa von der CDU durch. Von seinem Parteikollegen bekam Lehmann langen Applaus. Eine rot-grüne Koalition im Kreistag ist jetzt sehr wahrscheinlich. Die Grünen haben 12 Sitze, die SPD 18. Und mit der einen Stimme des SPD-Landrats hat Rot-Grün in Lippe eine hauchdünne Mehrheit.
Bei den lippischen Bürgermeister-Stichwahlen holte die SPD drei Rathäuser: In Blomberg siegte Christoph Dolle mit 63,98 Prozent. In Horn-Bad Meinberg gewann Heinz-Dieter Krüger (SPD) knapp mit 50,87 Prozent, das sind 111 Stimmen. Eine Überraschung gab es in Augustdorf: Nach 16 Jahren wurde CDU-Bürgermeister Andreas Wulf von SPD-Kandidat Thomas Katzer abgelöst.
In Schlangen holte Marcus Püster für die CDU 56,97 Prozent der Wählerstimmen und damit den Sitz im Rathaus. Friso Veldink von der CDU gewann mit 54,26 Prozent in Dörentrup. Im Extertal ging das Bürgermeisteramt am Frank Meier von "Zukunft Extertal".
Bielefeld: Pit Clausen im Amt bestätigt
In Bielefeld behält SPD-Mann Pit Clausen sein Amt als Oberbürgermeister. Er war gegen Ralf Nettelstroth von der CDU angetreten. Clausen bekam 56,1 Prozent der Stimmen. Für ihn ist es die dritte Amtszeit. Er muss jetzt eine Mehrheit im Rat finden. Clausen schloss lediglich eine Zusammenarbeit mit der AfD aus. Für alle anderen Bündnisse zeigte er sich offen. Im WDR-Interview nannte er die Bewältigung der Folgen der Corona-Krise als nächste große Herausforderung, die er sofort angehen werde. Danach wolle er die Infrastruktur der Stadt nach vorne bringen.
Kreis Gütersloh: Norbert Morkes schafft Sensation
In der Stadt Gütersloh löst Norbert Morkes Amtsinhaber Henning Schulz von der CDU ab. Morkes bekam 57,9 Prozent der Stimmen. Allerdings hat der 69-jährige Vorsitzende des Vereins Bürger für Gütersloh nur 13 Prozent der Stimmen im Rat. Der noch amtierende Bürgermeister Schulz hat dem Neuling seine Hilfe angeboten. Morkes trat zum vierten Mal bei der Wahl zum Bürgermeister an.
In Harsewinkel gewinnt die SPD-Kandidatin Sabine Amsbeck-Dopheide die Stichwahl mit 54 Prozent der Stimmen. Sie bleibt also im Amt. Pamela Westmeyer von der CDU unterliegt. In Werther gewinnt Veith Lemmen von der SPD mit 55 Prozent gegen Johannes Decius von der unabhängigen Wählergemeinschaft.
Die neue Bürgermeisterin in Steinhagen heißt Sarah Süß. Die SPD-Kandidatin erreichte 61 Prozent der Stimmen. Die 28-Jährige gewann die Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Hans-Heino Bante-Ortega deutlich. "Es ist ein wahnsinniges Gefühl", sagte die angehende Bürgermeisterin nach ihrem Sieg im WDR-Interview. "Es waren unfassbar anstrengende Wochen und Monate und wir sind alle erleichtert, dass es so ausgegangen ist."
In Halle eroberte der CDU-Kandidat Thomas Tappe das Rathaus. Mit 61 Prozent setzt er sich gegen die SPD-Kandidatin Edda Sommer durch.
Unabhängige Bürgermeister in Höxter, Nieheim und Marienmünster
In Nieheim ist der unabhängige Kandidat Johannes Schlütz mit 55,9 Prozent zum neuen Bürgermeister gewählt worden. Er löst den ebenfalls parteilosen Amtsinhaber Rainer Vidal ab. Bei der ersten Wahl vor zwei Wochen lagen zwischen beiden Bewerbern lediglich 0,2 Prozent, also sieben Stimmen.
In Marienmünster wird der ebenfalls parteilose Kandidat Josef Suermann der nächste Bürgermeister. Er gewinnt in der Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Kai Schöttler.
In Höxter hat der parteilose Daniel Hartmann gegen den CDU-Kandidaten Daniel Razar gewonnen. Hartmann holte 52 Prozent der Wählerstimmen. Der bisherige Amtsinhaber Alexander Fischer musste bei der Wahl vor zwei Wochen eine deutliche Wahlniederlage hinnehmen. Drei seiner Mitbewerber um das Bürgermeisteramt bekamen mehr Stimmen als er.
Kreis Herford: Alle SPD-Kandidaten erfolgreich
Die Stichwahlen im Kreis Herford haben allesamt Kandidaten der SPD gewonnen. In Bünde setzte sich Susanne Rutenkröger durch und übernimmt das Amt von der CDU. In Enger bleibt Thomas Meyer im Amt. Er gewann mit 53,4 Prozent gegen Herausforder Philip Kleineberg. In Hiddenhausen wurde Andreas Hüffmann (SPD) mit 60,8 Prozent gewählt. In Rödinghausen bleibt das Bürgermeisteramt ebenfalls in sozialdemokratischen Händen. Dort hat sich Siegfried Lux mit 54,9 Prozent der Stimmen gegen den parteilosen Einzelbewerber Sven-Eric Adam durchgesetzt.
Kreis Paderborn: Einzige Bürgermeisterin in Lichtenau
In Lichtenau gewinnt Ute Dülfer von der SPD mit 73,3 Prozent gegen Josef Eich von der CDU. Sie ist die einzige Frau in diesem Amt im Kreis Paderborn und zeigt sich darüber im WDR-Interview stolz: "Ich bin dankbar für die vielen Stimmen, die mir die Bürger und Bürgerinnen aus Lichtenau gegeben haben. Ich bin sprachlos und einfach nur stolz."
Wahlbeteiligung sehr unterschiedlich
Die Wahlbeteiligung in den Städten und Kreisen fiel zum Teil sehr unterschiedlich aus. Besonders hoch war sie zum Beispiel in Bünde mit 54 Prozent, in Rödinghausen mit 55 Prozent und in Werther mit 57 Prozent. Besonders niedrig war sie dagegen in Hiddenhausen mit 37 Prozent, in Gütersloh mit 36 Prozent und in Schlangen mit nur 31 Prozent.