Auf Wüstentour mit Wüst

Stand: 25.04.2025, 16:04 Uhr

NRW-Ministerpräsident Wüst tourt mit einer Wirtschaftsdelegation durch die Länder am Persischen Golf. Reisebericht unserer Reporterin.

Von Nadja Bascheck

Während ein Mann in schneeweißem Gewand Kaffee zubereitet, sitze ich im Schneidersitz auf einer gepolsterten Bank. Die Schuhe haben wir vorher ausgezogen, für einen Moment kehrt Ruhe ein. Die Temperatur ist angenehm, die Klimaanlage lässt mich die 30 Grad draußen vergessen. Die Sonne steht hoch am Himmel und brennt auf die Stadt am Persischen Golf.

Seit wenigen Stunden sind wir in Abu Dhabi, vorher waren wir in Katar. Wir, das ist ein Tross von Medien- und Wirtschaftsleuten, die den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten auf seiner Reise begleiten. Hinter uns liegt ein straffes Programm, ein Termin folgt auf den nächsten. So ist das bei dieser Art von Reisen, die den wirtschaftlichen Beziehungen dienen.

Kaffee mit Kardamom

Der Mann in Weiß mahlt Bohnen, er zerkleinert Kardamom in einem Mörser, gießt Wasser in eine Kanne. Arabischer Kaffee zeichnet sich durch einen milden Geschmack und feine Gewürznoten aus. Ich genieße den ersten Schluck.

Während wir Journalisten bei dieser Kaffeezeremonie eine kurze Pause einlegen, führt Hendrik Wüst Gespräche mit dem Industrieminister, der auch CEO des staatlichen Ölkonzerns ADNOC ist, und mit der Sonderbeauftragten für die Beziehungen zu Deutschland. Gespräche wie dieses finden hinter verschlossenen Türen statt, weshalb wir Journalisten Kaffeepause haben.

Wüst (l.) mit dem Energieminister von Katar, Scheich Saad Sherida Al-Kaabi (m.) | Bildquelle: dpa

Auch zuvor in Katar gab es Gespräche: Wüst wurde vom Emir, dem Staatsoberhaupt, in Empfang genommen und traf mehrere Minister. Wozu dienen diese Gespräche? Ist NRW auf der Suche nach neuen wirtschaftlichen oder politischen Partnern? Und was verbindet die Länder mit NRW?

Investoren und Energielieferanten

Für viele von uns ist es die erste Reise nach Katar. Ich erinnere mich noch an die Diskussionen rund um Menschenrechte während der WM 2022 und das Stichwort „One Love“. Und an das Bild von Robert Habeck, der an den Golf reiste und ein Abkommen über Gaslieferungen schloss, das Deutschland unabhängig von Russland machte.

In eine ähnliche Richtung zielt auch Wüsts Tour durch die Wüste: Er will ein neues Kapitel aufschlagen in den Beziehungen. Zur Delegation zählen Konzernchefs großer Industrieunternehmen und Energieversorger, Messechefs, Hafenbetreiber und Forscherinnen. Am Mittwoch kamen sie mit den katarischen Gastgebern zusammen, mit der „Qatar Chamber“, einer Kammer des Privatsektors.

An einem langen Tisch saßen sich Kataris in Gewändern und Deutsche in dunklen Anzügen gegenüber. Dabei wurde für NRW geworben, es geht um viel Geld: Katar investiert seine reichlich vorhandenen Dollars weltweit, auch in deutsche Unternehmen. Das Land ist der größte Einzelaktionär bei RWE.

Strategische Partnerschaft

Was haben die Kataris von solchen Investments? Sie setzen wohl auf eine langfristige Entwicklung. Und sie geben dem Ministerpräsidenten was mit auf den Weg: Deutschland solle wieder auf Kurs kommen. Ähnliche Töne seien aus Abu Dhabi zu hören, sagt Wüst: Es gebe jede Menge "To Dos".

Thyssenkrupp-Chef Miguel López | Bildquelle: dpa / Rolf Vennenbernd

In den Gesprächen dieser Tage höre ich immer wieder, dass den Golfstaaten eine wichtige Rolle zukommen kann, gerade in puncto Energieversorgung. Der CEO von Thyssenkrupp, Miguel López, sagte mir, das sei wichtig für eine Industrie, die klimaneutral werden will. Von strategischen Partnerschaften ist die Rede.

Wasserstoff statt Öl und Gas?

Generell scheint die Reisegruppe guter Dinge zu sein und ich höre auch immer wieder, dass man etwas von diesen Staaten lernen kann. Mancher hier meint, man könne sich was vom „Mindset“ mitnehmen – schließlich hätten sie es innerhalb weniger Jahrzehnte geschafft, ganze Städte aus dem Wüstenboden zu stampfen. Auch, weil sie ein klares Ziel vor Augen hatten.

Ähnlich scheint es bei der Entwicklung zu sein, langfristig wegzukommen von Öl und Gas, um irgendwann hauptsächlich auf Wasserstoff zu setzen – wobei Gas nach wie vor eine große Rolle spielt. Ganz konkret könnte die Wasserstoffproduktion eine Chance für NRW darstellen, schließlich will das Land den Braunkohleausstieg schaffen und langfristig klimaneutraler Industriestandort werden. (Mehr dazu sehen Sie am Sonntag in Westpol.)

Wüst in Katar - NRW und die Golfregion WDR 5 Westblick - aktuell 23.04.2025 05:20 Min. Verfügbar bis 23.04.2026 WDR 5

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Was ich von dieser Reise mitnehme? Ich denke, wir werden in Zukunft noch viel mehr über diese Region sprechen. Vielleicht auch über das Für und Wider von Partnerschaften. Und ich bin beeindruckt vom Anblick der blinkenden Skylines und von dem, was man hier in so kurzer Zeit aufgebaut hat. Ach ja: und natürlich vom Essen, das unglaublich gut ist. Dubai-Schokolade habe ich übrigens noch nicht gesehen, dafür Datteln mit Pistazien gekostet. Lecker!

Als die kurze Zeremonie vorüber ist, fühle ich mich erfrischt vom milden Kaffee. Das mit dem Kardamom muss ich zuhause unbedingt mal ausprobieren. Weiter geht’s auf dem Trip durch die Wüste. Ich sende viele Grüße aus dem Reisebus und wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende!