Messer in der Schultasche: Was tun? Aktuelle Stunde 05.09.2023 16:12 Min. UT Verfügbar bis 05.09.2025 WDR Von Martina Koch

Klare Regeln gegen Messerattacken an Schulen

Stand: 05.09.2023, 16:30 Uhr

Ob Freudenberg oder Harsewinkel: Messerattacken unter Schülerinnen und Schülern sind in NRW ein großes Problem. Nun hat sich auch der Düsseldorfer Landtag mit dem Thema befasst.

Von Rainer Striewski

Der jüngste Vorfall liegt erst wenige Tage zurück: Wohl wegen eines Streits um eine Uhr hat in Harsewinkel ein 13-Jähriger einen anderen Schüler der Gesamtschule mit einem Messer schwer verletzt. Die Tat ereignete sich zwar nicht in, aber in der Nähe zweier Schulen.

Klar ist schon lange: Gewalt an Schulen ist ein Problem. Und viele Lehrkräfte wissen offenbar nicht immer, wie sie dem Problem begegnen sollen. Das wurde bei einer Expertenanhörung zum Thema Messerattacken im NRW-Landtag deutlich. In vielen Schulen herrsche Unsicherheit darüber, welche Gegenstände erlaubt wären und welche nicht, führte etwa Andrea Salomon aus. Die Polizeihauptkommissarin berät Schulen im Umgang mit gewalttätigen Übergriffen. Schulen wünschten sich ihrer Erfahrung nach mehr inhaltliche Unterstützung wie etwa auch Beispiel-Hausordnungen, so die Polizistin.

Krisenteams an Schulen

Für klare Regeln mit klaren Konsequenzen sprach sich auch Anna-Kathrin Großmann aus. Die Schulpsychologin ist Krisenbeauftragte beim Zentrum für Schulpsychologie in Düsseldorf. Neben dem Aufzeigen von Grenzüberschreitungen wären aber auch Lob und Wertschätzung wichtig, um den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass sie gesehen werden, betonte Großmann.

Expertenanhörung im Düsseldorfer Landtag | Bildquelle: WDR / A. M. van Treeck

Sie empfiehlt zudem die Bildung von Schulteams zur Beratung, Gewaltprävention und Krisenintervention. "Damit die Verantwortlichkeiten und Rollen im Rahmen von Gewaltprävention an Schulen klar sind." Diesen aus fünf bis sieben Personen bestehenden Teams sollte die Schulleitung, die Schulsozialarbeit, aber auch Hausmeister oder Sekretariatskräfte angehören, so Großmann.

"Stetig sinkendes Problem"

Nach der Familie und Diskotheken wäre die Schule der dritthäufigste Tatort, an dem Jugendliche Opfer von Gewalt werden. Darauf wies Prof. Menno Baumann von der Fliedner Fachhochschule in Düsseldorf hin. Allerdings wäre die Gewalt seit Mitte der 1990er Jahre "ein stetig sinkendes Problem", so der Professor für Intensivpädagogik. "Wir müssen wahrnehmen, dass Deutschland in den letzten 30 Jahren nicht alles verkehrt gemacht hat, was den Umgang mit Gewalt angeht."

Dennoch wären Schulen und Lehrkräfte natürlich mit Gewalt belastet. "Ob das Thema Messer jetzt das primäre Thema ist - da habe ich meine Fragen", so Baumann. Er würde sich hier ein Monitoring für Gewalterfahrung von Lehrkräften wünschen. "Da haben wir zu wenig Daten."

Die Kriminalitätsstatistik weist zwar im vergangenen Jahr für NRW einen ungewöhnlich starken Anstieg von Gewalttaten bei Jugendlichen und insbesondere bei Kindern auf. Allerdings betrachten Wissenschaftler die Entwicklung solcher Zahlen immer über einen längeren Zeitraum.

Über dieses Thema berichten wir auch am Dienstag (05. September) in der Aktuellen Stunde.