Seit mehr als zwei Jahren ist Oliver Krischer (Grüne) NRW's Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr. Themen, die auf den ersten Blick nicht besonders viel gemeinsam haben. Er ist auch der einizige Minister Deutschlands, der diese Bereiche gleichzeitig abdeckt.
Zurzeit ist Krischer auf sogenannter Thementour. Dabei reist er durch Nordrhein-Westfalen und besucht verschiedene Stationen unter anderem zu den Themen Hochwasserschutz, Mobilität, Verkehrsinfrastruktur und Artenvielfalt. Bei der Tour gehe es vor allem darum, sich um die Infrastruktur des Landes zu kümmern, die für das Leben und Wirtschaften in NRW notwendig sei.
Ein erfolgreiches Modell, so Krischer. Die Ministerien würden jetzt enger zusammenarbeiten und so gegensätzlich die Themen auch seien, könnten sie doch verbunden werden: "Man kann natürlich gucken, dass man Verkehrsplanung so macht, dass sie eben möglichst wenig die Umwelt schädigt und ganz im Gegenteil auch die eine oder andere Infrastrukturplanung dazu führt, dass auch der Naturschutz einen Mehrwert davon hat."
Nationalpark für Naturschutz
Erfolge seiner bisherigen Amtszeit sieht der Minister vor allem bei den Themen Hochwasserschutz und Brückensanierung. Ein Projekt, das er in Zukunft umsetzen möchte, ist ein zweiter Nationalpark. Noch steht nicht fest, wo der Nationalpark entstehen soll. Einige Gebiete, darunter der Reichswald und der Arnsberger Wald, stehen zur Auswahl. Wo und ob der Nationalpark am Ende entsteht, sei aber die Entscheidung der Menschen vor Ort. Wie auch der NABU bereits kritisierte, sei bisher nicht ausreichend Arbeit in das Projekt gesteckt worden. Das solle sich in Zukunft ändern.
Baustelle Verkehrsinfrastruktur
Auch im Bereich Verkehr und Straßenbau sieht der Grüne Politiker noch Verbesserungspotential. In den letzten Jahren seien viele Fehler gemacht worden, die jetzt – im wahrsten Sinne des Wortes – ausgebessert werden müssten. NRW hat viele Großbaustellen, die bei Bürgerinnen und Bürgern für Ärger sorgen. Drei davon wird sich Oliver Krischer morgen im Rahmen der Thementour ansehen.
Viel ausrichten können, wird er allerdings nicht. "Es ist leider so, wenn eine Straße oder eine Brücke neu gebaut wird, repariert wird, dann gibt es erst mal Ärger und die Menschen sind zurecht schlecht gelaunt, weil sie im Stau stehen, weil sie Umwege fahren müssen." Es sind allerdings genau diese Sanierungsprojekte, die für den Minister Priorität haben. Es gehe um die Haltung der Infrastruktur und dafür "müssen wir durch dieses Tal durch".
Krischers Kritik an der Bahn
Erst vor zwei Jahren neu eingerichtete ICE-Verbindungen nach NRW sind jetzt schon wieder gekappt. "Nicht gut", findet das Krischer und beschwert sich bei der Bahn. Auch er muss sich allerdings mit der Begründung von "Problemen bei der Infrastruktur" begnügen. Ihm seien die Hände gebunden, da die Bahn im Bereich Fernverkehr ein eigenwirtschaftliches Unternehmen sei. Das Einzige, was er machen könne, sei Druck auszuüben. Es wäre "fatal, wenn die Menschen in Zukunft nicht mehr in den ICE nach Berlin steigen, sondern wieder das Flugzeug benutzen".
Zukunft des Deutschlandtickets
Ein Versuch, die Menschen zum Bahnfahren zu motivieren, ist das Deutschlandticket. Wie es damit konkret weiter geht, ist allerdings noch unklar. Zumindest bis Ende des Jahres bleibt der Preis von 49 Euro bestehen, bestätigt Krischer. Einen eigenen Vorschlag für zukünftige Preisentwicklungen will der Minister nicht machen. Man müsse die Kostenentwicklung und die Zahl der verkauften Tickets in die Berechnungen einbeziehen - und die gebe es bisher nicht.
Dass das Ticket bestehen bleibt, ist für Krischer aber sicher: "Ich glaube aber, dass das Ticket aus Deutschland nicht mehr wegzudenken ist. Das ist ein Erfolgsmodell." Sowohl Bund als auch Länder müssten sich aber auf die Finanzierung und Regeln einigen, die nicht jedes Jahr neu verhandelt werden müssen. Diese Unsicherheit halte viele Menschen vom Kauf des Tickets ab. Das Deutschlandticket habe seinen Preis und den müsse auch die Politik in Kauf nehmen.