Sozialminister: Tafeln sollen regelmäßig Geld bekommen

Stand: 01.02.2023, 13:24 Uhr

In Zeiten steigender Armut erleben die "Tafeln" in NRW einen Ansturm - und kommen finanziell selbst an Grenzen. Sozialminister Laumann hat jetzt dauerhafte Hilfe in Aussicht gestellt.

Von Nina Magoley

Die Zahl der Menschen, die sich am Monatsende kaum noch Lebensmittel leisten können, steigt. Die Armut in NRW nimmt zu, das registrieren seit Jahren auch die sogenannten "Tafeln". Hier werden gespendete Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder Brot, aber auch Nudeln oder Konserven kostenlos an Menschen ausgegeben, deren Budget zu knapp ist, um genügend Nahrung einkaufen zu können.

173 Tafeln gibt es mittlerweile in NRW. Durch die gestiegene Inflation, aber auch durch die Ankunft vieler Flüchtlinge aus der Ukraine ist die Zahl der Kunden nach Angaben der Organisation 2022 von rund 350.000 auf 500.000 gestiegen.

Hauptsächlich Ehrenamtliche im Einsatz

Funktionieren kann das System bislang nur durch Ehrenamtliche: Gerade mal zwei bis drei Prozent des Tafel-Personals seien bezahlt, sagt Landesvorsitzende Evi Kannemann. Doch die Ehrenamtlichen kommen an ihre Grenzen. Mittlerweile werden täglich Großspenden per LKW in sieben zentrale Großlager in NRW geliefert und von dort an viele Kommunen verteilt.

Für Mitarbeiter, Miete, Heizung und weitere Kosten kosten brauchen die Tafeln zuverlässig Geld. Kannemann hatte daher im Januar an das Sozialministerium appelliert und einen festen Posten im NRW-Landeshaushalt von rund 500.000 Euro pro Jahr gefordert.

Laumann: "Förderung verstetigen"

Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) nahm am Dienstag auf WDR-Anfrage Stellung dazu: Es sei klar, dass "die Arbeit der Tafeln und Lebensmittelverteiler wichtig ist und nicht gefährdet werden darf". Sein Ziel sei es daher, "die Förderung zu verstetigen". Nicht, wie er betonte, "um ein schlechtes Gewissen zu beruhigen, sondern weil die Tafeln eine wichtige Unterstützung für viele Menschen sind".

Laumann wies darauf hin, dass das Land den NRW-Tafeln immer wieder finanziell den Rücken gestärkt habe: Neben einem Corona-Notfallpaket in Höhe von 1,4 Millionen Euro im Jahr 2020 seien die Tafeln und andere Organisationen der Lebensmittelverteilung in diesem Winter mit einem Winter-Hilfspaket in Höhe von insgesamt rund zwei Millionen Euro unterstützt worden. Eine Million davon ging an die Tafeln, die für die Monate Oktober 2022 bis Februar 2023 jeweils bis zu 1.500 Euro beantragen konnten.

Wie hoch die angekündigte dauerhafte Förderung der Tafeln künftig aussehen könnte, stehe noch nicht fest, sagte eine Ministeriumssprecherin auf Nachfrage.

Es sei aber "keine Frage", so Laumann: Die Tafeln seien aufgrund des Ukrainekriegs, der damit einhergehenden wirtschaftlichen Folgen und der hohen Inflation derzeit stark beansprucht.

Wenn das Geld einfach nicht reicht - Armut in NRW

WDR RheinBlick 20.01.2023 28:43 Min. Verfügbar bis 18.01.2029 WDR Online


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"Natürlich können die Tafeln den Sozialstaat nicht ersetzen", sagte Laumann. Sie würden aber durch bürgerschaftliches Engagement und Selbsthilfe die staatlichen Maßnahmen ergänzen und so "bei der Verbesserung der Lebensumstände von bedürftigen Menschen" helfen. Dafür sei er dankbar.

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