Gruppenfoto vor mehreren Flaggen, in der Mitte zwei Männer mit unterschriebenen Dokumenten

So wollen Naturschutzverbände den Wald klimafest machen

Stand: 11.02.2025, 17:51 Uhr

Land, Waldbesitzer und Naturschutzverbände wollen den Wald in NRW klimafester machen. Der "Waldpakt 2.0" soll als Basis dienen.

Von Peter HildPeter Hild

Mit der Unterzeichnung des "Waldpakts 2.0" haben am Dienstag die NRW-Landesregierung, Waldbesitzer und Naturschutzverbände ihre gemeinsame Aufgabe bekräftigt, den Wald in NRW klimafester und biodiverser zu machen.

Bereits 2019 waren gemeinsame Aufgaben in einem "Waldpakt 1.0" formuliert worden, die Naturschutzverbände fordern jetzt aber verbindliche Rahmenbedingungen in einem novellierten Landesforstgesetz.

Viele Bekenntnisse der Landesregierung

Mehrere Ministerinnen und Minister sowie Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) gaben teils wortgewaltige Bekenntnisse für die Zukunft des Waldes ab. "Klimastabile und starke Wälder sind das beste Erbe, das wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen können", betonte Wüst.

Eine Frau in einem Büro vor einer hellen Wand

NABU-Chefin Naderer will mehr Verbindlichkeit

"Um den Wald als Hort der Biodiversität zu bewahren, brauchen wir mehr Wildnisflächen, die helfen, Lebensräume und Biodiversität zu erhalten", erklärte Umweltminister Oliver Krischer (Grüne). Die gemeinsame Erklärung war im Laufe des vergangenen Jahres mit Vertretern aller Verbände und Interessen erarbeitet worden. "Es war ein guter, konstruktiver Prozess", lobte die Landesvorsitzende des Naturschutzbundes NABU, Heide Naderer.

Allerdings wäre ein zweiter Nationalpark in NRW eine große Chance für mehr Wildnisfläche gewesen, so Naderer, der jedoch vorerst gescheitert ist. Nach Angaben der Naturschutzverbände liegt NRW mit einem Anteil von 0,28 Prozent Wildnisflächen an der Landesfläche deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 0,6 Prozent.

Drei Handlungsfelder definiert

Im "Waldpakt 2.0" haben die Beteiligten drei Handlungsfelder definiert: Sie wollen zum ersten klimaresiliente Ökosysteme entwickeln, durch eine nachhaltige Bewirtschaftung und die Berücksichtigung der Klimafolgen.

Zum anderen sollen die Bedingungen für Waldbesitzer so gestaltet werden, dass sie weiter gut und nachhaltig wirtschaften können. Und die Verwendung von Holz als Baustoff soll künftig vereinfacht werden.

Zukunft der Wälder in NRW: Unterzeichnung des Waldpakts 2.0

WDR 5 Westblick - aktuell 11.02.2025 05:04 Min. Verfügbar bis 11.02.2026 WDR 5


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Naturschutzverbände fordert neues Waldgesetz

Die Naturschutzverbände finden sich - anders als noch im Waldpakt 1.0 aus dem Jahr 2019 - deutlich stärker in ihren Forderungen berücksichtigt, wünschen sich angesichts der vielen schönen Worte aber mehr Verbindlichkeit, auch in Gesetzesform.

"Wir wollen verbindliche Rahmenbedingungen für eine natürliche Wiederbewaldung, für den Wasserrückhalt und Bodenschutz und klare Bestimmungen für Mischwälder durch überwiegend heimische Baumarten", erklärt die NABU-Landesvorsitzende Naderer.

Landesregierung arbeitet an Waldstrategie

NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorissen bei Vorbereitung auf die Grüne Woche

NRW-Forstministerin Gorißen bremst Forderungen

NRW-Forstministerin Silke Gorißen (CDU) sieht ein neues Landeswaldgesetz jedoch nicht als akutes Thema: "Wir werden jetzt erstmal schauen, wie es im Bund weitergeht, ob es beim Bundeswaldgesetz bleibt." Gorißens Ministerium erarbeitet zusammen mit allen Beteiligten derzeit eine Waldstrategie für NRW.

Wann diese vorliegen soll, ist allerdings noch unklar, womöglich erst im kommenden Jahr. Es sei noch vieles abzustimmen, unter anderem mit den Waldbesitzern, was tauge in der Praxis, außerdem würden laut Gorißen noch mehr Erkenntnisse aus der Forschung benötigt.

Opposition kritisiert "schöne Symbolik"

Für die Landtags-Opposition hätte es den "Waldpakt 2.0" dagegen gar nicht gebraucht. Die SPD spricht von einer "Sammlung von Absichtserklärungen ohne handfeste Maßnahmen". Auch sie drängt auf konkretes Handeln, das die Landesregierung in Sachen klimaresiliente Wälder jedoch vermissen lasse.

Quellen:

  • Ministerpräsident Hendrik Wüst, CDU
  • NRW-Umweltminister Oliver Krischer, Grüne
  • WDR-Interview mit NRW-Forstministerin Silke Gorißen, CDU
  • WDR-Interview mit Heide Naderer, Landesvorsitzende NABU NRW
  • SPD-Landtagsfraktion NRW
  • WDR-Reporter vor Ort

Über das Thema berichten wir am 11.02.2025 auch im Radio im Landesmagazin Westblick auf WDR5 und im WDR Fernsehen in der Aktuellen Stunde, 18.45 Uhr.