In der kommenden Woche steht ein Meilenstein beim Neubau der Brücke an. Zwei Tage nach der Bundestagswahl werden die beiden Seiten der Brücke sich in der Mitte treffen. In gut anderthalb Jahren soll der Verkehr wieder in Ansätzen laufen dürfen.
Die Brücke selber bleibt zudem ein Politikum. Seit Beginn der Vollsperrung im Dezember 2021 befindet sich die Region um Lüdenscheid in einem permanenten Verkehrschaos.
Falsche Prioritäten, die zur Sperrung führten?
Politisch stand schnell der Vorwurf im Raum, dass man den Zustand der Brücke zu lange ignoriert habe. Vor allem der damalige Verkehrsminister und heutige Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) soll die Priorität von der Brückensanierung auf andere Schwerpunkte verlagert haben - so zumindest der Vorwurf der Opposition.
Wüst hat den Vorwurf immer bestritten und auch auf die damaligen Strukturen verwiesen. Im Ausschuss selbst stand jetzt die Direktorin der Autobahn GmbH, Elfriede Sauerwein-Braksiek, vor den Abgeordneten Rede und Antwort.
"Nicht im Traum an dauerhafte Sperrung gedacht"
Die 65-Jährige ordnete im Dezember 2021 die Sperrung der Brücke an. "Ich habe bei der Sperrung nicht im Traum daran gedacht, dass wir diese Brücke nicht mehr aufmachen können", sagte Sauerwein-Braksiek. Anfänglich dachte sie, man könne die Brücke zumindest wieder für den Pkw-Verkehr freigeben.
Die Straßeninfrastruktur sei nun einmal in den 60er- und 70er-Jahren entstanden und für die heutige Belastung nicht ausgelegt. Daher habe sich ein Sanierungsstau ergeben, der fast nicht mehr beherrschbar sei.
Sie habe - bevor sie und auch die Zuständigkeit für die Autobahnen an den Bund wechselten - als Direktorin des Landesbetriebs Straßen NRW immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass es an Personal und Mitteln fehle.
Die dauerhafte Mangelverwaltung bei den Brücken
Sie sprach erneut von einer "Mangelverwaltung" bei der Sanierung der Brücken. Sie habe in politischen Gesprächen immer wieder darauf hingewiesen. Man habe dann zwar versucht, auch in Gesprächen nach dem Regierungswechsel 2017, ihr mehr Personal zu beschaffen. Allerdings wurde auch auf die Prioritäten der damals neuen schwarz-gelben Landesregierung verwiesen.
Ihr Eindruck sei gewesen, dass unter Hendrik Wüst ein Schwerpunkt auf Ortsumgehungen und Radwege gelegt worden sei. Einen Vorwurf wolle sie aber deswegen nicht machen, auch für das Ministerium lag ja eine "Mangelverwaltung" vor. Sie sei auch vor der Sperrung nicht in die Planungen für eine Sanierung der Brücke eingebunden gewesen. Dies hätten die Regionalleitungen in ihrer Verantwortung gehabt.
Menschliches Handeln als Fehler im System
Dass der tatsächliche Zustand der Brücke lange nicht erkannt wurde, kann auch mit dem Übergang der Verantwortlichkeiten zu tun haben. In der Phase, als die Autobahnen von Straßen NRW zur "Autobahn GmbH" des Bundes wechselten, fehlte es laut Sauerwein-Braksiek an den grundlegendsten Dingen. "Wir hatten ja noch nicht mal Räume, Tische oder Stühle."
So habe sie zunächst keinen Laptop oder ein Dienstgerät bekommen, weshalb sie die Rechner aus ihrer Zeit beim Landesbetrieb zunächst weiter nutzte. Dort lagen auch Protokolle aus Gesprächen mit dem NRW-Verkehrsminister Wüst und dessen Staatssekretär. Diese besitze sie aber nicht mehr.
Sie verwies aber auch auf strukturelle Defizite. Der Fehler im System sei über Jahre gewesen, dass "keiner bei Rost reagiert hat", so die Direktorin. Das habe aber nichts damit zu tun, dass der Brückenprüfer Rost protokolliert habe. "Das menschliche Handeln danach, das war für mich der Fehler."
Unsere Quellen:
- Reporter im Ausschuss
- Recherche