Symbolbild: Männliche Hand hält Messer

Im Innenausschuss: Reul lobt Siegener Polizei

Stand: 05.09.2024, 17:24 Uhr

NRW-Innenminister Reul hat sich in einer Sitzung des Innenausschusses zur Messerattacke auf dem Stadtfest in Siegen vor einer Woche geäußert.

Der Innenminister dankte in der Sitzung des NRW-Innenausschusses auch den Menschen vor Ort, die geistesgegenwärtig gehandelt hätten. Sie hatten die Frau überwältigt und ihr weitere Waffen abgenommen. Die Polizei sei nach acht Minuten eingetroffen, das sei eine gute Leistung.

Reul sagte, die Ermittlungen laufen noch. Über die mutmaßliche Täterin sei aber bereits bekannt, dass sie früher wegen Drogendelikten und Verkehrsverstößen aufgefallen sei.

Alle Opfer außer Lebensgefahr

Es gab tosenden Applaus, als Bürgermeister Steffen Mues noch auf dem Siegener Stadtfest verkündete, dass niemand mehr in Lebensgefahr schwebe. Die Entscheidung, das Fest nicht abzubrechen, sei der Stadt nicht leicht gefallen, sagt Mues:

"Da muss man natürlich auf der einen Seite die Sicherheitslage analysieren, aber man hat natürlich auch eine moralische Seite, die man dabei berücksichtigt, weil es eben auch drei Opfer gab, die in Lebensgefahr schwebten."

Warum das Stadtfest weitergeführt wurde

Für die Entscheidung hatte der Bürgermeister auch die Bus-Insassen besucht: "Die haben eigentlich auch alle gesagt, es wäre schade, wenn jetzt das Fest abgesagt wird. Das hatte ich bei dieser Entscheidung im Hinterkopf. Die haben alle gesagt: Weitermachen."

Nach Messer-Angriff in Siegen: Reul prüft Taschenkontrollen

WDR Studios NRW 02.09.2024 00:55 Min. Verfügbar bis 02.09.2026 WDR Online


Täterin in Untersuchungshaft

Die mutmaßliche Täterin sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Ihr Motiv wollte sie den Ermittlern nicht nennen, "das würden die Beamten eh nicht verstehen," zitierte sie Innenminister Reul. Am Donnerstag hatte Reul einen Überblick zum Ermittlungsstand zu der Tat im Innenausschuss im Landtag NRW gegeben.

Nach Medienberichten sollen es drei Frauen gewesen sein, die die Täterin überwältigten. Das hätten Siegens Bürgermeister Mues und der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein, Peter-Thomas Stuberg, unter Berufung auf Aussagen von Zeugen berichtet.

Busfahrer hat schnell gehandelt

Ein Sprecher der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) sagte der "Siegener Zeitung", auch der Busfahrer habe geistesgegenwärtig reagiert, den Bus sofort nach dem ersten Tumult im Fahrzeug zum Stehen gebracht und alle Türen geöffnet.

Das hätte den Fahrgästen eine schnelle Flucht aus dem Bus ermöglicht und vielleicht noch Schlimmeres verhindert. Dem Zeitungsbericht zufolge befanden sich auch Kinder und Jugendliche in dem Bus.

Das, was hier in Siegen passiert ist, hat mit dem, was in Solingen passiert ist, gar nichts zu tun. NRW-Innenminister Herbert Reul

Nach dem Angriff hat sich auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) geäußert. Bei seinem ohnehin geplanten Besuch zum Siegener Stadtjubiläum sagte er: "Das, was hier in Siegen passiert ist, hat mit dem, was in Solingen passiert ist, gar nichts zu tun. Es waren nur beide Male Messer. Aber es ist ein Riesenunterschied, ob ein Terrorist unterwegs ist oder ob jemand - eine deutsche Frau, die psychische Probleme hat - wahllos auf Menschen einsticht. Deswegen wird die Polizei da ganz anders arbeiten müssen."

Reul kündigte an, dass er prüfen lassen wolle, ob zukünftig bei großen Festen Taschenkontrollen möglich seien. Er fügte hinzu: "Für das Zusammenlenben ist es wichtig, dass wir nicht in Angst und Schrecken verharren, auch nicht in Schuldzuweisungen, sondern dass wir selber stark bleiben und zusammenhalten. Die Gemeinsamkeit ist, glaube ich, der Schlüssel für vieles."

Frauen überwältigten Täterin

Reul lobte zudem das couragierte Eingreifen mehrerer Menschen während des Angriffs: "Wenn ich mitkriege, dass das Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund waren, ich finde, das kann ja auch ein bisschen stolz machen."

Auch Wüst äußert sich

NRW-Ministerpräsident Wüst (CDU) sagte zu der Tat, es sei wichtig, dass die Hintergründe, die zu dem Angriff führten, jetzt schnell ermittelt werden. "Junge Menschen, in ausgelassener Stimmung, auf dem Weg zu einem Fest, werden ganz unvermittelt zu Opfern.Die Vorstellung, einem solchen Angriff in einem Bus ausgesetzt zu sein, lässt erschaudern", so Wüst.

Polizei geht nicht von Terrorakt aus

Die 32-Jährige soll sich noch alleine im Bus befunden haben, als die Polizei sie festnahm. Sie war bereits polizeibekannt. Es gibt Hinweise auf eine psychische Erkrankung. Daher gehen die Ermittler nicht von einem Terrorakt aus. Gegen die Frau wurde Haftbefehl erlassen.

Über den Online-Dienst X rief die Dortmunder Polizei, die die Ermittlungen übernommen hat, zur Mäßigung auf. Denn in Sozialen Netzwerken kursierten viele Falschmeldungen zur Angreiferin.

Keine Person mehr in Lebensgefahr

Laut Angaben der Polizei habe die Tatverdächtige am Freitag gegen 19.40 Uhr sechs Personen im Alter von 16 bis 30 Jahren mit einem Messer angegriffen. Drei Schwerstverletzte im Alter von 19 bis 23 Jahren sind nicht mehr in Lebensgefahr, teilt die Polizei am Sonntagabend mit.

Drei weitere Verletzte haben das Krankenhaus nach ambulanter Behandlung bereits Freitagabend verlassen können. Alle Verletzten stammen Polizei und Staatsanwaltschaft zufolge aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein.

Der Shuttlebus sollte die Fahrgäste zum Stadtfest bringen. 35 Menschen waren im Bus.

Auch die Bundestagsabgeordnete für Siegen-Wittgenstein, Laura Kraft, wünschte den Verletzten auf der Plattform X eine "schnelle Genesung und den Angehörigen sowie Betroffenen ganz viel Kraft in diesen Stunden." Dieser Vorfall werfe einen "Schatten auf die Feierlichkeiten" in Siegen.

Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen

Nach dem Messerangriff in Solingen vor einer Woche, bei der ein mutmaßlicher Islamist drei Menschen getötet und acht weitere teils schwer verletzt hatte, galt beim Siegener Stadtfest ein erhöhtes Sicherheitskonzept. "Besuchende des Stadtfestes dürfen keine Messer mit sich führen", hieß es auf der Seite der Stadt. Daneben habe man das Sicherheitspersonal aufgestockt und die Anzahl der Kameras zur Videoüberwachung erhöht.

Neues Sicherheitskonzept auf dem Siegener Stadtfest

Lokalzeit Südwestfalen 02.09.2024 03:11 Min. Verfügbar bis 31.01.2025 WDR Von Mike Külpmann

In ihrer Bilanz des Stadtfestes resümierte die Polizei: Es sei ein friedliches Fest gewesen, mit den üblichen kleineren Delikten. Das Sicherheitskonzept der Stadt habe funktioniert.

Nach der Tat in Solingen sorgten auch Messerangriffe in Moers und Recklinghausen für Aufsehen - beide gelten nicht als Anschläge. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in NRW 3.536 Angriffe mit Messern im öffentlichen Raum - etwa 1.000 mehr als im Jahr davor.

Unsere Quellen:

  • Pressemeldung der Polizei Dortmund und Staatsanwaltschaft Siegen
  • WDR-Reporter vor Ort
  • Siegener Zeitung