"Ich bin einfach nur traurig", sagt ein Gottesdienstbesucher nach der Messe in St. Mariä Himmelfahrt in Ahaus. "Solche Fälle machen die Kirche und den Glauben kaputt." So geht es vielen Gemeindemitgliedern, nachdem Stefan Jürgens, leitender Pfarrer in Ahaus, die Gemeinde über den Verdacht gegen seinen Kollegen informiert hat.
Pfarrer: "Das nimmt kein Ende"
"Die Menschen hier sind sehr betreten und schockiert, und ich auch", sagt Pfarrer Jürgens. "Man hat ja das Gefühl, das nimmt kein Ende". Der beschuldigte Priester soll ab 1995 eine Jugendliche in Ochtrup missbraucht haben. Drei Mal schon seien in den vergangenen Jahren Hinweise beim Bistum eingegangen. Es konnten aber, so heißt es in der schriftlichen Erklärung des Bistums, "keine Erkenntnisse gewonnen werden, die Strafmaßnahmen möglich gemacht hätten". Im Januar habe sich dann die Betroffene selbst gemeldet, weswegen der Bischof von Münster jetzt die Reißleine gezogen hat.
Bereits zweiter Vorwurf
Ein weiterer Vorwurf gegen den Priester sei 2022 eingegangen. Zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt war der beschuldigte Kaplan in Rheine-Rodde. Diesen Fall habe die Staatsanwaltschaft wegen Verjährung eingestellt. Auch eine kirchenrechtliche Untersuchung habe "keine Erkenntnisse für Strafmaßnahmen ableiten" lassen, so die Mitteilung des Bistums Münster. Die betroffene Person habe aber Geld im Rahmen der Anerkennung des Leids bekommen.
Drei Suspendierungen seit Januar
Für den Bischof von Münster ist es in diesem Jahr schon der dritte Priester, den er wegen Missbrauchsverdachts von allen Diensten freigestellt hat. "Ich freue mich, dass das Bistum transparent vorgeht und die Fälle sofort öffentlich macht", sagt Pfarrer Stefan Jürgens. Das Bistum ruft mögliche Betroffene dazu auf, sich zu melden. Das Bistum Münster hat dafür die Stabsstelle Intervention und Prävention eingerichtet.
In der kommenden Woche lädt das Bistum die Gemeinden in Ahaus und Ochtrup zu zwei Gesprächsabenden ein.
Missbrauchsverdacht gegen Priester aus Ahaus. WDR Studios NRW. 17.02.2025. 00:37 Min.. Verfügbar bis 17.02.2027. WDR Online.
Unsere Quellen:
- Autorin vor Ort
- Pressemitteilung Bistum Münster