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Turmbläser protestieren in Köln mit Heißluftballon gegen Tagebauseen
Stand: 17.02.2025, 18:43 Uhr
Kohlekritische Umweltaktivisten haben am Montag (17.02.) mit einer musikalischen Ballonfahrt gegen die Tagebauseen demonstriert, die im Rheinischen Revier geplant sind. Hambach und Garzweiler sollen voraussichtlich im kommenden Jahrzehnt über eine etwa 45 Kilometer lange Pipeline mit Wasser aus dem Rhein gefüllt werden.
Von Stephan Pesch
Über dem Forstbotanischen Garten in Köln Rodenkrichen weht ein eiskaltes Lüftchen. Warm eingepackt in Mützen, Schals und dicken Wintermänteln üben vier Musiker in einem Ballonkorb auf ihren Trompeten und Posaunen. Dann hebt der Heißluftballon ab und schwebt über den Bäumen davon – mit dem Wind in Richtung Tagebau Hambach.
Über den Dächern von Köln und dem Rhein-Erft-Kreis wollen die vier gleich mehrere Lieder spielen. Das Konzert sei an das Wirken und an die Warnsignale mittelalterlicher Turmbläser angelehnt, erklärt Michael Bergen, der Organisator der Aktion. Das soll für Aufmerksamkeit und Diskussion sorgen.
Hambacher See ab 2030?
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Der Protest-Heißluftballon war über Köln zu sehen
Michael Bergen, Bratschist aus Dormagen, und seine Musiker im Heißluftballon sind davon überzeugt, dass die geplanten Tagebauseen im Rheinischen Revier ein großer Fehler sind. Mit dem Heißluftballon wollen die Turmbläser an den Rand des Tagebaus Hambach fliegen.
Ab dem Jahr 2030 soll das bis zu 380 Meter tiefe Loch mit Wasser aus dem Rhein gefüllt werden, Garzweiler soll einige Jahre später folgen – so die Pläne von RWE. Um die Tagebaue befüllen zu können, wird eine etwa 45 Kilometer lange Pipeline gebaut. Dafür hat RWE bereits eine Genehmigung. Ob das Rheinwasser in die Tagebaue eingeleitet werden darf, wird hingegen noch geprüft.
Streit um Rheinwasserqualität
RWE schätzt die Qualität des Rheinwassers als gut ein. Der Umweltverband BUND sowie Michael Bergen, Organisator der Turmbläser Aktion, sehen das aber anders. Die Naturschützer verweisen auf den Rheinwassergütebericht des Landes NRW. Der listet die Schadstoffe im Rhein auf: Neben vielen Chemikalien sind im Wasser auch Rückstände von Arzneimitteln nachgewiesen worden.
Michael Bergen fordert deshalb - wie auch die Umweltverbände BUND, Greenpeace und NABU - eine kritische Überprüfung aller RWE-Pläne. Ende des Jahres soll bei der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg das Genehmigungsverfahren für die Befüllung der Tagebaue beginnen.
Unsere Quellen:
- Michael Bergen, Organisator der Turmbläser-Aktion
- BUND
- RWE
- Rheinwassergütebericht des Landes NRW