Die Zahl der Kinder soll in den Gruppen der Dormagener Kitas um ein Fünftel kleiner werden. Damit will die Stadt eine Entlastung für die Kindertagesstätten erreichen. Und zwar für Kinder und Erzieherinnen gleichermaßen. Bürgermeister Erik Lierenfeld: "Unser Ziel ist es, dass wir künftig mehr Personal für die Kinder zur Verfügung haben, eine bessere pädagogische Arbeit stattfindet und dass die Mitarbeiterinnen weniger stark belastet sind."
Dormagen baut neue Kitas
Das könne in Dormagen klappen, weil es dort schon jetzt ein Überangebot an Kita-Plätzen gibt, sagt der Bürgermeister. Und um noch mehr Kita-Plätze zu schaffen, werden schon in diesem Jahr zwei neue Kitas gebaut. Das notwendige zusätzliche Personal soll durch die besseren Arbeitsbedingungen angelockt werden.
Extreme Belastung für Erzieherinnen
Aktuell ist es in den Dormagener Kitas dennoch so, dass die Pädagoginnen in der Regel zu viele Kinder gleichzeitig betreuen müssen. Julia Hanke arbeitet als Erzieherin in der Kindertagesstätte Farbenplanet in Dormagen-Rheinfeld.
Die 27-Jährige erzählt, dass die Belastung extrem hoch ist. "Es macht mich wütend und traurig, dass ich meinem Beruf nicht so nachgehen kann, wie ich es gerne möchte."
"Alles Schöne, was man mit den Kindern machen möchte, kommt zu kurz." Julia Hanke, Erzieherin
Krankenstand in den Kitas ist aktuell sehr hoch
Und die hohe Belastung des Kita-Personals führt auch dazu, dass die Beschäftigten sehr oft wegen Krankheit ausfallen, sagt Thomas Rütten. Er leitet in Dormagen die Abteilung für die Tagesbetreuung für Kinder.
Nach seinen Angaben gab es hochgerechnet in den Dormagener Kitas alleine im Januar über 600 Tage Krankenstand: "Und das muss natürlich ganz dringend abgebaut werden. Und dafür wollen wir die Arbeitsbedingungen mit diesem Pilotprojekt einfach für unsere Mitarbeiter verbessern."
Personal soll durch bessere Arbeitsbedingungen angelockt werden
Kleinere Kita-Gruppen bedeuten aber auch, dass die Stadt mehr Personal einstellen muss. Hierbei versprechen sich die Initiatoren des Pilotprojektes, dass durch die veränderten Rahmenbedingungen das Arbeiten in den Kitas auch attraktiver wird.
Denn die Belastung für die einzelnen Erzieherinnen sollte dadurch abnehmen, sagt Bürgermeister Erik Lierenfeld: "Daher gehen wir davon aus, dass dieses ein gutes Instrument sein wird, um den Fachkräftemangel zu begegnen." Jedenfalls in Dormagen - im Umkreis insgesamt dürfte das für mehr Konkurrenz und weniger Personal sorgen.
Projekt könnte von anderen Städten nachgeahmt werden
Das Projekt startet im August zunächst in den sieben städtischen Kitas. Sollte es erfolgreich sein, soll es auch auf die 32 Kitas von konfessionellen und sozialen Trägern übertragen werden.
Das Interesse an dem Pilotprojekt sei auch dort schon sehr groß, sagte Mike Wetzel, Fachbereichsleiter Kinder, Jugend und Familien in Dormagen. Er könnte sich auch vorstellen, dass andere Städte dem Dormagener Beispiel folgen. "Ich denke, wir sprechen vielen Städten aus dem Herzen, weil die ja ähnliche Probleme in den Kitas haben."
Das Pilotprojekt ist zunächst auf ein Jahr angelegt und kostet die Stadt schätzungsweise zusätzlich eine dreiviertel Million Euro. Auf längere Sicht wünscht sich die Stadt Dormagen, dass das Land die Reduzierung der Kita-Gruppen finanziert.
Kita Pilotprojekt in Dormagen. WDR Studios NRW. 18.02.2025. 00:42 Min.. Verfügbar bis 18.02.2027. WDR Online.
Unsere Quellen:
- Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld
- Mike Wetzel, Dormagens Fachbereichsleiter Kinder, Jugend, Familien
- Thomas Rütten, Dormagens Verantwortlicher für die Tagesbetreuung für Kinder
- Erzieherin Julia Hanke, Kita Farbenplanet in Dormagen-Rheinfeld