Stunden vor dem Spiel kommen im regelmäßigen Takt der Bahnen Pulks von gutgelaunten Fans die Treppe zur Arena hoch. Eins haben sie alle gemeinsam: Für die Tickets hat keiner etwas bezahlt, wenn er nicht auf einem VIP-Platz sitzt. Stattdessen haben sich die Besucher online darum beworben.
Chance für Familien
So auch Thomas Jacobs aus Hilden. Er ist mit Sohn und Partnerin und drei weiteren Familien hier. "Wären die Tickets nicht gratis gewesen, hätten wir so heute nicht mit allen zusammengefunden", sagt er. "Ich bezahle ansonsten schon mal 50 Euro, wenn ich mit meinem Sohn ins Stadion gehe, gerade wenn dann noch Bratwurst und so was dazukommt. Das ist echt viel."
Für Sohn Niklas ist es das zweite Mal, dass er seinen Vater ins Stadion begleitet – bestens ausgestattet mit Fahne und Schal. "Gehen wir jetzt rein?", fragt er ungeduldig. Grund zur Vorfreude gibt es für die Gruppe auch. "Wann ist die Hütte schon mal voll?", sagt Jacobs Lebensgefährtin Stephanie Schneider.
Ziel: Neue Fans begeistern
Im September hatten sich die Zuschauer für die Tickets beworben. Zuerst konnten die Vereinsmitglieder ihre Ticketwünsche stellen. Zwei Tage später wurde das Portal für alle anderen geöffnet. Unter ihnen wurden die restlichen Karten verlost. Finanziert wird das Ganze durch Sponsoren. Zwei weitere Spiele in dieser Saison will die Fortuna auf gleiche Weise gratis anbieten.
Der Verein hofft, so neue Fans zu gewinnen. Paschalis Ivantzikis aus Ratingen dürfte da zur Zielgruppe gehören. Der 29-Jährige ist heute das erste Mal bei einem Fortuna-Spiel. Er spielt selbst Fußball und ist mit seiner Mannschaft hergekommen. Über die Gratis-Karte hat er sich gefreut. "Ich glaube, das stärkt die Stadt - und uns als Team auch, wenn wir hier zusammen hingehen können", so Ivantzikis.
Zweigeteilte Meinung zu Gratis-Projekt
Olaf Schnorrenberg von der Fangemeinschaft Kuttenträger Fortuna Düsseldorf ist geteilter Meinung über das Pilotprojekt. "Einerseits ist es okay, die Leute an die Fortuna zu bringen", sagt er. Andererseits kenne er aber auch langjährige Mitglieder, die für das Spiel keine Karte bekommen hätten, das sei bitter.
Froh ist er aber darüber, dass die Plätze auf der Südtribüne von der organisierten Fanszene selbst vergeben worden sind. Die Fortuna hatte dafür ein bestimmtes Kontigent an Gratistickets bereitgestellt. "Da wollen wir keine Leute haben, die nur einmal im Jahr ins Stadion gehen", sagt Schnorrenberg.
Fortunas Ziel: Mehr Spiele mit gratis
Fortunas Sportvorstand Klaus Allofs hatte vor dem Spiels erklärt, Mitglieder würden bei der Vergabe der Tickets bevorzugt behandelt. "Wir haben Treue zum Verein belohnt und unsere Mitglieder bevorzugt behandelt. Wir haben aber eben auch dafür gesorgt, dass neue Freunde der Fortuna Karten erhalten, sodass es ein guter Mix ist."
In Zukunft möchte die Fortuna mehr Spiele gratis anbieten. Dafür fehlten bislang aber noch Sponsoren. Ob der Verein es tatsächlich schafft, mit seiner Aktion langfristig neue Fans dazugewinnen, bleibt abzuwarten.
Einen Erfolg gibt es derweil schon zu feiern: Ein so volles Stadion mit 52.000 Zuschauern - das hatte es bei der Fortuna lang nicht mehr gegeben. Insbesondere bei der Aufholjagd in der zweiten Halbzeit dankten die Fans mit lauter Unterstützung. Die Fortuna konnte in einem spektakulären Spiel einen 0:3-Rückstand aufholen und gewann am Ende mit 4:3.
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