Dermanostic-Gründer Alice Martin, Patrick Lang und Estefanía Lang vor einer Fotowand der NRW-Bank

Deutscher Gründerpreis: Digitale Hautarztpraxis aus Düsseldorf nominiert

Stand: 24.09.2024, 17:53 Uhr

Das Düsseldorf Start-Up Dermanostic kann am Dienstagabend als einer von fünf Nominierten den Deutschen Gründerpreis holen.

Wer als Kassenpatient einen Termin beim Hautarzt braucht, muss oft gute Nerven haben – und vor allem viel Geduld. Denn oft dauert es Wochen, wenn nicht gar Monate, bis man einen Termin bekommt. Damit ist jetzt Schluss, sagt die digitale Hautarztpraxis Dermanostic. Das Start-Up wirbt damit, dass Patienten mit Hautveränderungen unkompliziert und schnell online geholfen werden kann.

Patienten werden per App behandelt

Die vier Gründerinnen und Gründer setzen auf Telemedizin. Das heißt: Die Patienten brauchen gar nicht mehr in die Praxis zu kommen, sondern werden digital per App behandelt: Nach dem Herunterladen der App machen die Patienten drei Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven von der betroffenen Hautpartie, füllen einen Fragenkatalog zum Gesundheitszustand aus und laden die Sachen in der App hoch.

Diagnose und Therapie-Empfehlung kommt in wenigen Stunden

Dermanostic-Mitgründerin Dr. Estefania Lang erklärt, wie es dann weitergeht: "Unser Medical-Team erstellt eine Diagnose, die in einem Arztbrief mit einfachen Worten erklärt wird. Gleichzeitig gibt es eine Therapie-Empfehlung und ein Rezept, das in jeder Apotheke eingelöst werden kann." Das alles passiert meist innerhalb wenigen Stunden, maximal in 24 Stunden, verspricht die Online-Praxis.

Hautärzte arbeiten meist mit Blick-Diagonse

Die Hautarztpraxis eignet sich optimal für eine Digitalbehandlung, sagt Dermanostic-Ärztin Estefania Lang. Denn die meisten Erkrankungen im dermatologischen Bereich seien so genannte Blick-Diagnosen. Die Hautärztin oder der Hautarzt kann mit bloßem Augenschein sagen, um welche Erkrankung es sich handelt, und eine entsprechende Therapie vorschlagen.

Nur in zehn Prozent der Fälle seien weitere Maßnahmen nötig, wie zum Beispiel ein Bluttest oder eine Hautprobe, so Lang. Dann werden die Patienten zur weiteren Behandlung zu einem niedergelassenen Arzt geschickt. In schwierigen Fällen holen sich die Dermanostic-Hautärzte Hilfe bei einem Experten-Gremium. Der Fall wird dann von den beteiligten Ärzten digital diskutiert.

Telemedizin durch Corona ist auf dem Vormarsch

Durch die Corona-Pandemie habe die telemedizinische Praxis einen erheblichen Schub bekommen, sagt Start-Up-Mitgründer Dr. Patrick Lang: "Corona hat uns schon geholfen, weil die Patienten sehen, dass Digitalisierung notwendig ist, und viele haben es einfach mal ausprobiert."

Das Start-Up hat seit der Gründung vor fünf Jahren mehr als 300.000 Patienten über die App behandelt. Inzwischen ist das Ärzteteam auf 22 Mediziner angewachsen. Als Extra-Service hat Dermanostic ein so genanntes Online-Hautlexikon erstellt. Darin werden im Netz in kurzen Video-Clips fast 100 gängige Hautkrankheiten von Nagelpilz über Schuppenflechte bis zu Besenreiser erklärt.

Suche nach Investoren war nicht leicht

Aber für die vier Düsseldorfer Hautärztinnen und Hautärzte war die Gründung ihres Start-Ups gar nicht so einfach, erinnert sich Estefania Lang. Vor allem habe sich die Suche nach einem finanzkräftigen Partner schwierig gestaltet: "Weil wir alles Ärzte sind. Viele Investoren argumentierten, dass wir doch eigentlich auch einen BWLer und einen Informatiker bräuchten. Dementsprechend war es nicht ganz leicht, Finanzpartner zu finden."

Viele Hindernisse bis zur Gründung

Team der Digitalen Düsseldorfer Hautarztpraxis beim Gründerpreis NRW

Team der Digitalen Düsseldorfer Hautarztpraxis beim Gründerpreis NRW

Die Investorensuche war nur eine von vielen Hürden für das junge Unternehmen, sagt Estefania Lang. Es habe viele bürokratischen und rechtlichen Hindernisse gegeben. Zum Beispiel musste die App für den Datenschutz zertifiziert werden. Und die Telemedizin sei in NRW erst 2019 erlaubt worden. Dermanostic habe durch ihre Arbeit das Gesetz quasi mit geschaffen.

2021 hat Dermanostic bereits den NRW-Gründerpreis geholt. Nun rechnet sich das Team gute Chancen aus, in Berlin auch den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie "Aufsteiger" zu bekommen. Es ist die bedeutendste Auszeichnung für herausragende Unternehmer:innen und einer der renommiertesten Wirtschaftspreise in Deutschland. Er wird dieses Jahr zum 22. Mal vergeben.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 24.09.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Düsseldorf und im Radio auf WDR 2.

Unsere Quellen:

  • Deutscher Gründerpreis
  • Digitale Hautarztpraxis Dermanostic