Am Tagebau Hambach: Umstrittenes Sündenwäldchen wird gerodet
Stand: 30.01.2025, 15:41 Uhr
Der Energiekonzern RWE hat heute am Tagebau Hambach die umstrittene Rodung des Manheimer Sündenwäldchens fortgesetzt. Von dem ehemals etwa sechs Hektar großen Wald ist nur noch knapp die Hälfte übrig.
Von Stephan Pesch
Krachend stürzt die mehr als zehn Meter hohe Buche zu Boden: Am Rand des Tagebaus Hambach bei Kerpen bebt für eine Sekunde die Erde. Nicht der einzige Baum, der heute gefällt wird - aus dem Manheimer Sündenwäldchen dringen die kreischenden Geräusche der Motorsägen, Bagger transportieren die gefällten Bäume ab. In gelben Jacken und Schutzwesten gekleidete RWE Mitarbeiter säumen den immer kleiner werdenden Rand des Waldes. Sie passen auf, dass während der Rodung niemand das Sündenwäldchen betritt. RWE schreibt, die Arbeiten im so genannten Tagebauvorfeld laufen nach Plan.
Polizei zieht sich zurück
Ab und an fährt ein Streifenwagen vorbei. Die Polizei des Rhein-Erft-Kreises hat sich heute weitgehend zurückgezogen. Gestern stand im ehemaligen Kerpener Stadtteil Manheim noch eine komplette Einsatzhundertschaft parat. Sie habe nicht eingreifen müssen, sagt Polizeisprecher Thomas Held. Die Situation rund um den Wald sei zwar angespannt, aber friedlich, heißt es. Es gibt aber noch Protest.
Noch Umweltaktivisten im Sündenwäldchen
Im Sündenwäldchen hat sich eine Handvoll vermummter Personen auf einen etwa sieben Meter hohen Baum zurückgezogen. Viele Wochen haben die Aktivisten zusammen mit den Umweltverbänden BUND und Greenpeace für den Erhalt des Manheimer Sündenwäldchens demonstriert. Jetzt schauen sie von einer selbst gebauten Plattform zu, wie um sie herum ein Baum nach dem anderen fällt. Die Mitarbeiter von RWE machen einen großen Bogen um den besetzten Baum. Sicherheit habe hier absoluten Vorrang, heißt es von RWE. Der Energiekonzern ist Eigentümer des Sündenwäldchens.
Sand und Kies für Hambacher See
Der Umweltverband BUND bezeichnet die Rodung des Manheimer Sündenwäldchens als große Tragödie. Viele Bäume waren Sommerquartier der Bechsteinfledermaus. Das Sündenwäldchen sollte für Flora und Fauna ein so genannter Trittstein werden – zwischen dem Hambacher Forst im Westen und dem Schutzgebiet Steinheide am östlichen Rand des Tagebaus Hambach bei Kerpen.
RWE will jedoch hier im großen Stil Sand und Kies fördern. Mit dem Material sollen stabile Böschungen für den bis zu 380 Meter tiefen Hambacher See modelliert werden. Dafür hatte der Energiekonzern von der schwarz-grünen Landesregierung Ende des vergangenen Jahres eine Genehmigung erhalten.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Polizei Rhein-Erft-Kreises