Seit Monaten buddeln die Bagger auf den Feldern am südlichen Ortsrand von Meerbusch-Osterath. Nach über einem Jahrzehnt Stillstand wird dort aktuell das Baufeld vorbereitet.
Der Widerstand der Osterather war am Anfang groß: Demonstrationen, Menschenketten, Petitionen und Klagedrohungen gegen Europas damals größte Konverteranlage: 30 Meter hoch, 200 Meter lang, direkt neben den Wohnhäusern.
Am Mittwoch wurde offiziell der Grundstein für die Bauarbeiten gelegt – allerdings nun 800 Meter weiter entfernt und mit geplantem Sichtschutz in Form von Bäumen.
Neubaur dankt für bürgerschaftliches Engagement
Bagger bereiten das Baufeld vor
Ein Erfolg, den sich Stadt und Bürgerinitiative durch ihre Hartnäckigkeit im Austausch mit dem Netzbetreiber Amprion erkämpft haben. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) lobte explizit deren Einsatz: "Zur Demokratie gehört der Streit um die beste Lösung." Aus ihrer Sicht sei der Osterather Konverter eine "entscheidende Weichenstellung" für die weitere Energiesicherheit der Industrieregion NRW und die Sicherung von Wohlstand in der Region.
Aber Neubaur machte auch deutlich, dass die Planungs- und Genehmigungsverfahren schneller werden müssten, als die über ein Jahrzehnt dauernde Auseinandersetzung in Osterath. Gleichzeitig brauche es aber auch Unternehmen, die verstanden haben, dass es "qualitativ hochwertige Beteiligung für Bürger braucht", um Akzeptanz für solche Projekte zu bekommen.
Amprion: Konverter wichtig für Transformation
Amprion-Geschäftsführer Hendrik Neumann unterstrich die Bedeutung des Konverters für die Energiewende und die Transformation des Industriestandorts NRW. Dadurch komme regenerative Energie aus Nord und Süd in die Region. Die Stromnachfrage werde sich künftig durch mehr Elektroautos oder Wärmepumpen mehr als verdoppeln, dafür müssten große Mengen ins Stromnetz integriert werden.
"Wir haben unsere Planungen geändert und uns auch für die Interessen Meerbuschs und der Bürger eingesetzt und wollen den konstruktiven Austausch fortsetzen", betonte Neumann im Blick auf weitere regelmäßige Informationen der Bürger während des Baufortschritts.
Stadt hat ihren "Frieden" mit Konverter gemacht
Die Stadt Meerbusch hat sich jahrelang mit allen rechtlichen Mitteln gegen den Standort gewehrt, aber mittlerweile ihren "Frieden" mit dem Bau gemacht, sagte Bürgermeister Christian Bommers (CDU). "Trotzdem sind gemischte Gefühle jetzt dabei, bei vielen gibt es einfach eine diffuse Angst, was da jetzt auf sie zukommt."
Auch mehrere Vertreter der Bürgerinitiative waren bei der Grundsteinlegung dabei. Der Eindruck von der Großbaustelle ist für Sprecherin Norma Köser schon besonders: "Es ist Europas größte Konverteranlage, die hier gebaut wird. Aber wir haben viel erreicht in den elf Jahren. Und wenn man das jetzt sieht und sich vorstellt, das hätte direkt an unserem Gartenzaun angefangen, dann kann ich nur sagen: Ein Glück, dass es uns gegeben hat und wir so viel rausgeholt haben in der Zeit."
Konverter als Teil der ersten "Stromautobahn"
Der Meerbuscher Konverter soll Ende 2026 in Betrieb gehen und als erste Anlage zwei lange Stromtrassen verbinden: A-Nord von der Nordsee und Ultranet aus Süddeutschland für Deutschlands erste Gleichstromleitung und "Stromautobahn", gut 600 Kilometer von Emden an der Nordsee bis nach Philippsburg in Baden-Württemberg. Die Kosten für den Bau liegen bei rund 600 Millionen Euro, doppelt so hoch wie am Anfang der Planungen kalkuliert.