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Pflegekurs für Angehörige in Remscheid: "Man weiß ja nie..."
Stand: 21.02.2025, 06:00 Uhr
Ein plötzlicher Pflegefall in der Familie – und jetzt? Manche Menschen wollen sich einfach vorbereiten. Die Nachfrage nach Kursen für Pflegende Angehörige steigt: Ob nach einer OP, oder weil die Angehörigen aus Altersgründen plötzlich zum Pflegefall werden.
Von Benny Degen
"Das sind wirklich viele Dinge, auf die man da achten muss!" Ziemlich viele unbekannte Handgriffe - ob beim Umlagern, Waschen, oder Zähne putzen eines Pflegepatienten. Oliver Scheemann aus Remscheid übt all diese Sachen heute im Sana Klinikum in Remscheid.
"Meine Eltern können zwar jetzt noch alles selber machen, aber man weiß ja nie, wie das in den nächsten Jahren so sein wird." Oliver Scheemann, Kursteilnehmer
Ob aus Altersgründen oder nach einer Operation: Menschen können jederzeit zum Pflegefall werden. "Wir denken immer so lapidar: 'Da kümmern sich dann irgendwelche Pfleger drum'", sagt Scheemann, "aber die haben ja gar nicht diesen emotionalen Bezug zu dem Menschen."
Handgriffe in der Pflege erlernen

Perspektivwechsel: Sich selbst pflegen zu lassen, kann oft sensibilisieren
Deshalb bieten Kliniken so wie die in Remscheid Pflegetrainings an für Menschen, die lernen wollen, wie sie ihre eigenen Angehörigen pflegen und versorgen können. Sei es, weil es bereits akut einen Pflegefall in der Familie gibt, oder weil man sich wie Scheemann darauf vorbereiten möchte, falls es eines Tages soweit sein sollte. Pflegetrainerin Silke Schmitz führt die Teilnehmer dabei durch eine ganze Reihe an Aufgaben.
Allein beim Laken wechseln muss genau darauf geachtet werden, wie der Patient – oder der Verwandte – auf die Seite gedreht werden kann, ohne dass beispielsweise die Hüfte zu sehr belastet wird.
"Man weiß ja nicht mal, wie kann man den Verwandten einfach nur anfassen zum Beispiel, und da hilft das hier sehr, Hürden abzubauen." Oliver Scheemann, Kursteilnehmer
Ängste abbauen, Hürden senken
Zum Training gehört auch, nicht nur selbst das Pflegen zu üben, sondern auch einmal die Seiten zu wechseln und sich pflegen zu lassen. "Das finde ich persönlich auch sehr wichtig, dass mal kennen zu lernen", sagt Scheemann, während er von einer anderen Teilnehmerin im Rollstuhl zur Toilette gefahren wird.

Trainerin Silke Schmitz und Oliver Scheemann üben praktische Handgriffe
Am Ende geht es viel darum, Ängste abzubauen, Hürden zu senken, und Sicherheit zu vermitteln im Umgang mit einem zu pflegenden Angehörigen. Das Remscheider Sana Klinikum bietet diese Kurse zweimal im Jahr an – kostenlos. Andere Akteure in ganz NRW bieten inzwischen ebenfalls Kurse an. Pflegende Angehörige haben sogar ein Recht auf einen Kurs. Eine Übersicht gibt es zum Beispiel hier: Kurse für Pflegende Angehörige
"Angehörige sind zu Hause am besten aufgehoben"
Darüber hinaus gibt es auch in Remscheid spezielle Trainings für den Umgang mit Demenzerkrankten. Das Interesse daran nimmt zu, erzählt uns Trainerin Silke Schmitz, die pflegende Angehörige auch mit Hausbesuchen begleitet und unterstützt.
"Das Wichtigste ist, dass der Angehörige in seinem Umfeld zu Hause wirklich am besten aufgehoben ist, das wünschen wir uns alle." Silke Schmitz, Pflegetrainerin
"Das ist immens wichtig", sagt Silke Schmitz. "Die Heime sind überfüllt, die Kosten sind immens, aber das Wichtigste ist der Mensch."
Unsere Quellen:
- Sana-Klinikum Remscheid
- Interviews vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR auch im Fernsehen in der Lokalzeit Bergisches Land.