Nach Gülleunfall in der Neye: Ausmaß der Schäden wird deutlich
00:30 Min.. Verfügbar bis 13.09.2026.
Nach Gülleunfall in der Neye: Ausmaß der Schäden wird deutlich
Stand: 13.09.2024, 17:33 Uhr
Nach dem Gülleunfall in der Neye wird das Ausmaß der Schäden allmählich sichtbar. Vor allem hochgiftiger Ammoniak ist in das Gewässer geflossen.
Das zeigen erste Proben des Wupperverbandes. Und auch, dass sowohl die Zuflüsse, als auch die Neyetalsperre selbst durch Gülle belastet sind. All das habe schließlich auch zum Fischsterben geführt. Für viele Orgnismen gebe es nur eine geringe Überlebenschance. Momentan reinigen Mitarbeiter einer Spezialfirma die betroffenen Flächen und den Uferbereich des Neyebachs.
Welche Auswirkungen die Gülleverunreinigung des Neyebach-Systems auf die Talsperre hat, müssten weitere Analysen zeigen. Erst nach mehreren Proben über einen längeren Zeitraum könne festgestellt werden, inwiefern das Ökosystem der Talsperre von dem Vorfall beeinträchtigt wurde.
Neben weiteren chemisch-physikalischen Untersuchungen wird der Wupperverband Ende der kommenden Woche zusätzlich die Kleinstlebewesen im Neyebach untersuchen. Sie sind neben Fischen ein wichtiger Indikator für den ökologischen Zustand von Bächen und Flüssen.
Verbindungen zur Neyetalsperre weiter geschlossen
Die Neyetalsperre ist über Stollen mit der benachbarten Bever-Talsperre und mit der Eschbachtalsperre verbunden. Diese Verbindungen sind aktuell weiter geschlossen. Ebenso wird momentan kein Wasser aus der Neyetalsperre an den Bachlauf unterhalb abgegeben. So wird verhindert, dass die anderen Talsperren und der Bach beeinträchtigt werden könnten.
Oberbürgermeister will Aufklärung der Unglücke
Nach der Gülle-Verunreinigung im Naturschutzgebiet bei Wipperfürth mit hunderten toten Fischen am vergangenen Wochenende wird die Frage laut, wie es erneut soweit kommen konnte. Vor neun Jahren war schon einmal Gülle in die Neye geflossen. In beiden Fällen ist nach Behördenangaben Gülle vom selben Bauernhof ausgelaufen. Das betroffene Gebiet gehört dem Stadtforstamt Remscheid.
Mitarbeiter der Wasser- und Umweltbehörden hatten am vergangenen Wochenende hunderte tote Fische aus dem Neyebach geholt. Der Bach, der durch ein Naturschutzgebiet fließt, ist nach Einschätzung von Experten auf Jahre tot. Er mündet in eine Reserve-Trinkwassertalsperre. Anwohner hatten am Wochenende Gestank bemerkt.
Trinkwasserversorgung nicht gefährdet
Die Trinkwasserversorgung sei jedoch nicht gefährdet, schreiben der Märkische Kreis, der Wupperverband und die technischen Betriebe Remscheid, sowie die des Oberbergischen Kreises in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Demnach ist die Gülle von einem landwirtschaftlichen Betrieb in den Fluss gelangt. Ein nicht mehr funktionsfähiges Regenrückhaltebecken wurde festgestellt, Polizei und Staatsanwaltschaft wurden informiert.
Luftaufnahme von der Neyetalsperre mit ihrer Staumauer
"Dem Landwirt wurden umgehende Maßnahmen aufgegeben, dieses wieder funktionsfähig zu machen und durch weitere Sicherungsmaßnahmen (u.a. Wälle und Gräben) einen erneuten Gülleeintrag in Gewässer zu verhindern", heißt es in der Pressemitteilung. "Die Neyezuläufe und die Neyetalsperre werden nun seitens des Wupperverbands durch ein vom Talsperrenbetreiber beauftragtes Labor in engem Turnus untersucht." Nach Auswertung der Untersuchungsergebnisse soll das weitere Vorgehen festgelegt werden.
Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht, so die zuständigen Stadtwerke. Hundebesitzer sollten ihre Tiere allerdings nicht aus dem Bach trinken lassen.
2015 gab es hier schon einmal Fischsterben durch Gülle
Da es bereits der zweite große Gülle-Unfall auf demselben Bauernhof ist, wurden Polizei und Staatsanwaltschaft eingeschaltet. 2015 hatte schon einmal Gülle im Bach zu einem massiven Fischsterben geführt. Im folgenden Strafverfahren war der Landwirt aus Halver aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden.
In einem Zivilverfahren hatte das Landgericht Hagen in einem sog. Grundurteil festgestellt, dass der Landwirt gegenüber der Energie und Wasser für Remscheid GmbH, also den Stadtwerken Remscheid, zu Schadenersatz verpflichtet ist. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig, da der Landwirt dagegen Berufung eingelegt hat. Das Verfahren liegt seit August 2016 beim OLG Hamm.
Unsere Quellen:
- Gemeinsame Pressemitteilungen des Märkischen Kreises, des Wupperverbands, der technischen Betriebe Remscheid und des Oberbergischen Kreises
- WDR-Reporter vor Ort