Am zweiten Prozesstag sollte eine Sachverständige vor dem Landgericht Dortmund aussagen, wie sie die DNA der beiden Angeklagten auf alten Beweismitteln feststellen konnte. Neue Labortechniken hatten Anfang dieses Jahres die DNA von Peter W. (60) und Petra G. (62) auf diesen Beweismitteln zum Vorschein gebracht.
Doch zur Aussage kam es am Freitag nicht, weil der Pflichtverteidiger von Peter W. einen Antrag gestellt hatte. Er hat Zweifel, dass die Speicherung der DNA von seinem Mandanten vor 14 Jahren in einer österreichischen DNA-Datenbank rechtens war und er zweifelt daran, dass sie so lange gespeichert werden durfte. Daher hat er heute beantragt, diesen Beweis nicht zuzulassen. Da der Antrag nun zu prüfen ist, wurde die Sitzung heute nach wenigen Minuten vertagt.
Anklage: Mord aus Habgier und um eine Zeugin zu beseitigen
Dieser Prozesstag zeigt, wie wichtig die DNA-Spur für diesen Fall ist. Laut Ermittlern waren DNA-Spuren der beiden Angeklagten nicht nur am Tatort, sondern auf dem bekleideten Leichnam von Heike Kötting zu finden. Außerdem war ihre DNA in dem Wagen der jungen Dortmunderin, der Tage nach ihrem Mord in Frankreich gefunden wurde.
Die Ermittler gehen davon aus, dass die beiden Angeklagten und ein bisher unbekannter dritter Täter Ende Februar 1991 in den Bungalow von Heike Kötting eingebrochen sind, um Bargeld zu stehlen. Als die junge Karstadt-Dekorateurin nach Hause kam, muss sie die Einbrecher überrascht haben. Mindestens zu zweit sollen sie die Frau festgehalten, gewürgt und mit einem Messer erstochen haben. Danach flüchteten sie in dem roten Ford Fiesta von Heike Kötting. Zeugen von damals gibt es nicht.
Verteidiger hat Zweifel an der Beweiskraft
Doch reicht die gefundene DNA, um zu beweisen, dass die beiden Angeklagten Heike Kötting ermordet haben? Thorsten Hönnscheidt, Pflichtverteidiger von Peter W., hat da Zweifel.
Er deutet damit an, dass auch ein Einbruch denkbar wäre, an dem die Angeklagten beteiligt waren, bei dem sie aber auf eine bereits tote Heike Kötting getroffen sein könnten. Aufgabe des Prozesses wird es sein, zweifelsfrei nachzuweisen, dass die beiden Heike Kötting ermordet haben. Alle anderen Straftaten wären verjährt.
Ermittlungsgruppe Cold Cases
Dass dieser Prozess überhaupt stattfindet, ist ein Ermittlungserfolg der Gruppe "Cold Cases" bei der Polizei Dortmund: Seit November 2023 gibt es diese neu gegründete Ermittlungsgruppe. Vorangegangen war die Arbeit des Landeskriminalamtes, das in unterschiedlichen Polizeibehörden erfolgsversprechende Altfälle sondiert hatte. Einer der Fälle: der Mord an Heike Kötting. Mit neuer Labortechnik haben die Ermittler daher alte Beweissicherungsfolien untersuchen lassen, mit denen damals Spuren am Tatort, auf dem Leichnam und in dem später gefunden Wagen von Heike Kötting gesichert wurden.
Die Folien sind so etwas wie Klebefolien, an der alle Fasern, Spuren, Haare aber auch kleinste Hautpartikel anhaften. Dank dieser Folien kamen Anfang 2024 mehrere DNA-Spuren zum Vorschein. Nach einem Abgleich in DNA-Datenbanken erfuhren die Ermittler zwei Namen: Den von Peter W. und Petra G., er wurde Mitte Januar in Dortmund verhaftet, sie Ende März in Mönchengladbach.
In welchem Verhältnis sie standen, ist bisher unklar. Sie wollen sich bisher nicht zur Tat äußern. Von dem dritten mutmaßlichen Täter fehlt bisher jede Spur.
Weitere Cold Cases im Visier
Die Ermittlungsgruppe Cold Cases hat noch weitere 41 Fälle auf Ihrer Liste: In einem weiteren Fall haben sie bereits einen Verdächtigen, der ebenfalls schon in Untersuchungshaft sitzt. Klar ist den Ermittlern vom Kriminalkommissariat 11, in der die Gruppe Cold Cases angesiedelt ist: Es braucht mehr als DNA, um die Täter zu überführen.
Unsere Quellen:
- Carsten Philipps, Polizei Dortmund
- Landgericht Dortmund