Trotz aller Investitionen in den Kita-Ausbau sind freie Plätze in vielen NRW-Kommunen nach wie vor Mangelware. Im Jahr 2023 hatte die Bertelsmann Stiftung in einer Studie rund 110.000 fehlende Kitaplätze in NRW gezählt. Neue Zahlen liegen zwar nicht vor - allerdings deuten Berichte aus vielen Kommunen darauf hin, dass sich an dem Problem seitdem nicht viel geändert hat. Je nach Wohnort kann die Suche nach einem freien Kitaplatz eine langwierige und frustrierende Angelegenheit sein - ohne Garantie auf einen glücklichen Ausgang.
Doch es geht auch anders: In Unna hat die Stadt nun sogar dringend an Eltern appelliert, ihre Kinder für das Kindergartenjahr 2024/25 anzumelden. Begründung: Auch nach der Bearbeitung aller Anfragen seien in den Betreuungseinrichtungen 100 Plätze frei.
Noch nicht entschieden, was mit den freien Plätzen passiert
Eine falsche Planung stecke nicht dahinter, erklärte Stadtsprecher Kevin Kohues dem WDR am Montag. "Derzeit sind 70 Kinder aus Unna, die eigentlich einen Rechtsanspruch auf Kita-Betreuung haben, noch nicht angemeldet." Erst wenn klar sei, dass die Eltern das Angebot nicht annehmen wollen, könne man überlegen, wie man mit den freien Plätzen verfahren wolle.
Mit den zusätzlichen 30 Plätzen wolle man Familien, die nach Unna ziehen, auch während des laufenden Kitajahrs sofort einen Betreuungsplatz anbieten. Wenn alle Kinder aus Unna versorgt sind, werde man im Herbst eventuell auch Anmeldungen aus anderen Städten und Gemeinden akzeptieren, so Kohues.
Vergangenes Jahr fehlten noch Plätze
So komfortabel war die Lage nicht immer: Erst im vergangenen Jahr hatte die Stadt in einer ersten Anmeldungsrunde sogar 246 Familien zunächst absagen müssen. Seitdem habe sich aber viel getan. Einige bestehende Kitas wurden erweitert, zusätzlich sind lange geplante neue Einrichtungen in diesem Jahr fertig geworden.
Doch auch das aktuelle Überangebot heiße nicht, dass nun alle Verteilungsprobleme gelöst sind, betont Kohues. In manchen Stadtteilen übersteige die Nachfrage immer noch das Angebot. Einige Familien müssten deshalb auf Einrichtungen ausweichen, die erheblich weiter von ihrem Wohnort entfernt sind als gewünscht.
Mit Ausbildung gegen Fachkräftemangel
Allein die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ruhr-Lippe-Ems hat in Unna in ihren Kitas seit dem vergangenen Jahr 115 neue Plätze geschaffen. Unter anderem in sogenannten Modul-Kitas - temporäre Bauten, deren Kapazität schnell dem Bedarf angepasst werden können.
Der Fachkräftemangel mache zwar auch der AWO im Bezirk zu schaffen, meint Sprecherin Nele Butschkau. Weil die Organisation einer der größten Ausbilder der Region sei, könne man viele Stellen dennoch mit dem eigenen Nachwuchs besetzen.
Unsichere Prognosen was den weiteren Bedarf betrifft
Vorerst ist Unna wohl gut mit Betreuungsplätzen versorgt. Ob das immer so bleibt, ist ungewiss. Die Geburtenrate und die Entwicklung der Bevölkerung lassen sich nur schätzen.
Je weiter man in die Zukunft plant, desto unsicherer werden die Prognosen. Das ist auch für die Träger ein Problem: Gerade die Planung von U3-Plätzen sei extrem schwierig, meint Butschkau: "Weil Plätze für Kinder geschaffen werden müssen, die noch nicht geboren sind."
Unsere Quellen
- Pressestelle Stadt Unna
- Interview Kevin Kohues
- Schriftliche Antwort der AWO Ruhr-Lippe-Ems
- Bertelsmann Stiftung
Über dieses Thema berichtet der WDR am 08.07.2024 auch in seinen Radioprogrammen.