Dortmund ganz in orange | sv

00:26 Min. Verfügbar bis 10.07.2026

Dortmund beim Halbfinale ganz in Orange: Mehr als 100.000 Fans in der Stadt

Stand: 11.07.2024, 01:36 Uhr

Allein 100.000 Niederländer haben vor dem Halbfinale an einem Fanmarsch teilgenommen, dazu waren tausende englische Fans in der Stadt. Einzelne Randalierer trübten das Fußballfest.

Von David Peters

100.000 Oranje-Anhänger beim Fanmarsch

100.000 Oranje-Anhänger beim Fanmarsch

Ein Fanmarsch, den selbst die Fußballmetropole Dortmund noch nicht erlebt hatte: Am späten Nachmittag zogen 100.000 Oranje-Anhänger mit einem Fanmarsch von der Kleppingstraße zum Stadion. Friedlich und stimmungsvoll und natürlich wurde auch mal "naar links" und "naar rechts" gehüpft.

Friedensplatz und Westfalenpark überfüllt und geschlossen

Niederländische Fußball-Fans in Dortmund

Fans haben die Luft mit Pyrotechnik orange gefärbt.

Schon gegen Mittag war die Innenstadt fast komplett in Orange getaucht. Englische Fans waren deutlich in der Unterzahl. Die Fanzone am Friedensplatz war wegen des großen Andrangs schon kurz nach 14 Uhr wegen Überfüllung geschlossen. Und auch der Westfalenpark, wo 43.000 Besucher Platz fanden, war schon drei Stunden vor dem Spiel voll. Vor jeder Kneipe und allem, wo ein Fernseher stand, bildeten sich orangene Menschentrauben.

Fan Jan Gerben-Dijk auf seinem Fahrrad

Fan Jan Gerben-Dijk (links) auf seinem Fahrrad

Jan Gerben-Dijk war ebenfalls in der Innenstadt. Ganz klischeehaft mit dem Fahrrad. Mit dem war er aber nicht ganz aus Groningen nach Dortmund geradelt. Schmunzelnd fügte er hinzu, dass das Fahrrad zwischendurch im Auto mitgefahren war.

Auch die vielen niederländischen und etwas weniger englischen Fans, die nicht ins Stadion konnten, verbreiteten beim Public-Viewing Partystimmung. Die konnte auch nicht durch starke Regengüsse getrübt werden. Ein Teil der Fans feierte unbeirrt weiter und nahm dafür komplett durchnässte Kleidung in Kauf.

Auch mit dem Spielverlauf waren die meisten Fans bis kurz vor Schluss zufrieden. Dann: Führungstreffer für die Engländer in der 91. Minute. Da sank selbst bei den fröhlichsten Niederländern die Stimmung. Ein Teil verließ noch vor Abpfiff das Public-Viewing am Friedensplatz. Nach der Niederlage entlud sich bei einigen wenigen der Frust. Becher wurden geworfen, Flaschen weggetreten.

Englische Fans in der Dortmunder Innenstadt

Trotz des Spielergebnisses freuen sich am Ende die Fans beider Seiten

Doch die absolute Mehrzeit zeigte sich als fairer Verlierer. Viele klatschten sich mit englischen Fans ab und fachsimpelten noch kurz über das Spiel. Andere machten sich auf die Suche nach dem nächsten, möglicherweise alkoholischen Getränk. Feiernde Engländer sah man in der Innenstadt eher wenige, aber bei denen war die Freude über das Erreichen des Finales riesig.

Fans zünden immer wieder Pyrotechnik

Englische Fans in der Dortmunder Innenstadt

Die englischen Fans sind in Dortmund klar in der Unterzahl

Immer wieder wurde vor, nach und während des Spiels Pyrotechnik in der Stadt gezündet. Die Dortmunder Polizei hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass das Abbrennen von Pyrotechnik in Deutschland verboten ist: "Damit gefährden Sie nicht nur sich, sondern auch andere Menschen und begehen möglicherweise sogar eine Straftat wegen eines Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz." Der Appell blieb offenbar ungehört.

So emotional war die EM - Diese Fan-Momente bleiben

Fanmärsche, Gesänge, Freudentänze, Trauertränen und jede Menge Dudelsäcke - der Westen hat eine bunte, ausgelassene EM-Stimmung erlebt. 20 Spiele fanden allein in NRW statt. Auch kurz vor dem Finale in Berlin gab es eindringliche Fan-Momente. Ein Blick zurück.

Fans vor dem Finale der Fußball-Europameisterschaft

Fiiiiinaaaale: Vor der letzten EM-Partie zogen noch mal zahlreiche Fans durch die Hauptstadt.

Fiiiiinaaaale: Vor der letzten EM-Partie zogen noch mal zahlreiche Fans durch die Hauptstadt.

Die spanischen Fans sammelten sich zum Fanmarsch vor der Messe.

Diesen magischen Moment des Gemeinschaftsgefühls mussten viele festhalten.

Auch bei den englischen Fans stieg am Nachmittag die Vorfreude.

Diese beiden sangen sich schon zeitig ein.

Diplomatische Fanbemalung.

Und auch er war wieder da: Der Saxofonist und EM-Fanmeilen-Liebling Andre Schnura hatte die Fußballfans schon vor dem deutschen Achtelfinale in Dortmund mit einem kleinen Konzert erfreut. Jetzt spielte er auch für die Fans in Berlin.

Auch in NRW wollten viele Fans das Finale gemeinsam schauen - ein letztes Public Viewing wie hier in Düsseldorf.

Rückblick: Englische Fans nach dem gewonnenen Halbfinale in Dortmund am 10. Juli 2024.

Auch beim Public Viewing wurde ausgelassen gefeiert.

Vor dem EM-Halbfinale Niederlande gegen England war die Dortmunder Innenstadt fest in Oranje-Hand.

Die Stimmung bei den niederländischen Fans in der Dortmunder Innenstadt war viele Stunden vor dem Anpfiff noch hervorragend.

Für die deutsche Mannschaft endete die EM bereits im Viertelfinale gegen Spanien. Auf den Stadion-Rängen war die Enttäuschung der deutschen Fans zu spüren.

Der Moment des Abpiffs - Wut und Trauer bei Public Viewing am Kölner Tanzbrunnen.

Bis zur letzten Sekunden haben Fans hier noch auf den 2:2-Ausgleich gehofft. Leider hat es nicht geklappt!

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt - auch auf dem Kölner Heumarkt und in den letzten Minuten der Nachspielzeit.

Zur Party bereit - mit der Niederlage konfrontiert.

Volle Fanzone: Der Kölner Tanzbrunnen.

Vor dem Achtelfinale vergangene Woche hatten sich viele der 20.000 deutschen Fans in der Dortmunder Innenstadt getroffen, um als Teil des Fanmarsches über die Ruhrallee Richtung Stadion zu ziehen.

Besonders ausgelassen war die Stimmung schon vor dem Spiel im Dortmunder Westpark. 6.000 dänische Fans stimmten sich bei bestem Sommerwetter schon mal auf die Achtelfinal-Partie ein. 

Das Achtelfinal-Spiel fand in Dortmund statt, wo es sogar ein Fan-Camp gab. Dort können Fans in Zelten übernachten.

Auch dänische Fans sind im Zeltlager vertreten. Immerhin ist es eine günstige Alternative zu Hotel oder Mietwohnung.

Auch wenn die "Three Lions" erst am Abend im Kölner Stadion gegen Slowenien aufliefen, feierten die englischen Fans schon am Nachmittag.

Gerne mit dabei: der Union Jack.

Für die letzte Partie der Gruppenphase gegen Polen fuhren die französischen Fans noch einmal alles auf, was sie zu bieten haben. Darunter Nationalhelden wie Luis de Funès...

... aber auch der kampfbereite gallische Hahn und Obelix wurden unter den Fußballbegeisterten gesichtet.

Auch immer im Fan-Gepäck: Der französische Patriotismus im Bezug aufs Essen.

Autokorso nach dem Unentschieden gegen die Schweiz, denn Deutschland zieht als Gruppensieger ins Achtelfinale ein.

Rudelgucken in Dortmund: Der spielerische Härtetest Schweiz wurde für die DFB-Elf auch ein mentaler Härtetest - und Nervenkitzel für die Deutschland-Fans.

Das Duell zwischen der Türkei und Portugal lockte die Fans in Scharen nach Dortmund. Die Folge: volle Straßen und volle Public Viewings. Zehntausende pilgerten zu Fuß zum Stadion - wie hier beim Fanmarsch türkischer Anhänger.

Als der Ball rollte, hatten die portugiesischen Fans mehr zu lachen. Die Südeuropäer sicherten sich mit einem 3:0 den Gruppensieg.

Ukrainische Fans hatten am Freitag (21.06.) allen Grund zum Jubeln: Mit einem starken 2:1 endete die Partie gegen die Slowakei in Düsseldorf.

In der Düsseldorfer Altstadt kamen zahlreiche Fans zusammen, um den Sieg der ukrainischen Mannschaft zu feiern.

Italien ging als Titelverteidiger in die Europameisterschaft. Und damit das niemand vergisst, haben die italienischen Fans vor dem Stadion in Gelsenkirchen am Donnerstag (20.06.) den EM-Pokal natürlich auch dabei. Am Ende gewannen allerdings die Spanier.

Der bekannteste Fan der spanischen Nationalmannschaft war auch beim Spiel gegen Italien in Gelsenkirchen dabei: König Felipe VI. - mit einer Krawatte so rot wie die Trikots der "Furia Roja".

Beste Stimmung am Mittwochabend (20.06.) im Kölner Stadion vor der EM-Begegnung Schottland gegen die Schweiz. Die Schotten jubelten sich vor dem Anpfiff schon warm.

Auch die Schweizer gaben sich selbstbewusst und siegessicher.

Was den Schotten ihr Kilt, ist den Schweizern ihr Käse.

Schon vor der Partie zwischen Schottland und der Schweiz bekam man den Eindruck, die Schotten hätten ein Heimspiel - so viele Männer in Röcken waren in Müngersdorf unterwegs.

Tor, Tor, Tor: Auf dem Friedensplatz in Dortmund feierten am Mittwoch die Fans das 2:0 der deutschen Elf gegen Ungarn.

Public Viewing im Amphitheater Gelsenkirchen: Tausende haben das Vorrunden-Spiel Deutschland gegen Ungarn verfolgt.

EM-Spiele werden in Gelsenkirchen aber auch an noch ungewöhnlicheren Orten geschaut - zum Beispiel in der Fußballkirche der Katholischen Kirchengemeinde St. Joseph auf Schalke. 

Nicht in NRW, aber aus NRW: Stefan (links) und Andreas (rechts) aus Düsseldorf reisten am Mittwoch nach Stuttgart, um die deutsche Nationalelf gegen Ungarn zu unterstützen. Nach dem 2:0-Sieg und dem Achtelfinaleinzug war Feiern angesagt!

Gespielt wurde im BVB-Stadion trotz Wassermassen. Die Türkei gewann gegen Georgien mit 3:1.

Am Montag (17.06.) war Titelfavorit Frankreich ins Turnier gestartet - in Düsseldorf.

In der Landeshauptstadt wartete auf den Vizeweltmeister mit EM-Geheimtipp Österreich jedoch ein schweres Los.

Beim Sonnenuntergang am Rhein waren die Blicke auf die Leinwand gerichtet.

Frankreich gewann das Spiel knapp mit 1:0. Die Fans jubelten ausgelassen in der Altstadt.

In der Gelsenkirchener Innenstadt hatten die serbischen Fans einen Tag zuvor bereits seit dem frühen Morgen gefeiert.

Selbst wenn die Stadt anfangs nicht jeden überzeugen konnte, strömten auch die englischen Fans nach Gelsenkirchen.

Auf der Gelsenkirchener Trabrennbahn herrschte dann beim Public Viewing eine fast magische Stimmung. Auch der Himmel gab alles.

Am Ende des zweiten EM-Tags hatten vor allem die italienischen Fans Grund zur Freude. Mit 2:1 siegten die Azzurri gegen EM-Außenseiter Albanien.

Die Außenseiter-Rolle hielt aber tausende albanische Fans nicht davon ab, ins Dortmunder Stadion zu kommen. Neben dem obligatorischen Trikot trugen viele auch die traditionelle weiße Kopfbedeckung Qeleshe.

Davor wurde aber auch schon gejubelt. Unter anderem auf der Fanmeile am Kölner Tanzbrunnen. Dort feierten Schweizer Fans das 3:1 gegen Ungarn.

Die Schminke ist verteilt, die Hüte sitzen. Bunt und laut zeigten sich diese Schweizer Fans in Köln. Sie hatten einen Platz auf der Tribüne im Stadion ergattert.

Auch die ungarischen Fans ließen sich im Kölner Stadion nicht lumpen.

Schon am Freitag (14.06.) stand die Fanzone am Dortmunder Friedensplatz Kopf: Lange bevor das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland angepfiffen wurde, herrschte hier Partystimmung.

Als es dann am Abend losging, waren tausende Fans gekommen, um die Eröffnungspartie zu verfolgen.

Währenddessen bereitete man sich am Tanzbrunnen bereits auf das Public Viewing am Abend vor. Unter anderem konnte man sich dort in den Farben der favorisierten Mannschaft schminken lassen.

Danach konnte es losgehen. Gemeinsam mit dem DFB-Team wurde zur Begrüßung die Hymne gesungen.

Für gute Laune und Grund zum Feiern sorgten dann die Jungs von Julian Nagelsmann. Mit einer 3:0-Führung zur Halbzeit schmeckt das Bier gleich doppelt so gut.

Nach dem Auftaktsieg war in Köln kein Halten mehr. Zahlreiche Fans, die in den Fanzonen und Kneipen in der Innenstadt die Partie verfolgt hatten, zogen jubelnd durch die Stadt.

Fans geraten mehrfach in Dortmunder Innenstadt aneinander

Umgekippte Außenmöbel einer Bar in Dortmund

Umgekippte Außenmöbel einer Bar in Dortmund

Trotz des mehrheitlich fröhlichen und freundschaftlichen Fußballfestes kam es zu mehreren Auseinandersetzungen der Fanlager. An der Kleppingstraße waren laut Polizei zwei Personengruppen aus beiden Fan-Lagern aufeinander losgegangen. Gegenstände, darunter auch Tische und Bänke, wurden geworfen. In der Nähe gab es zwei weitere Auseinandersetzungen.

26 Personen wurden nach dem aktuellen Stand in der Nacht in Gewahrsam genommen. Der Polizeiführer Achim Stankowitz ergänzte dazu: "Man muss das in Relation sehen. Das Gros der Menschen ist völlig friedlich geblieben." Nicht alle Auseinandersetzungen lassen sich verhindern, so Stankowitz. In solchen Fällen sei man aber schnell dazwischen gegangen und hätte den Konflikt unterbinden können.

Polizei rechnete im Vorfeld mit Verkehrsstörungen

Aufgrund des erwarteten großen Fanaufkommens rechnete die Polizei Dortmund mit zahlreichen Verkehrsstörungen im Stadtgebiet. Eine Prognose, die sich bewahrheitete: Am frühen Nachmittag ging auf allen Parkplätzen in der Stadt nichts mehr: restlos voll. Auch auf den Straßen staute es sich wegen des Anreiseverkehrs. Wegen des Fanmarsches der niederländischen Fans waren zudem die B1 und B54 für mehrere Stunden gesperrt.

Lange Wartezeiten an der Grenze

Seit dem Mittag dauerte es vor allem an der deutsch-niederländischen Grenze besonders lange. Grund waren verstärkte Polizeikontrollen auf den Autobahnen anlässlich des Spiels, bis in den späten Nachmittag. Viele Fans kamen laut Polizei in Reisebussen. Die Kontrolle der Busse sei besonders zeitaufwändig, sagte ein Sprecher der Polizei.

Unsere Quellen:

  • Stadt Dortmund
  • Polizei Dortmund
  • Bundespolizei
  • Meldung der Deutschen Presse-Agentur
  • Gespräche mit Fans
  • Reporter vor Ort

Dortmund vor dem EM-Halbfinale: 100.000 englische und niederländische Fans erwartet

WDR Studios NRW 10.07.2024 00:46 Min. Verfügbar bis 10.07.2026 WDR Online