25 Jahre Phoenixsee: Wie aus einem Stahlwerk ein See wurde

Lokalzeit aus Dortmund 21.02.2025 03:16 Min. Verfügbar bis 21.02.2027 WDR Von Kay Bandermann

25 Jahre Phoenixsee: Wie aus einem Stahlwerk ein See wurde

Stand: 21.02.2025, 20:57 Uhr

Es klang wie ein verfrühter Aprilscherz. Ende Februar 2000 gab die Stadt Dortmund bekannt, aus dem Stahlwerksgelände Phoenix einen Freizeitpark zu machen. Heute ist der "Phoenixsee" Realität.

Von Kay Bandermann

Tapfer setzt Horst Dannemann einen Fuß vor den anderen und kämpft sich die in Rostoptik gehaltenen Treppenstufen zum "Kaiserberg" hoch. Der strahlend blaue Himmel motiviert den fast 87-Jährigen und die Aussicht auf den Dortmunder Phoenixsee.

"Das ist wirklich interessant", kommentiert Dannemann, als er oben angekommen ist. Ein schneidiger Wind pfeift 40 Meter über dem See. Ein beeindruckendes Panorama, findet Dannemann und fügt hinzu: "Hier oben bin ich das erste Mal!"

Horst Dannemann als Nahaufnahme, im Hintergrund der Phoenixsee

Horst Dannemann ist zum ersten Mal auf dem Kaiserberg

Das überrascht, denn die zum Aussichtspunkt aufgetürmte Riesenhalde war seine Idee. So wie er es im Laufe seines langen Bauingenieur-Lebens vielfach im Ruhrgebiet geplant und realisiert hat. Denn wenn alte Industrie-Areale für eine neue Nutzung umgewandelt werden sollten, dann wurde Horst Dannemann gerufen: ob in Duisburg-Rheinhausen, in der Essener Zinkstraße oder eben hier am heutigen Hörder Phoenixsee.

Der Mann, der die Idee für "machbar" erklärte

Dannemanns Spezialität sind sogenannte Machbarkeitsstudien. Aus seiner Feder stammt das Gutachten, das die Realisierbarkeit bestätigte.

Dabei spielt der Kaiserberg eine zentrale Rolle. Dannemann zeigt mit dem Finger nach unten. Im Berginneren befinden sich die am stärksten kontaminierte Böden aus der Stahlwerkszeit. "So gut verkapselt, dass nichts nach außen dringen kann", versichert er.

Wohnort für die einen – Naherholungsgebiet für die anderen

Phoenixsee und Kaiserberg sind zum Naherholungs-Hotspot geworden. An Wochenenden - erst recht bei schönem Wetter - kurven tausende Fußgänger, Skater und Radfahrer um den drei Kilometer langen Rundweg um den See.

Horst Dannemann gibt Anja Meyer die Hand.

Horst Dannemann trifft die Meyers

Anja und Ralf Meyer haben schon vor dem See in Hörde gewohnt. Da verlief die Werksbahn und die Fabrikmauer noch direkt hinter ihrem Garten. Jetzt steht an gleicher Stelle eine moderne Eigentumswohnanlage. Hier zeigen die Meyers Planer Horst Dannemann, wie sie von einer Wiese auf den See schauen können.

Wenn das Wasser in den Stahlwerkskeller lief…

Die Baustelle des Phoenixsees

So sah die Baustelle am Phoenixsee damals aus

Apropos See: Da habe er nie dran gezweifelt, erzählt er den Meyers, dass die Sache mit dem See funktionieren wird. "Im Stahlwerk liefen regelmäßig die Keller voll. Da wussten wir, dass das Grundwasser sehr hoch ansteht." Dannemann lächelt zufrieden. Seine Prognose ging auf.

Heute leben rund 2.000 Menschen rund um den See. Die neuen Nachbarn haben die Atmosphäre verändert, sagt Anja Meyer. "Früher war das eine echte Nachbarschaft. Jeder kannte jeden. Das ist vorbei." Sie klagt über Vandalismus und Einbruchsversuche: "Der See lockt die falschen Leute an."

2.000 neue Arbeitsplätze, wo früher Stahl gekocht wurde

Aus Sicht der Stadt Dortmund ist das Wagnis "Phoenixsee" aufgegangen: Am See sind nicht nur Wohnungen entstanden. Es gibt rund 2.000 Arbeitsplätze in Arztpraxen, Anwaltskanzleien und Beratungsfirmen. Sogar ein Sensorenhersteller mit 160 Beschäftigten hat sich angesiedelt. Dazu viele Restaurants, Bäckereien und Eisdielen.

Im Sommer herrscht fast so etwas wie "mediterranes Flair". Ralf Meyer ist es fast ein bisschen zu viel Flair: "Am Wochenende sind wir am besten nicht da."

Hörder Altstadt-Kaufleute gehen leer aus

Der Phoenixsee hat Hörde verändert. Ob zum Besseren oder Schlechteren? Da gehen die Meinungen auseinander.

Beatrice Kuhlmann in ihrem Schuhladen.

Beatrice Kuhlmann zeigt sich enttäuscht

Beatrice Kuhlmann hatte sich mehr Vorteile erhofft. Sie betreibt einen Schuhladen in der nahen Hörder Fußgängerzone. Von der noblen See-Atmosphäre ist hier nichts zu spüren. "Anfangs wurde versprochen, dass eine Brücke vom See direkt in unsere Altstadt gebaut wird. Darauf warten wir bis heute", sagt die Händlerin.

So kümmert sich Kuhlmann weiterhin um ihre ältere Stammkundschaft. Die jungen Besserverdiener vom Phoenixsee kaufen nicht bei ihr, sagt sie. Sie fahren vermutlich in die Dortmunder City oder nach Düsseldorf.

Unsere Quellen:

  • Gespräch mit Horst Dannemann
  • Gespräche mit Anwohnern