Ruhrbahn plant große Digitalisierung
Stand: 04.09.2024, 17:07 Uhr
Das Verkehrsunternehmen für Essen und Mülheim steht vor einer Mammutaufgabe. Die Stellwerke sollen bis 2031 digital arbeiten.
Von Johannes Hoppe
Es klackert im Stellwerk der Ruhrbahn in Essen-Frohnhausen, mehrere zehntausend mal täglich. Hier schalten die Relais Weichen und Signale im Schienennetz des Verkehrsunternehmens. Das Problem: die Technik ist 50 Jahre alt.
Der Hersteller Siemens hat niemanden mehr im Unternehmen, der sich mit der Technik auskennt. Ersatzteile werden nicht mehr hergestellt.
Zusammen mit Siemens Mobility will die Ruhrbahn alle seine fünf Stellwerke jetzt digitalisieren. Am Ende sollen es sechs werden, unter anderem um den Essener Hauptbahnhof zu entlasten. Der ist Europas größtes Nahverkehrsstellwerk, täglich gehen dort 23.000-mal Signale auf grün, 5.000-mal werden Weichen gestellt.
Außerdem fahren fast alle Bahnen über den Hauptbahnhof. Gibt es dort ein Problem wirkt sich das auf nahezu den kompletten Fahrplan aus und sorgt für Verspätungen.
Umbau bis 2031
In diesen Glaskästen schalten tausende Relais Weichen und Signale
Genau die will die Ruhrbahn jetzt auf Zukunft umstellen. Bis in sieben Jahren sollen alle Stellwerke digital arbeiten. Das heißt, es müssen tausende Relais ausgebaut und hunderte Tonnen neue Kabel in ganz Essen verlegt werden.
Die Arbeit soll während des laufenden Betriebs erledigt werden, meist nachts, damit Fahrgäste kaum etwas mitbekommen. Wenn dann auf die neue Technik umgestellt wird, werden die Bahnen in Essen und Mülheim allerdings auch mal ein Wochenende lang still stehen. Pro Stellwerk plant das Verkehrsunternehmen eine Umstellungszeit von zwei bis zweieinhalb Jahren.
Vorteile für Fahrgäste
Mit der Digitalisierung erhofft sich das Verkehrsunternehmen pünktlicher und zuverlässiger zu werden und längere Züge einsetzen zu können. Da die Stellwerke auch den Fahrweg sichern, könnten mit der neuen Technik Probleme schneller erkannt werden.
Auf diesem Schaltpult lässt sich die Schaltung der Wagen der Ruhrbahn überwachen
Dazu gehören auch die Überwachung der Geschwindigkeit und Notbremsungen bei Gefahr, wenn beispielsweise Menschen auf die Gleise geraten. Gleichzeitig müsse die neue Technik seltener gewartet werden.
Umrüstung wird gefördert
Rund 180 Millionen Euro soll die Umrüstung bis zum Jahr 2031 kosten. Allein muss die Ruhrbahn das allerdings nicht zahlen. Bis zu 60 Prozent der Kosten übernehmen das Land NRW und der Bund durch Fördermittel. So sollen die 38.000 Fahrwege der Ruhrbahn in Essen und Mülheim dann bald digital geplant, überwacht und gesichert werden.
Unsere Quellen:
- Ruhrbahn
- Reporter vor Ort
- Siemens Mobility