Dortmunder Start-up will Chemie klimaschonender machen

Lokalzeit aus Dortmund 09.04.2025 03:12 Min. Verfügbar bis 09.04.2027 WDR Von Kristin Trüb

Dortmunder Start-up will Chemie klimaschonender machen

Stand: 09.04.2025, 15:47 Uhr

Nordrhein-Westfalen ist das Herz der deutschen Chemieindustrie. Doch der Abschied von fossilen Rohstoffen wie Erdöl gestaltet sich schwierig. Start-ups spielen bei der Transformation ein wichtige Rolle.

Von Kristin Trüb

Das Dortmunder Start-up "Simplyfined" zeigt, wie es geht: Mit einem innovativen Verfahren verwandelt das Team um Gründer Maximilian Spiekermann pflanzliche Öle in eine klimaschonende Alternative zu Erdöl – und stößt damit auf riesiges Interesse.

Vom Labor in die Industrie: So funktioniert die Öl-Revolution

Während seiner Promotion an der TU Dortmund entwickelte Spiekermann an der Fakultät Bio-Chemieingenieurwesen ein chemisches Standardisierungsverfahren, das natürliche Öle wie Raps- oder Sonnenblumenöl für die industrielle Nutzung aufbereitet.

Das Bild zeigt Maximilian Spiekermann, Gründer des Unternehmens.

Maximilian Spiekermann und sein Team sehen in ihrer Idee großes Potenzial für die Chemieindustrie.

"Pflanzliche Öle sind aber in ihrer Zusammensetzung je nach Pflanzensorte, je nach Jahreszeit und je nach Verarbeitung sehr unterschiedlich. Genau da setzen wir an", erklärt der Chemieingenieur. Sein Verfahren macht aus pflanzlichen Ölen eine präzise berechenbare Basis für Kunststoffe, Kosmetika oder Schmiermittel – ganz ohne fossile Bestandteile.

Start-up mit Turbo-Förderung

Aus der Doktorarbeit wurde ein Start-up: Simplyfined wird mit 1,7 Millionen Euro Bundesmitteln gefördert. Damit kann das Unternehmen aufgebaut werden. Aktuell stellt das Start-up Proben her. Mit denen testen interessierte Unternehmen, ob der neue Basis-Rohstoff für sie tatsächlich eine gleichwertige Alternative zum Erdöl darstellt.

Das Bild zeigt einen Reaktor.

Der Reaktor ist im Produktionsablauf ein wichtiger Schritt, um aus dem Pflanzenöl die klimafreundliche Alternative zu machen.

Das Interesse aus der Branche ist riesig, berichtet Spiekermann: "Man hat alle Hände voll zu tun und möchte - oder muss - die Nachfrage in irgendeiner Form bedienen." Co-Founder Maximilian Krause, verantwortlich für Vermarktung, schwärmt: "Zu sehen, dass die Unternehmen drauf anspringen und das haben wollen, das ist super motivierend."

NRW als Innovationsmotor für chemische Betriebe

Für den Chemiestandort NRW sind solche Lösungen und motivierte Gründer überlebenswichtig. "30 Prozent der deutschen Chemieproduktion kommen aus unserem Land – da tragen wir besondere Verantwortung", betont Uwe Wäckers vom Verband der Chemischen Industrie (VCI). Der Verband fördert gezielt Start-ups wie Simplyfined, die mit Partnern aus Wirtschaft und Politik an der grünen Transformation arbeiten.

Das kurzfristige Ziel der Gründer: Sie wollen mit einer Pilotanlange bis zu 250 Jahrestonnen produzieren. Aber auch der langfristige Plan steht, erklärt Spiekermann: "Wir wollen weiterwachsen und innerhalb der nächsten 5 Jahre vor einer noch größeren Anlage außerhalb der Uni, vielleicht schon in einem Chemiepark stehen."

Mit ihrem Ansatz, auch Abfallstoffe wie Restöle aus der Papierherstellung oder Insektenfette zu nutzen, könnte Simplyfined zum Blaupausen-Projekt für eine kreislauforientierte Chemieindustrie werden.

Quellen:

  • Gründer von Simplyfined
  • TU Dortmund Fakultät Bio- Chemieingeneurwesen
  • Uwe Wäckers vom Verband der chemischen Industrie